90 Prozent der mittelständischen Industrieunternehmen wünschen sich ein Finanzierungsmodell, bei dem die Kreditkonditionen nicht vorrangig von historischen Finanzkennzahlen und vorhandenen Sicherheiten bestimmt werden. So die Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzierung 4.0“ von creditshelf und der TU Darmstadt.
Stattdessen sollten Daten, die die Performance der Investition belegen und diese jederzeit überprüfbar machen, ausschlaggebend für ein Finanzierungsmodell sein. Dabei ist die Bereitschaft, den Kreditgebern die entsprechenden Daten zur Verfügung zu stellen, hoch. Während sich vor zwei Jahren 15 Prozent der Entscheider gegen eine Offenlegung der Daten ausgesprochen haben, waren es 2019 nur noch 9 Prozent.
Prof. Dr. Dirk Schiereck, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat, erläutert:
„Der Mittelstand musste in den vergangenen Jahren ein enormes Anpassungsvermögen beweisen und sich rapide wechselnden Marktbedingungen stellen. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran, dieser Realität müssen sich auch Kreditgeber stellen. Die traditionellen Berechnungsmethoden und Kennzahlen-Analysen sind in vielen Fällen nicht mehr zeitgemäß.“
Der Finanzierungsexperte rät deshalb dazu, sich im Kreditgeschäft vom starren Regelwerk zu lösen und bewegliche Modelle einzuführen.
Diese Flexibilität, bei der Kreditkonditionen von der Performance der Investition bestimmt und überprüfbar gemacht wird, erachten 93 Prozent der befragten Vorstände und Geschäftsführer als attraktiv beziehungsweise eher attraktiv.
Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf, dazu:
„Industrie 4.0 ist kein Schlagwort mehr, sondern in vielen Betrieben gelebte Wirklichkeit. Darauf muss die Kreditwirtschaft eingehen und die Möglichkeiten einer modernen Finanzierung anbieten.“
Mit flexiblen Kreditmodellen könne schneller auf unterschiedliche Marktsituationen reagiert werden, beispielsweise, wenn die Auftragslage kurzfristig dünner werde. Gerade in Anbetracht des drohenden Konjunkturabschwungs sei dies wichtig, damit das Rückgrat der deutschen Wirtschaft langfristig wettbewerbsfähig bleibe.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Hausbank-Wechsel für mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen vorstellbar
Jedes dritte Unternehmen spürt wirtschaftliche Abkühlung
Mittelständler brauchen fremdes Geld für Klimaschutz
FINTICS: Fintech-Branchentreff in Berlin
Unter dem Motto „Where Fintech meets Politics“ treffen sich auf der FINTICS, der Branchenveranstaltung für digitales Finanzieren und Investieren, am 9. September 2022 in Berlin renommierte Speaker aus der Welt der Fintechs, Politik, Wissenschaft und Medien.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
BFH-Urteil zum freiwilligen Wehrdienst: Wann Kindergeld trotz Soldatendienst gezahlt wird
Der Bundesfinanzhof schafft Klarheit: Ein freiwilliger Wehrdienst allein begründet keinen Anspruch – doch wer ausbildungswillig ist und keinen Platz findet, kann profitieren. Was das Urteil für Familien bedeutet.
Geldanlage: Sicherheit vor Rendite – aber mit wachsender Risikobereitschaft
Für die meisten Deutschen steht Sicherheit bei der Geldanlage weiterhin an erster Stelle. Das zeigt eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der BarmeniaGothaer. Während klassische Sparformen dominieren, gewinnt das Interesse an renditestärkeren Alternativen wie Fonds und Aktien langsam an Bedeutung.
Insolvenzverfahren der P&R-Gruppe: Über 666 Millionen Euro an Gläubiger verteilt
In den Insolvenzverfahren der vier deutschen P&R-Containerverwaltungsgesellschaften wurde nunmehr die vierte Abschlagsverteilung vorgenommen. Insgesamt rund 122 Millionen Euro wurden an mehr als 54.000 Gläubiger ausgezahlt.

Steuerbonus aus der Nebenkostenabrechnung
Versteckte Steuerersparnis in der Betriebskostenabrechnung: Wer haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerleistungen gezielt nutzt, kann jährlich mehrere hundert Euro direkt von der Steuer abziehen. Was § 35a EStG erlaubt, wie man eine Bescheinigung bei der Hausverwaltung anfordert – und worauf Mieter und Eigentümer jetzt achten sollten.