KMU: Finanzierung wird wegen strengerer Bankenregulierung schwieriger

KMU: Finanzierung wird wegen strengerer Bankenregulierung schwieriger
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Für kleine und mittelständische Unternehmen wird durch die Änderungen in der europäischen Bankenregulierung in den kommenden Jahren der Zugang zu Bankkrediten erschwert. Zu diesem Schluss kommt die Studie von Euler Hermes und TRIBRating.

Die Finalisierung von Basel III und Umsetzung von Basel IV verteuert Finanzierungskosten in absehbarer Zeit. Das führt zu einer restriktiveren Vergabe von Krediten durch Banken, vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen mit unterdurchschnittlicher Kreditwürdigkeit.

Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sagt:

„Das Interesse der Banken, Kredite von Mittelständlern mit eher schlechter Bonität zu verlängern oder zu gewähren sinkt mit den neuen EU-Richtlinien zur Bankenregulierung voraussichtlich. Dabei besteht bereits heute bei der europäischen Bankenfinanzierung trotz dauerhafter Niedrigzinsphase weiterhin eine Finanzierungslücke von 400 Milliarden Euro (Mrd. EUR) bei den KMU.“

Steigende Mindest-Kapitalanforderungen führen zu steigenden Finanzierungskosten

Mit der strengeren Bankenregulierung steigen beispielsweise die Mindest-Kapitalanforderungen von 8 Prozent auf 10,5 Prozent.

Kai Gerdes, Direktor Analyse bei Euler Hermes Rating, erklärt:

„Dies könnte zu einem Anstieg der Finanzierungskosten um schätzungsweise mehr als 100 Basispunkte führen, das ist über 1 Prozent. Das bringt viele dieser Unternehmen unter Zugzwang, denn europäische Mittelständler sind mit 70% besonders stark von einer Bankenfinanzierung abhängig. Alternative Finanzierungsformen gewinnen hier also deutlich an Bedeutung.“

Aktuelle Mechanismen, die die Kapitalanforderungen für Bankkredite an KMU reduzieren, wie der „KMU Unterstützungsfaktor“ könnten die erwartete Negativentwicklung bei der Finanzierung des europäischen Mittelstands auch in Zukunft etwas abfedern – allerdings nur bei kleineren Krediten unterhalb der Grenze von 1,5 Millionen Euro.

Kai Gerdes dazu:

„In der Eurozone insgesamt entfallen nur etwa 30% aller neu vergebenen Kredite in diese Kategorie. In Deutschland sind es mit 18% sogar noch deutlich weniger. In Italien (47%) und Spanien (53%) dürfte dieser Puffer hingegen etwas stärker wirken, weil die Anzahl an eher kleinen Krediten wesentlich höher ist.“

Kapitalmarktunion: Viele Fortschritte, aber eigentliche Ziele längst nicht erreicht

Um eine ausreichende Finanzierung des europäischen Mittelstands zu gewährleisten hat die Europäische Kommission die Initiative „EU Capital Markets Union“ (CMU) ins Leben gerufen. Bis Oktober 2019 soll diese planmäßig vollständig umgesetzt sein. Allerdings sind laut Kai Gerdes die ursprünglichen Ziele der Kapitalmarktunion längst noch nicht erreicht, auch wenn in einigen Bereichen deutliche Fortschritte erzielt wurden.

Alternative für Mittelstand muss her

Laut der Studie von Euler Hermes und TRIB Rating werden sich KMU in Europa also zunehmend mit alternativen Finanzierungsformen auseinandersetzen müssen.

Ron van het Hof sagt:

„Im Niedrigzinsumfeld wächst das Interesse von institutionellen Investoren an alternativen Investmentfonds. Die direkte Kreditvergabe privater Investoren in Europa boomt in den letzten Jahren. Das könnte für Mittelständler zu einer echten Alternative werden bei der Finanzierung. Gerade KMU sind für Investoren sehr attraktiv, auch wenn sie wesentlich höhere und komplexere Kreditrisiken als multinationale Unternehmen.“

Die Sparrate in Europa ist mit 12,1 Prozent weiterhin hoch, so dass etwa 860 Milliarden Euro Kapital pro Jahr zur Verfügung steht. Etwa 30 Prozent werden in Wertpapiere investiert.

„Wenn ein Viertel dieser Ersparnisse in Kreditfonds für KMU investiert würden, würde dies Kapital in Höhe von 65 Mrd. EUR pro Jahr freisetzen. Mit diesem zusätzlich verfügbaren Finanzierungsvolumen könnte ein Teil der vorhandenen Finanzierungslücke geschlossen werden.“