Die aktuelle KfW-Sonderbefragung sendet ein Signal der Entspannung: Viele Mittelständler rechnen 2025 mit stabilen oder sogar rückläufigen Lohnkosten. Doch die Entlastung kommt nicht überall an – in einigen Branchen bleibt der Kostendruck hoch. Was hinter der nachlassenden Dynamik bei den Personalkosten steckt und warum der Druck nicht mehr überall zunimmt.
Erwartungen an Lohnsteigerungen sinken
Eine wachsende Zahl mittelständischer Unternehmen in Deutschland geht für das Jahr 2025 von einer Stabilisierung der Lohnkosten aus. Wie aus einer Sonderbefragung im Rahmen des KfW-Mittelstandspanels hervorgeht, rechnen 47 % der befragten Unternehmen mit etwa gleichbleibenden Lohn- und Gehaltskosten. Weitere 9 % erwarten sogar einen Rückgang. Demgegenüber gehen 37 % von einem moderaten Anstieg um bis zu 10 % aus, während nur noch 7 % mit höheren Zuwächsen kalkulieren. Im Vorjahr hatten noch deutlich mehr Unternehmen steigende Lohnkosten erwartet.
Die Online-Befragung, die im Januar 2025 unter 3.165 mittelständischen Betrieben durchgeführt wurde, wurde von KfW Research gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank ausgewertet. Sie erlaubt detaillierte Einblicke in die aktuelle Kostenstruktur kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in Deutschland.
Löhne gewinnen weiter an Bedeutung – vor allem in personalintensiven Branchen
Aktuell entfallen im Mittelstand 35 % der Gesamtkosten auf Löhne und Gehälter. Damit ist dieser Kostenblock nicht nur der größte, sondern hat im Vergleich zum Vorjahr (33 %) auch weiter an Relevanz gewonnen. Besonders stark zeigt sich dieser Anstieg in personalintensiven Branchen: Im Baugewerbe stieg der Lohnkostenanteil von 32 auf 34 %, im Dienstleistungssektor von 35 auf 39 %.
In beiden Bereichen ist die Belastung spürbar gestiegen: Nur noch 42 % (Bau) bzw. 35 % (Dienstleistungen) der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Kostenlage als finanziell tragbar – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr (Bau: -11, Dienstleistungen: -16 Prozentpunkte). Gleichzeitig hat sich in diesen Sektoren der Anteil der Betriebe erhöht, die sich als finanziell überfordert sehen.
Erwartete Kostensteigerungen: Niveau bleibt hoch, Dynamik lässt nach
Trotz der moderateren Erwartungen bei Löhnen rechnen viele KMU auch 2025 mit weiteren Kostensteigerungen in nahezu allen Bereichen. Besonders häufig werden höhere Material- und Energiepreise erwartet. Allerdings deuten die Umfrageergebnisse auf eine Abschwächung der Dynamik hin: Sowohl die Zahl der Unternehmen, die mit starken Preissteigerungen (über 10 %) rechnen, als auch der durchschnittlich erwartete Anstieg haben im Vergleich zu 2024 abgenommen.
Dies gilt besonders für die Löhne: Während 2024 noch 51 % der Unternehmen von steigenden Lohnkosten ausgingen, sind es aktuell nur noch 44 %. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die mit sinkenden Löhnen rechnen, auf 9 % gestiegen – ein historisch bemerkenswerter Wert.
Zeichen für eine Entspannung – jedoch mit branchenspezifischen Risiken
Die aktuellen Daten aus dem KfW-Mittelstandspanel deuten auf eine Entspannung bei den Lohnkosten hin. Für viele Unternehmen könnte dies angesichts der zuletzt angespannten Kostenlage eine dringend benötigte Stabilisierung bedeuten. Gleichwohl zeigen die Daten auch: In personalintensiven Sektoren wie dem Bau und den Dienstleistungen bleibt die Situation kritisch. Dort tragen Löhne einen überdurchschnittlich hohen Anteil zur Kostenstruktur bei – und lassen sich aufgrund begrenzter Preissetzungsspielräume nur schwer an Kunden weitergeben.
Ein differenzierter Blick auf Branchen und Unternehmensgrößen bleibt daher notwendig, wenn es um wirtschaftspolitische Maßnahmen oder die Bewertung der gesamtwirtschaftlichen Lage im Mittelstand geht.
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