Diabetes treibt Kosten in der PKV: Ausgaben für Medikamente steigen um 56 Prozent
Immer mehr Menschen in Deutschland leben mit einer chronischen Erkrankung – mit Folgen für das Gesundheitssystem und die Kostenentwicklung. Nach aktuellen Daten des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) sind bereits 40 Prozent der Erwachsenen betroffen, besonders häufig von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder chronischen Atemwegsleiden.
Diabetes als wachsendes Problem
Ein Beispiel ist der Typ-2-Diabetes, der jedes Jahr rund 450.000 Neuerkrankungen verursacht. 2022 lebten laut Robert-Koch-Institut etwa sechs Millionen Menschen mit der Diagnose. Bis 2050 könnte die Zahl auf elf Millionen steigen – das wären mehr als 16 Prozent der Bevölkerung. Mit längerer Lebenserwartung steigt zugleich die Dauer der Erkrankung und damit das Risiko für Komplikationen.
Diese Entwicklung spiegelt sich in den Arzneimittelausgaben wider: Allein die PKV verzeichnete in den vergangenen fünf Jahren einen Kostenanstieg für Diabetesmedikamente um 56,2 Prozent. Damit zählt die Stoffwechselkrankheit schon heute zu den größten Ausgabentreibern.
Europäischer Vergleich: Deutschland abgehängt
Ein Blick nach Europa verdeutlicht die Herausforderungen: Während die Lebenserwartung in Spanien, Italien oder der Schweiz über 83 Jahre liegt, erreichen Menschen in Deutschland im Schnitt nur 81 Jahre. Auch die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist hierzulande höher.
Die Gründe sind vor allem verhaltensbedingt: Mehr als die Hälfte der Erwachsenen ist übergewichtig, jeder Fünfte adipös. Nur elf Prozent erreichen die WHO-Empfehlung von fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag. Beim Alkoholkonsum liegt Deutschland mit knapp elf Litern pro Kopf deutlich über dem EU-Schnitt. Im europäischen Vergleich belegt die Bundesrepublik bei den Risikofaktoren den letzten Platz.
Kostenbelastung für die PKV
Die Folgen sind auch für die private Krankenversicherung spürbar. Versicherte beanspruchen mehr Leistungen als ursprünglich kalkuliert, nicht weil Beiträge falsch berechnet wurden, sondern weil Erkrankungen häufiger auftreten und intensiver behandelt werden. Neue Therapien und teure Medikamente verstärken die Entwicklung zusätzlich.
Prävention als Schlüssel
Gesundheitsökonomisch ist klar: Noch wichtiger als die Behandlung ist die Vermeidung chronischer Krankheiten. Prävention und Gesundheitsförderung werden damit zur entscheidenden Stellschraube.
Ein zentrales Problem bleibt die Gesundheitskompetenz. Laut einer Studie der TU München haben rund 75 Prozent der Erwachsenen erhebliche Schwierigkeiten, Gesundheitsinformationen richtig einzuordnen. Neben Aufklärung braucht es daher praxisnahe und verständliche Informationen. Ebenso entscheidend ist ein gesundheitsförderliches Umfeld: Schulen, Kommunen und Betriebe können dazu beitragen, Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung in den Alltag zu integrieren.
Auch der PKV-Verband setzt mit Präventionsprogrammen in Lebenswelten an. Ziel ist es, Lebensstile nachhaltig zu verändern, die Zahl chronischer Erkrankungen zu senken und die Kosten langfristig zu stabilisieren.
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