Die Rentenmärkte stehen vor einer strukturellen Neubewertung. Die aktuelle Studie der Scope Fund Analysis GmbH dokumentiert ein bemerkenswertes Comeback festverzinslicher Wertpapiere. Inmitten geopolitischer Unsicherheiten, geldpolitischer Lockerung und struktureller Wachstumsprobleme rücken Rentenfonds wieder in den Mittelpunkt – als Instrument der sicheren Kapitalanlage und Baustein langfristiger Vorsorge.
Stabilität statt Spekulation: Die neue Relevanz der Rente
2024 markierte einen geldpolitischen Wendepunkt: Die Einleitung weltweiter Zinssenkungszyklen verlieh dem Anleihemarkt spürbar Auftrieb. Im Gegensatz zu volatileren Aktienmärkten mit technologiezentrierter Schieflage und zunehmenden regulatorischen Eingriffen, präsentierten sich Renten als planbare Alternative. Die Nachfrage nach Rentenfonds zog spürbar an, insbesondere durch die Aussicht auf real positive Zinsen bei moderatem Inflationsdruck.
Das zunehmende geopolitische Risiko – vom US-Zollkurs bis zu anhaltenden Spannungen im Indopazifik – macht festverzinsliche Anlagen wieder attraktiv für Anlegerinnen und Anleger mit langfristigem Anlagehorizont. Rente ist zurück – ökonomisch und strategisch.
Leistungsbilanz: Wer liefert, wer enttäuscht?
Staatsanleihen
- US-Staatsanleihen erzielten von Februar 2024 bis Februar 2025 8,5 % Rendite – ein starkes Ergebnis, getragen von klarer Zinskommunikation und konjunktureller Stabilität.
- Eurozonen-Staatsanleihenfonds enttäuschten mit lediglich 3,7 %, ein Spiegelbild schwacher Wachstumsdynamik und anhaltender Rezessionssorgen.
- Schwellenländeranleihen in Hartwährung waren mit 13,4 % Rendite führend – eine bemerkenswerte Outperformance gegenüber vielen Aktienstrategien. Fonds in Lokalwährung blieben mit 5,0 % zurück.
Unternehmensanleihen
- USD-High-Yield-Fonds: 13,0 %
- Global High Yield: 12,4 %
- Investment Grade weltweit (USD): 10,5 %
- Euro-Investment Grade: 5,1 %
Insbesondere US-Dollar-basierte Strategien profitierten von Spread-Engpässen und robusten Unternehmenskennzahlen – ein Signal für selektives Wachstum bei gleichzeitig stabiler Bonität.
Fondsrating im Wandel: Aufsteiger und Absteiger
Aufsteiger
Dynamik zeigte sich vor allem in gemischten und nachhaltigen Strategien:
- MSIF Emerging Markets Fixed Income Opportunities Fund: 18,1 % Rendite, Rating D → B
- Bethmann SGB Nachhaltigkeit: 7,9 %, D → B
- Apollo Nachhaltig Euro Corporate Bond: 7,7 %, C → B
- Global Opportunities Access Corporate Bond: 11,0 %, D → B
Absteiger
Einige Fonds mussten trotz solider Performance eine Herabstufung hinnehmen – v. a. wegen schwacher Langfristperspektiven:
- Loomis Sayles Global Credit Fund: 8,3 % (B → E)
- Barings EM Sovereign Debt: 12,6 % (B → D)
- NB EM Debt Sustainable IG Blend: 8,2 % (B → D)
Das zeigt: Rentabilität allein genügt nicht – entscheidend sind Nachhaltigkeit, Risikosteuerung und strategische Klarheit.
Konstante Qualität: Die Elite der Rentenfonds
Elf Fonds tragen seit mindestens Ende 2022 ein durchgängiges A-Rating – ein Ausdruck langfristiger Disziplin:
- SCOR Sustainable Euro High Yield (seit 11/2020, 3,9 % p.a.)
- Lazard Euro Corp High Yield PVD (seit 12/2020, 4,4 % p.a.)
- Dodge & Cox Global Bond Fund (seit 04/2022, 4,3 % p.a.)
Diese Fonds vereinen langfristige Verlässlichkeit, solide Strategien und aktives Management – allesamt Faktoren, die insbesondere in der Altersvorsorge gefragt sind.
Anbieterbewertung: Wer beherrscht das Rentenhandwerk?
Das Asset Manager Ranking von Scope macht deutlich:
- ODDO BHF führt bei den großen Gesellschaften mit 60 % Top-Rating-Quote
- Aegon AM dominiert die kleinen Anbieter mit 87,5 % Top-Ratings
- Weitere Top-Namen: J.P. Morgan AM (57,6 %), Morgan Stanley (57,1 %), Nomura AM (80 %)
Die Spitzenanbieter setzen auf fokussierte Strategien, transparente Risikostrukturen und ein hohes Maß an ESG-Integration – essenziell für die Zukunftsfähigkeit von Rentenanlagen.
Ausblick
Die Ergebnisse der Scope Fund Analysis GmbH zeigen klar: Rente ist wieder relevant – nicht als Notlösung, sondern als Strategie. In einer Phase struktureller Umbrüche bietet die Anlageklasse Stabilität, Berechenbarkeit und Renditepotenzial. Für Politik, Finanzindustrie und Privatanleger stellt sich damit die Frage neu: Wie sichern wir in Zukunft Vermögen und Vorsorge – ohne auf Wachstum, aber auch nicht auf Sicherheit zu verzichten?
Quelle: Scope Fund Analysis GmbH, „Der große Rentenfonds-Überblick“, Stand: 28.02.2025
Themen:
LESEN SIE AUCH
Gender Pension Gap: Mehr als nur ein Frauenproblem
Wie lassen sich Altersarmut und Gender Pension Gap wirksam bekämpfen? Das German Equal Pension Symposium (GEPS) zeigt, wie Unternehmen, Politik und Gesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen können. Ein interdisziplinärer Blick auf Ursachen, Wirkungen und Lösungsansätze.
Private Altersvorsorge: Neustart erwünscht
Über 70 Prozent der Bundesbürger wünschen sich steueroptimierte Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge, so eine aktuelle Umfrage. Besonders Haushalte mit höherem Einkommen sehen Handlungsbedarf.
Lebensversicherung: Überschussbeteiligung 2025 steigt weiter – doch nicht in der Breite
Die Überschussbeteiligungen deutscher Lebensversicherer steigen weiter, wenn auch weniger stark als im Vorjahr. Eine Analyse von MORGEN & MORGEN zeigt, dass fast alle Versicherer mindestens zwei Prozent bieten, während jeder fünfte Anbieter drei Prozent oder mehr gewährt. Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, bewertet die Entwicklung als kundenfreundlich, betont aber auch die individuelle Strategie der Versicherer.
M&A-Markt zieht wieder an: Großfusionen legen weltweit zu
Nach einer Phase wirtschaftlicher Unsicherheit sind Fusionen und Übernahmen (M&A) weltweit wieder auf Wachstumskurs. Laut dem aktuellen Quarterly Deal Performance Monitor (QDPM) von WTW stieg die Zahl großer Transaktionen in der zweiten Jahreshälfte 2024 um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Europa verzeichnete als einzige Region eine positive Performance bei Unternehmensübernahmen.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Kryptowährungen: Jeder Vierte zeigt Interesse
Kryptowährungen bleiben kein Nischenthema – insbesondere Jüngere zeigen sich zunehmend offen. Doch viele Deutsche schrecken vor Wertverlust, Komplexität und Umweltbelastung zurück.
Umlagesystem unter Druck: Studie warnt vor massiver Beitragslast für junge Generationen
Die demografische Entwicklung wird das umlagefinanzierte System der Sozialversicherungen in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten finanziell überfordern, zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP).
Vertrauen in den Rechtsstaat: Deutschland nur im Mittelfeld
Wie stark vertrauen Bürgerinnen und Bürger in den Rechtsstaat? Eine internationale Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der ARAG SE zeigt: Innerhalb Europas besteht ein klares Nord-Süd-Gefälle.
Globale Alterung als Gamechanger: Versicherer müssen umdenken – technologisch und strategisch
Der demografische Wandel wird die Versicherungsbranche in den kommenden Jahrzehnten weltweit grundlegend verändern. Der „World Property and Casualty Insurance Report 2025“ des Capgemini Research Institute zeigt, wie steigende Altersquoten, verändertes Kundenverhalten und komplexere Risikolagen Versicherer zum Umdenken zwingen. Vor allem Schaden- und Unfallversicherer (P&C) müssen ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten – mit Hilfe von Technologie, präventiven Produkten und einer klaren Strategie.