Mit der Übernahme von artBase! ergänzt DEMV seine bisher rein digitale Strategie um eine bewährte Offline-Lösung. Geschäftsführer Karsten Allesch erklärt im Interview, warum aB-Agenta eigenständig weiterbesteht, welche Vorteile eine Migration bietet und wie sich die Maklerbranche zwischen Plattform-Ökonomie und Bestandsschutz positioniert. Der Text erschien zuerst im expertenReport 03/25.
expertenReport: Bisher setzte DEMV konsequent auf digitale Lösungen und eine reine Online-Strategie. Mit der Übernahme von artBase! und der Beibehaltung der Offline-Lösung aB-Agenta scheint sich das zu ändern. Warum geht DEMV diesen Schritt? Gibt es Bestandteile der Maklerverwaltung, die sich aus Ihrer Sicht besser offline abbilden lassen als online?
Karsten Allesch: Wir haben bereits 2022 mit der Übernahme von Salia Erfahrungen mit einer Offline-Maklerverwaltungssoftware gesammelt. Dabei hat sich gezeigt, dass vor allem ältere Makler und jene, die ihr Geschäftsmodell nicht weiter ausbauen möchten, häufig vor dem Aufwand einer Migration in ein reines Online-System zurückschrecken. Mit artBase! haben wir nun ein Unternehmen übernommen, dessen Offline-Lösung aB-Agenta sich im Markt bewährt hat und weiterhin ein stabiles Geschäftsmodell verspricht. So können wir einerseits Maklern, die ihr Unternehmen dynamisch weiterentwickeln möchten, mit unserem Online-System Professional works eine optimale Arbeitsumgebung bieten. Andererseits berücksichtigen wir die Bedürfnisse jener Vermittler, die keine Migration in ein anderes System wünschen.
Sie betonen, dass aB-Agenta weiterhin vollumfänglich weiterentwickelt wird. Wie lange kann DEMV garantieren, dass die Software unabhängig von der hauseigenen Lösung Professional works weiter existiert? Gibt es ein mögliches Szenario, in dem aB-Agenta langfristig ausläuft oder mit Professional works verschmilzt?
Wir haben keinerlei Szenario, in dem aB-Agenta perspektivisch eingestellt oder mit Professional works verschmolzen wird. Unser klares Bekenntnis lautet, aB-Agenta als eigenständige Lösung fortzuführen und kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Sie bieten Kunden eine Migrationsmöglichkeit von aB-Agenta zu Professional works. Welche konkreten Vorteile hätte ein Wechsel? Und gibt es Funktionalitäten, die in der Offline-Lösung bleiben und nicht in Professional works übertragen werden können?
Der Wechsel zu Professional works lohnt sich vor allem für Makler, die eine deutlich größere Funktionsbreite nutzen möchten. Unsere Online-Plattform bietet mehr als 300 integrierte Vergleichs- und Tarifrechner, eine Vorgangsverwaltung, in die sich auch WhatsApp integrieren lässt, oder mit dem Finanzmanager eine App, womit man als Makler direkten Zugang zum Kunden hat. Zudem bietet Professional works automatisierte Prozesse, eine nahtlose Vernetzung mit anderen Tools und Schnittstellen sowie regelmäßige Updates ohne Installationsaufwand. Ein zusätzlicher Vorteil: Als Mitglieder im Deutschen Maklerverbund können Makler Professional works kostenfrei nutzen. Funktionalitäten, die Offline-spezifisch sind, bleiben in aB-Agenta erhalten, wobei wir parallel daran arbeiten, wesentliche Offline-Funktionen – soweit sinnvoll – in Professional works zu integrieren.
Während die Versicherungsbranche insgesamt auf mehr Vernetzung und Automatisierung setzt, stärkt DEMV mit dieser Übernahme auch ein Offline-Produkt. Wie passt das mit der allgemeinen Entwicklung zur Plattform-Ökonomie und API-basierten Softwarelandschaft zusammen?
Wir sehen in der Plattform-Ökonomie und API-basierten Softwarelandschaft weiterhin großes Potenzial – genau deshalb investieren wir stetig in Professional works, um hier die Vorteile einer integrierten, hochvernetzten Plattform anbieten zu können. Insbesondere Produkte mit KI-features werden die Produktivität im Vermittlermarkt massiv beschleunigen und wir sind stolz, diese Entwicklung voranzutreiben.
Zugleich ist uns bewusst, dass es in der Branche unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Mit aB-Agenta werden wir daher auch weiterhin einen Offline-Ansatz unterstützen. Das erweitert unser Portfolio, ohne unsere Ausrichtung auf moderne Plattform-Lösungen zu schmälern.
Welche Vorteile bringt die Übernahme für bestehende Kunden von DEMV? Werden Investitionen in die Weiterentwicklung von aB-Agenta auf Kosten der Online-Plattform gehen – oder plant DEMV, parallel auch in Professional works signifikant zu investieren?
Wir werden aB-Agenta in gewohnter Qualität und in vollem Umfang weiterentwickeln. Parallel erhöhen wir jedes Jahr das Entwicklungsbudget für Professional works – aktuell investieren wir bereits über drei Millionen Euro pro Jahr in unsere Online-Plattform. Makler profitieren damit von einem breit gefächerten Angebot, das sowohl bewährte Offline-Lösungen als auch moderne Cloud-Lösungen umfasst. Unser Anspruch ist es, im Markt ein Vollsortimenter zu sein, um eine Terminologie der Versicherungsgesellschaften zu verwenden.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Deutscher Maklerverbund nimmt AO-Vertrieb ins Visier
Mit dem Einstieg des Wachstumsinvestors Hg im Herbst 2022 gab der DEMV das Ziel aus, seine Maklersoftware Professional works zur führenden Technologieplattform für die gesamte Versicherungsbranche ausbauen zu wollen. Ein gutes halbes Jahr später nimmt die ehrgeizige Vision konkrete Formen an.
DEMV-Roadshow zu Produktinnovationen
Wachstumschampions: Deutscher Maklerverbund mit starkem Wachstum
DEMV verbessert Vergleichsrechner
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Warum Europas digitaler Tiefschlaf enden muss – und wie der „AI Continent“-Plan zum Wendepunkt werden kann
Die EU will mit dem „AI Continent Plan“ zur globalen KI-Macht aufsteigen – doch reicht das, um den digitalen Rückstand aufzuholen? Ein Kommentar über Europas Weckruf, seine neuen Ambitionen und das, was jetzt wirklich zählt.
Meta scannt Europa: Wie unsere Posts zur Futterquelle für künstliche Intelligenz werden
Meta beginnt noch diese Woche, EU-Nutzer per App und E-Mail zu informieren: Öffentliche Facebook- und Instagram-Beiträge sowie KI-Chats sollen künftig das KI-Modell füttern. Datenschützer sind alarmiert.
KI als Effizienztreiber: Mittelstand setzt auf digitale Transformation – doch Fachkräftemangel bremst
Der deutsche Mittelstand setzt verstärkt auf Künstliche Intelligenz, um Effizienzpotenziale zu heben – doch der Fachkräftemangel bremst den digitalen Fortschritt. Eine aktuelle Studie zeigt, wie Unternehmen investieren und woran Projekte scheitern.
Generative KI in der Versicherungsbranche: Zwischen Aufbruch und Durchbruch
Die Versicherungswirtschaft hat generative KI inzwischen fest in ihre Digitalstrategie integriert – doch das volle Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Ein aktueller Sammelband des InsurLab Germany zeigt, wo der Einsatz heute bereits messbaren Mehrwert liefert – und wo zentrale Herausforderungen auf dem Weg zur Skalierung bestehen.