Gesundheitsbudget deutlich niedriger als Ausgaben für Freizeit

Viele Deutsche investieren mehr in Auto und Urlaub als in ihre Gesundheit. Laut einer aktuellen Verivox-Umfrage würden knapp zwei Drittel der Befragten höchstens 299 Euro jährlich für private Gesundheitsleistungen ausgeben – und ein Drittel geht nicht regelmäßig zur Vorsorge.

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Viele Deutsche investieren mehr in Auto und Urlaub als in ihre Gesundheit.Viele Deutsche investieren mehr in Auto und Urlaub als in ihre Gesundheit.DALL-E

Private Gesundheitsleistungen wie Vorsorgeuntersuchungen, Spezialdiagnostik oder Selbstzahlerleistungen stoßen bei vielen Deutschen auf Zurückhaltung. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von Verivox würden 63 Prozent der Befragten maximal 299 Euro pro Jahr dafür ausgeben. Rund 15 Prozent wären gar nicht bereit, Geld in zusätzliche Gesundheitsleistungen zu investieren.

Deutlich großzügiger fallen dagegen die Budgets für andere Lebensbereiche aus:
Knapp ein Viertel der Befragten (23 Prozent) würde jährlich 500 bis 999 Euro für Auto-Wartung und -Reparaturen ausgeben. Beim Urlaub liegt die Spanne noch höher – 30 Prozent kalkulieren mehr als 2.000 Euro pro Jahr für Reisen ein.

„Die Menschen in Deutschland zahlen so viel wie noch nie für die Krankenversicherung“, sagt Aljoscha Ziller, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt alle medizinisch notwendigen Leistungen – allerdings sind moderne oder erweiterte Behandlungsmethoden oft nicht enthalten. Private Zusatzleistungen können hier eine wertvolle Ergänzung sein.“

Vorsorge oft vernachlässigt – besonders bei Männern

Auch ohne Zuzahlung ist das Thema Vorsorge nicht bei allen beliebt. Ein Drittel der Befragten geht laut Umfrage nicht regelmäßig zu Kontroll- oder Früherkennungsuntersuchungen. Frauen zeigen sich insgesamt deutlich aktiver: 72 Prozent nehmen Vorsorgetermine wahr, bei Männern sind es nur 60 Prozent.

Die höchste Teilnahmequote erzielt die zahnärztliche Kontrolluntersuchung – 70 Prozent waren im letzten Jahr beim Zahnarzt. Zur gynäkologischen Vorsorge gingen 60 Prozent der befragten Frauen in den letzten zwölf Monaten.

„Vorsorgeuntersuchungen werden am ehesten wahrgenommen, wenn sie früh zur Routine werden oder mit Anreizen verbunden sind“, so Ziller. Bonusprogramme wie das zahnärztliche Bonusheft oder vergleichbare Modelle könnten laut Verivox-Analyse auch in anderen Präventionsfeldern erfolgreich sein.

Subjektives Gesundheitsgefühl ersetzt oft Vorsorge

Der häufigste Grund, keine Vorsorge wahrzunehmen, ist das eigene Wohlbefinden: 42 Prozent fühlen sich zu gesund, um Kontrolluntersuchungen für notwendig zu halten. Dieser „Präventionsparadox“ zeigt sich besonders bei einkommens- und bildungsstärkeren Gruppen: 47 Prozent der Akademiker und 50 Prozent der Haushalte mit über 3.800 Euro Nettoeinkommen verzichten aus diesem Grund auf Vorsorge – gegenüber 37 Prozent in Haushalten mit bis zu 1.500 Euro.
„Viele schwere Erkrankungen verlaufen zunächst symptomlos“, warnt Ziller. „Wer sich zu stark auf das eigene Körpergefühl verlässt, riskiert, Krankheitszeichen zu übersehen.“

Unterschiede nach Einkommen und Bildung

Die Studie zeigt deutliche Unterschiede bei der Inanspruchnahme ärztlicher Vorsorge:

  • In Haushalten mit weniger als 1.500 Euro Nettoeinkommen nehmen nur 56 Prozent Vorsorgeuntersuchungen wahr.
  • Bei Einkommen ab 3.800 Euro steigt der Anteil auf 73 Prozent.
  • Nach Bildungsgrad variiert die Quote zwischen 61 Prozent (Volks- und Hauptschulabschluss) und 68 Prozent (akademischer Abschluss).

Über die Studie:
Das Meinungsforschungsinstitut Innofact befragte im Auftrag von Verivox im Mai 2025 1.008 Personen zwischen 18 und 79 Jahren online. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung nach Alter, Geschlecht, Bundesland und Versicherungsstatus.

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