Bitkom: EU-Urheberrechtsreform ist rückwärtsgewandt

Das EU-Parlament hat für die umstrittene EU-Urheberrechtsrichtlinie gestimmt. Aus Sicht des Digitalverbands Bitkom geht die Reform allerdings in die falsche Richtung.

(PDF)
mann-zerschlaegt-laptop-85778809-FO-alphaspiritmann-zerschlaegt-laptop-85778809-FO-alphaspirit

So sollen Internetplattformen sämtliche Inhalte einzelner Internetnutzer bereits vor dem Hochladen auf vermeintliche Urheberrechtsverletzungen hin prüfen und bei potenziellen Rechtsverletzungen maschinell blockieren – egal ob Text, Bild, Musik, Video oder Software.

Achim Berg, Bitkom-Präsident, dazu:

„Die EU versucht mit dieser Richtlinie, die digitale Uhr zurückzudrehen. Die Richtlinie ist rückwärtsgewandt und dient primär dem Schutz traditioneller Industrien. Dabei ignoriert sie die Potentiale der digitalen Wirtschaft, bremst die Digitalisierung der Gesellschaft und beschädigt die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle in Deutschland und der EU.“

Grenze zur Zensur überschritten

Von der Maßnahme betroffen wären zahlreiche Plattformen, die Inhalte Dritter speichern. Der Geltungsbereich beginnt bei Foren, in denen sich etwa Patienten über bestimmte Krankheitsbilder austauschen und geht über kommerzielle Enzyklopädien bis hin zu den großen sozialen Netzwerken wie Facebook und YouTube.

Achim Berg sagt:

„Mit der geplanten Einführung von Uploadfiltern würde die EU erstmals die Grenze zur Zensur überschreiten und massiv in den verfassungsrechtlich geschützten Bereich der freien Meinungsäußerung eingreifen.“

Data Mining ist Grundbaustein für KI

Im Bereich der künstlichen Intelligenz soll Unternehmen das sogenannte Data Mining untersagt bleiben. Data Mining beschreibt die Analyse von großen Datenmengen, zum Beipsiel von im Internet frei verfügbaren Texten. Bisher war strittig, ob entsprechende Analysen urheberrechtlich einer Vervielfältigung gleichkommen und damit einer Erlaubnis durch den Urheber bedürfen. Aus Bitkom-Sicht scheitert der Richtlinienentwurf daran, diese Rechtsunsicherheit bei Unternehmen auszuräumen.

Achim Berg erklärt:

„Data Mining ist nichts anderes als das Lesen durch Maschinen, für das es auch keiner Erlaubnis durch Urheber bedarf. Für die Weiterentwicklung der Schlüsseltechnologie Künstlicher Intelligenz ist Data Mining der wichtigste Grundbaustein. Mit dem Richtlinienentwurf konterkariert die EU ihre KI-Strategie.“

Gleichstellung von Urhebern

Auch die Regelungen zum Urhebervertragsrecht sind nach Einschätzung des Bitkom nicht durchdacht. So sollen Software-Entwickler mit Urhebern in der Kreativwirtschaft gleichgestellt werden und zum Beispiel das Recht erhalten, von ihnen entwickelte Software und Programmcodes auch nach Jahren noch von ihren Auftraggebern zurückzufordern.

Darüber hinaus plant die EU, ein EU-Leistungsschutzrecht für Presseverleger einzuführen, wie es in Deutschland im Grundsatz bereits gilt. Danach müssen beispielsweise Betreiber von Suchmaschinen für die Anzeige kurzer Textausschnitte in ihren Suchergebnissen die Verlage vergüten.

Achim Berg meint:

„Mit dem Leistungsschutzrecht setzt die EU auf ein Instrument, das in Deutschland seine Wirkungslosigkeit bereits bewiesen hat und den Verlagen weder eine neue Erlösquelle erschließt noch sie bei der digitalen Transformation unterstützt. Eine zukunftsgerichtete Urheberrechtsreform sieht anders aus.“

Bild: © alphaspirit / fotolia.com

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Anzugtraeger-Miniauto-Cyberspace-86748224-FO-alphaspiritAnzugtraeger-Miniauto-Cyberspace-86748224-FO-alphaspirit
Politik

Digitalthemen im Wahlkampf 2017 wichtiger als je zuvor

Auch die Parteien setzen im 2017er Wahlkampf verstärkt auf Digitalthemen. Wie die, durch den Digitalverband Bitkom gestartete Plattform www.digitalwahl.de im Rahmen ihrer Wahlprogramm-Analyse ermittelt hat, spielen anders als bei früheren Wahlkämpfen, digitalpolitische Fragen eine so wichtige Rolle wie niemals zuvor.
Roboterhand-Menschenhand-274443583-AS-sompong_tomRoboterhand-Menschenhand-274443583-AS-sompong_tomsompong tom – stock.adobe.com
Management

Große Mehrheit hält KI für wichtigste Zukunftstechnologie

Auch wenn gerade mal 6 Prozent der Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern in Deutschland künstliche Intelligenz einsetzen, sind fast drei Viertel der Meinung, dass KI die wichtigste Zukunftstechnologie ist. Dies geht aus einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hervor.
Mann-vier-Bildschirme-182989517-FO-Andrey-PopovMann-vier-Bildschirme-182989517-FO-Andrey-PopovAndrey Popov – fotolia.com
Politik

Mehr staatliche Investitionen in Cyberabwehreinheiten gefordert

Die sogenannten „kritischen Infrastrukturen“ wie Krankenhäuser und Stromnetze müssen besonders gut vor Cyberattacken geschützt werden. Falls es dennoch zu solch einem Vorfall kommt, sollte Deutschland aus Sicht vieler Internetnutzer aktiv mit eigenen Cyberattacken zurückschlagen (Hackbacks).
Kollegen-vor-Bildschirm-266512357-FO-SFIO-CRACHOKollegen-vor-Bildschirm-266512357-FO-SFIO-CRACHOSFIO CRACHO / fotolia.com
Digitalisierung

Wettbewerbsdruck steigt durch Digitalisierung

Deutlich mehr Unternehmen stellen einen steigenden Wettbewerbsdruck durch die Digitalisierung fest und passen Produkte und Dienstleistungen an. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Viele Eltern unterschätzen die finanziellen Folgen, wenn ihr Kind berufsunfähig wird."
Ausgabe 10/25

"Viele Eltern unterschätzen die finanziellen Folgen, wenn ihr Kind berufsunfähig wird."

Jens Göhner, Leiter Produktmanagement der Stuttgarter
"Unabhängigkeit hat viele Gesichter"
Ausgabe 07/25

"Unabhängigkeit hat viele Gesichter"

Was bedeutet Unabhängigkeit im Versicherungsvertrieb wirklich?
"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht