Pflege: Unterschätztes Risiko trifft Wissenslücken

Viele Deutsche sind auf den Pflegefall schlecht vorbereitet und kennen verfügbare Vorsorgemöglichkeiten nicht - obwohl eine hohe Bereitschaft zur Vorsorge besteht. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie. Debeka-Vorstand Thomas Brahm fordert dringend mehr Aufklärung.

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Thomas Brahm (Vorsitzender der Debeka-Vorstände)Thomas Brahm (Vorsitzender der Debeka-Vorstände)Debeka

Die Vorstellung, eines Tages pflegebedürftig zu werden, ist für viele unangenehm und scheint weit entfernt. Doch dieser Ernstfall kann schneller eintreten, als man denkt – und dann stehen Betroffene vor der Herausforderung, die enormen Pflegekosten zu tragen. Die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Debeka zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen auf diesen Ernstfall nicht ausreichend vorbereitet ist. Besonders auffällig ist das geringe Wissen über existierende Vorsorgemöglichkeiten.

Aktuell müssen Pflegebedürftige für einen Platz im Pflegeheim durchschnittlich rund 3.248 Euro pro Monat selbst zahlen. Trotz dieser hohen Eigenanteile ist vielen nicht bewusst, dass es staatlich geförderte private Pflegezusatzversicherungen gibt, die helfen könnten, diese Lücke zu schließen. So wussten 88,9 Prozent der Befragten nicht, dass der Staat die „Pflege-Bahr“-Versicherung fördert. Diese private Zusatzversicherung wird mit bis zu 60 Euro jährlich bezuschusst und stellt eine kostengünstige Möglichkeit dar, die Pflegevorsorge zu verbessern.

Junge Generation: Unterschätzung des Pflegebedürftigkeitsrisikos

Besonders besorgniserregend ist der Blick auf die junge Generation. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen glaubt niemand, dass Pflegeabsicherung für sie wichtig sei. Zudem gehen 18,7 Prozent dieser jungen Erwachsenen davon aus, dass die gesetzliche Pflegeversicherung im Pflegefall ausreichend ist – eine gefährliche Fehleinschätzung. Gerade junge Menschen könnten jedoch von besonders niedrigen Beiträgen profitieren, wenn sie sich frühzeitig um ihre Pflegevorsorge kümmern. Doch es fehlt an Bewusstsein für das langfristige Risiko, was zu einer Verzögerung in der Vorsorge führt.
„Gerade junge Menschen unterschätzen das Pflegerisiko. Dabei wären die Beiträge zur Absicherung in jungen Jahren vergleichsweise gering – aber es fehlt schlicht an Bewusstsein“, erklärt Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender der Debeka. „Hier sind wir alle gefragt – die Politik, die Versicherungswirtschaft, die Medien und die Bildungseinrichtungen. Wir müssen dieses Thema in die Mitte der Gesellschaft holen.“

Bereitschaft zur Vorsorge ist vorhanden – aber der Informationsmangel ist das Hindernis

Die Umfrage zeigt auch eine positive Seite: Die Bereitschaft zur Pflegevorsorge ist grundsätzlich vorhanden. 25 Prozent der Befragten gaben an, monatlich mehr als 20 Euro für eine zusätzliche Pflegeabsicherung auszugeben. Das Interesse an einer Vorsorge ist also vorhanden, doch viele wissen nicht, wie sie diese Entscheidung praktisch umsetzen können. Die Informationslücke bei den verfügbaren Optionen und staatlich geförderten Produkten hindert sie daran, konkrete Schritte zu unternehmen.

Aufklärung und Bewusstsein sind der Schlüssel

Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich, wie wichtig eine verstärkte Aufklärung zur Pflegevorsorge ist. Wenn Menschen frühzeitig über staatlich geförderte Zusatzversicherungen wie die „Pflege-Bahr“-Versicherung informiert werden, können sie gezielt Vorsorge treffen und die finanzielle Belastung im Pflegefall verringern.

Über die Studie:
Die Umfragedaten stammen aus einer Online-Befragung von 3.337 Privatversicherten, die im März 2025 im Auftrag der Debeka durchgeführt wurde – hauptsächlich unter Finanztip-Nutzern.

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