Sparer, die sich für eine langfristige Anlagestrategie entscheiden, können von den Vorteilen des Zinseszinseffekts profitieren. Doch viele Anleger treffen Entscheidungen, die ihre Rendite drastisch schmälern. Das Beratungsportal Finanztip hat in einer umfassenden Modellrechnung fünf Anlageprodukte verglichen.
Eine durchdachte Anlagestrategie ist entscheidend, um in unsicheren Zeiten das eigene Vermögen nachhaltig zu steigern. In der Praxis jedoch gehen viele Anleger bei der Auswahl von Produkten und bei der Verwaltung ihrer Anlagen ungewollt Fehler ein, die ihre Rendite erheblich beeinträchtigen. Besonders hohe Gebühren und eine falsche Produktwahl können über Jahre hinweg zu erheblichen Verlusten führen. Eine aktuelle Analyse von Finanztip verdeutlicht, welche Anlageprodukte sich langfristig am besten entwickeln und welche die Rendite eher bremsen.
Für die Modellrechnung von Finanztip wurden fünf typische Anlageformen verglichen, die sich in Bezug auf Rendite und Kosten stark unterscheiden: ETFs bei Neo-Brokern, ETFs bei Filialbanken, aktive Fonds, Mischfonds und Tagesgeld. Das zugrunde gelegte Modell bestand aus einer Einmalanlage von 10.000 Euro sowie monatlichen Sparraten von 100 Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren. Die Ergebnisse zeigen klar, dass Anleger, die auf kostengünstige und breit gestreute ETFs setzen, langfristig die besten Erträge erzielen.
ETF bei einem Neo-Broker: Höchste Rendite bei geringen Kosten
Ein ETF, der bei einem Neobroker mit niedrigen Gebühren verwaltet wird, erzielt die besten Renditen. Nach 20 Jahren könnte der Anleger mit einer anfänglichen Investition von 10.000 Euro und monatlichen Sparraten von 100 Euro rund 75.000 Euro erwirtschaften. Timo Halbe, Geldanlageexperte bei Finanztip, erklärt dazu: „Das ETF-Investment liefert die beste Rendite, weil es geringe Kosten hat und den weltweit gestreuten Aktienmarkt abbildet.“ Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch, dass das Investment mindestens 15 Jahre gehalten wird, um von den langfristigen Marktentwicklungen zu profitieren und emotionales Handeln zu vermeiden.
ETF bei einer Filialbank: Teurer, aber dennoch rentabel
Bei einer Filialbank liegt das Ergebnis nach 20 Jahren bei rund 73.800 Euro, was etwa 1.200 Euro weniger ist als bei einem Neobroker. „Viele Anleger unterschätzen, wie sehr sich Gebühren über Jahrzehnte summieren“, warnt Halbe. Die höheren Gebühren für Depotführung und Verwaltung bei Filialbanken schmälern die Rendite, während die Sicherheit und der Komfort einer persönlichen Betreuung von einigen Anlegern geschätzt werden.
Aktiver Fonds über die Filialbank: Hohe Kosten, geringe Mehrwerte
Aktiv gemanagte Fonds schneiden im Vergleich zum Neobroker-ETF deutlich schlechter ab. Nach 20 Jahren liegt das Endergebnis bei etwa 61.600 Euro – ein Verlust von rund 13.400 Euro im Vergleich zum ETF. „Fondsmanager schlagen selten den Markt, aber die hohen Gebühren schmälern die Rendite meist erheblich“, erklärt Halbe. Auch die hohen laufenden Kosten verhindern eine optimale Nutzung des Zinseszinseffekts.
Mischfonds: Hohe Kosten, wenig Nutzen
Mischfonds, die sowohl Aktien als auch Anleihen beinhalten, erzielen noch schlechtere Ergebnisse: nach 20 Jahren liegen sie bei rund 52.800 Euro. Halbe kritisiert: „Rendite- und Sicherheitsbaustein in einem aktiven Fonds zu vereinen, ist meist wenig sinnvoll. Die hohen Kosten auf beiden Seiten bremsen die Rendite.“ Der geringe Aktienanteil und die doppelte Kostenbelastung verhindern eine optimale Wertentwicklung.
Tagesgeld: Sicher, aber wenig rentabel
Tagesgeldkonten bieten Sicherheit, jedoch keine nennenswerte Rendite. Nach 20 Jahren liegt das Endkapital bei nur rund 44.400 Euro, was etwa 30.600 Euro weniger ist als bei einem ETF. „Für langfristigen Vermögensaufbau ist Tagesgeld ungeeignet, da es kaum Rendite bringt“, stellt Halbe fest.
Die Bedeutung des Zinseszinseffekts und der richtigen Strategie
Die Berechnungen von Finanztip zeigen eindrucksvoll, wie wichtig die Wahl des richtigen Produkts für die langfristige Rendite ist. Die Anlageprodukte, die niedrigere Gebühren und eine breite Streuung bieten – wie ETFs – ermöglichen es, den Zinseszinseffekt voll auszunutzen. Das bedeutet, dass Anleger, die über einen längeren Zeitraum investieren und dabei in kostengünstige und breit gestreute ETFs investieren, deutlich höhere Erträge erzielen können.
Emotionale Entscheidungen vermeiden: Der langfristige Blick zählt
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Vermeidung emotionaler Entscheidungen. Gerade in Zeiten von Marktrückgängen neigen viele Anleger dazu, in Panik zu verfallen, ihre Investments zu verkaufen und später zu einem höheren Preis wieder zu kaufen. Diese Handlungen verhindern, dass der Zinseszinseffekt wirkt, und führen zu langfristigen Verlusten. Halbe betont: „Wer bei fallenden Kursen verkauft und später wieder teurer zurückkauft, verliert langfristig viel Potenzial.“
Individuelle Risikoprofile und die richtige Balance finden
Nicht jeder Anleger hat dasselbe Risikoprofil. Während einige bereit sind, größere Risiken in Kauf zu nehmen, um höhere Renditen zu erzielen, bevorzugen andere mehr Sicherheit. Für risikoscheue Anleger empfiehlt es sich deswegen dennoch, einen Teil ihres Portfolios in sicherere Produkte wie Tagesgeld oder Festgeld zu investieren. Wer hingegen bereit ist, höhere Risiken einzugehen, kann von einer stärkeren Gewichtung in Aktien-ETFs profitieren. Das Ziel sollte immer sein, ein Portfolio zu schaffen, das den individuellen Bedürfnissen und der Risikobereitschaft entspricht.
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