Ein Viertel der mittelständischen Unternehmen in Deutschland benötigen in diesem Jahr für ihre Maßnahmen zum Klimaschutz eine Finanzierung. Das ist ein Ergebnis der Studie „Finanzierungsmonitor 2020“, die creditshelf zusammen mit der TU Darmstadt erstellt hat.
Das Thema Nachhaltigkeit rangiert somit bei den über Kredite und Co. zu finanzierenden Aktivitäten noch vor den Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie der Finanzierung neuer Standorte oder geplanter Übernahmen.
Nachhaltigkeitsstrategien können teuer werden
Banken erwarten unabhängig vom Finanzierungsgrund von den Unternehmen zunehmend Transparenz in Sachen Klimaschutz.
Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf, dazu:
„Nachhaltigkeit und Klimaschutz nehmen für 88 Prozent der Befragten bereits einen wesentlichen Teil der Unternehmensstrategie ein. Niemand kann sich dem Thema mehr entziehen. Aber Lippenbekenntnisse reichen nicht aus, die Firmen müssen Taten folgen lassen – und deshalb auch investieren.“
Viele Maßnahmen seien sehr kapitalintensiv, würden aber nicht direkt zum wertschöpfenden Prozess beitragen.
Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachgebiets Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, ergänzt:
„Zentral ist die Frage: Wie weit ist ein Unternehmen gewillt zu gehen? Soll zum Beispiel die Energieversorgung für eine Produktionsstätte nicht mehr mit konventionellem Strom betrieben werden, kann schnell und günstig auf einen grünen Versorger mit erneuerbaren Energiequellen zurückgegriffen werden. Alternativ kann das Unternehmen aber auch eine Solaranlage auf dem Dach installieren. Das bedarf zwar einer größeren Finanzierung, kann sich aber langfristig rechnen.“
Für Dr. Daniel Bartsch sind viele Nachhaltigkeitsprojekte nicht nur aus Umweltschutzgründen wichtig, denn sie unterstützen auch ein positives Unternehmensimage. Es sei gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, eine positive Reputation auszustrahlen, um Top-Talente anzuziehen. Auch viele Kunden würden verstärkt darauf achten, dass eine Marke gesellschaftlich akzeptiert ist. Nachhaltigkeits-Investitionen könnten sich also langfristig als renditestarkes Investment herausstellen.
Zudem werde das Thema in der Kommunikation mit Geschäftspartnern oder bei Verhandlungen mit Banken auch immer wichtiger: 67 Prozent der im Finanzierungsmonitor befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Hausbank bereits Informationen zu Aktivitäten in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit gefordert hätte. Und acht von zehn Unternehmen achten auch selbst bereits bei der Auswahl von Lieferanten und Dienstleistern auf deren Nachhaltigkeits-Bemühungen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Geschwindigkeit bei Kreditvergabe gewinnt an Bedeutung
Hausbank-Wechsel für mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen vorstellbar
Neue Finanzierungsmodelle für Unternehmen gefragt
Jahreswirtschaftsbericht 2023: "Wohlstand erneuern"
Deutschland hat in der Multi-Krise Stärke bewiesen. Denn staatliches Handeln und eine anpassungsfähige sowie resiliente Wirtschaft haben die Herausforderungen beherrschbar gemacht. Der Jahreswirtschaftsbericht zeigt zudem die künftigen wirtschafts- und finanzpolitischen Schwerpunkte auf.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Der digitale Führerschein: Ambition trifft auf Realität
Deutschland bemüht sich erneut um die Digitalisierung hoheitlicher Dokumente. Doch das Projekt „Digitaler Führerschein“ steht exemplarisch für die Differenz zwischen politischem Anspruch und operativer Wirklichkeit.
Elterngeldbezug rückläufig – Geburtenrückgang und ökonomische Unsicherheiten als zentrale Einflussfaktoren
Im Jahr 2024 bezogen rund 1,67 Millionen Frauen und Männer in Deutschland Elterngeld – das entspricht einem Rückgang von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Haushaltspaket treibt Bundesanleihen in die Höhe
Die Ankündigung eines groß angelegten Infrastruktur- und Verteidigungsprogramms durch die deutsche Regierung hat die Märkte in Bewegung versetzt. Innerhalb von nur zwei Tagen sind die Renditen von Bundesanleihen um 40 Basispunkte auf 2,9 Prozent gestiegen. Mauro Valle, Head of Fixed Income bei Generali Investments, analysiert die Folgen für Investoren.
Weniger Niedriglöhne, kleineres Lohngefälle – Deutschland verdient besser
In den letzten zehn Jahren hat sich die Einkommensstruktur in Deutschland spürbar verändert. Laut einem aktuellen Bericht des Statistischen Bundesamtes ist die Niedriglohnquote gesunken, und das Lohngefälle zwischen Gering- und Besserverdienenden hat sich verringert.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.