Die Corona-Krise hinterlässt auch im Kreditgeschäft deutliche Spuren. Aktuelle Verivox-Daten zeigen: Kreditnehmer leihen sich heute im Schnitt mehr Geld als vor der Krise.
Der durchschnittliche Kreditbetrag war im März 7,5 Prozent höher als im Februar. Im Jahresvergleich beläuft sich das Plus auf 11 Prozent. Zugleich verschieben sich die Anteile der einzelnen Kundengruppen. Banken vergeben Kredite vermehrt an Gutverdiener mit sicherer Beschäftigung.
Kreditvolumen in einem Monat um 7,5 Prozent gestiegen
In der Corona-Krise sind die durchschnittlichen Kreditsummen deutlich gestiegen. Verbraucher, die im März einen Kredit über Verivox abgeschlossen haben, nahmen im Schnitt 15.676 Euro auf. Im Februar - vor Ausbruch der Krise - lag der durchschnittliche Kreditbetrag noch bei 14.588 Euro. Damit stieg das Kreditvolumen binnen eines Monats um 7,5 Prozent. Im Jahresvergleich zum März 2019 fällt der Anstieg mit 11 Prozent sogar noch deutlicher aus.
Vor allem Gutverdiener schließen höhere Kredite ab
Gerade in der Krise kalkulieren Kreditnehmer mit ausreichender Bonität ihren Finanzbedarf lieber nicht zu knapp. In allen Einkommensgruppen stieg der durchschnittliche Kreditbetrag - bei den kleineren und mittleren Einkommen aber weniger stark als bei Gutverdienern.
Verivox-Kunden mit einem Nettoeinkommen zwischen 1.000 und 2.000 Euro liehen sich im März 2020 durchschnittlich 12.086 Euro - 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Deutlich stärker stiegen die Kreditsummen bei Kunden mit höheren Einkommen von 3.000 bis 4.000 Euro (16 Prozent) sowie 4.000 bis 5.000 Euro (17 Prozent). Bei den Gutverdienern mit über 5.000 Euro Nettoeinkommen war der Anstieg mit 40 Prozent am stärksten. Sie liehen sich im Schnitt 26.864 Euro.
Anteil von Autokrediten schrumpft um mehr als ein Drittel
Viele Verbraucher verschieben planbare Investitionen derzeit lieber auf einen späteren Zeitpunkt. Darauf deuten die angegebenen Verwendungszwecke hin. Kredite für den Fahrzeugkauf hatten im März 2020 einen Anteil von 8,2 Prozent am Gesamtgeschäft - ein Drittel weniger als im Vorjahr, als Autokredite noch 13,2 Prozent des Gesamtgeschäfts ausmachten. Der Anteil von Modernisierungs- und Renovierungskrediten sank um ein Sechstel.
"Dafür nehmen Kreditnehmer die Optimierung ihrer Finanzen nun stärker in den Blick", sagt Oliver Maier. "In der Krise müssen die Verbraucher sparen. Viele nutzen das anhaltende Zinstief dafür, laufende Kredite mit einem günstigeren Darlehen abzulösen."
Banken setzen auf Sicherheit
Verivox hat untersucht, wie sich die Anteile unterschiedlicher Kundengruppen an den genehmigten Krediten in der Krise verändert haben. Im März 2020 wurden 44 Prozent der Kredite von Verbrauchern mit einem Nettoeinkommen zwischen 1.000 und 2.000 Euro beantragt. Diese Einkommensgruppe hat damit immer noch den größten Einzelanteil am Gesamtgeschäft. Doch ihr Anteil ist deutlich geschrumpft. Im März 2019 waren es noch 51 Prozent.
Der Anteil der Gutverdiener ist hingegen gestiegen - in der Einkommensgruppe von 3.000 bis 4.000 Euro um knapp ein Drittel, in der Gruppe mit 4.000 bis 5.000 Euro Nettoverdienst sogar um zwei Drittel. "Banken setzen bei der Kreditvergabe heute noch stärker auf Sicherheit als vor der Krise", sagt Oliver Maier. "Sie bauen das Geschäft mit einkommensstarken Kreditnehmern in sicheren Jobs aus und legen dafür bei einigen Berufsgruppen und Branchen strengere Maßstäbe an."
So ist der Beamten-Anteil unter den bewilligten Krediten nach der Krise um ein Fünftel gestiegen, während der Anteil von Arbeitern und Selbstständigen sank. Ebenso verringerte sich der Anteil von Kreditnehmern in Branchen wie Handel, Verkehr und Gastgewerbe, die besonders stark von der Corona-Krise betroffen sind. Das größte Plus verzeichneten die Bereiche Erziehung sowie die IT- und Kommunikationsbranche - beides Wirtschaftsbereiche, die von der Krise weniger stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Original-Content von: Verivox GmbH übermittelt durch news aktuell
Themen:
LESEN SIE AUCH
Kreditzinsen steigen in der Corona-Krise um über einen Prozentpunkt
Nullzins trotz EZB-Gewinn: Wie Sparkassen und Volksbanken ihre Sparer im Regen stehen lassen
Obwohl Banken bei der EZB 2,25 % für Einlagen erhalten, bieten 52 Institute ihren Kunden gar keine Verzinsung. Laut Verivox betrifft das vor allem Sparkassen und Volksbanken – bundesweite Anbieter sind seltener betroffen.
Covid-19 Finanzreport: Die Pandemie belastet besonders Alleinerziehende und Jüngere
Geld- und Wertdienste: Corona ändert Zahlungsverhalten drastisch und nachhaltig
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
BFH-Urteil zum freiwilligen Wehrdienst: Wann Kindergeld trotz Soldatendienst gezahlt wird
Der Bundesfinanzhof schafft Klarheit: Ein freiwilliger Wehrdienst allein begründet keinen Anspruch – doch wer ausbildungswillig ist und keinen Platz findet, kann profitieren. Was das Urteil für Familien bedeutet.
Geldanlage: Sicherheit vor Rendite – aber mit wachsender Risikobereitschaft
Für die meisten Deutschen steht Sicherheit bei der Geldanlage weiterhin an erster Stelle. Das zeigt eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der BarmeniaGothaer. Während klassische Sparformen dominieren, gewinnt das Interesse an renditestärkeren Alternativen wie Fonds und Aktien langsam an Bedeutung.
Insolvenzverfahren der P&R-Gruppe: Über 666 Millionen Euro an Gläubiger verteilt
In den Insolvenzverfahren der vier deutschen P&R-Containerverwaltungsgesellschaften wurde nunmehr die vierte Abschlagsverteilung vorgenommen. Insgesamt rund 122 Millionen Euro wurden an mehr als 54.000 Gläubiger ausgezahlt.

Steuerbonus aus der Nebenkostenabrechnung
Versteckte Steuerersparnis in der Betriebskostenabrechnung: Wer haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerleistungen gezielt nutzt, kann jährlich mehrere hundert Euro direkt von der Steuer abziehen. Was § 35a EStG erlaubt, wie man eine Bescheinigung bei der Hausverwaltung anfordert – und worauf Mieter und Eigentümer jetzt achten sollten.