Mobilität 2025: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit – Die Deutschen fordern Umsteuern in der Verkehrspolitik
Die Mobilitätsbedürfnisse der Deutschen verändern sich spürbar – und mit ihnen die Erwartungen an Staat und Infrastrukturpolitik. Die aktuelle HUK-Mobilitätsstudie 2025 belegt eindrücklich: Der Frust über überlastete Straßen, unzuverlässige Fahrpläne und hohe Kosten wächst. Drei von vier Befragten fordern inzwischen mehr staatliche Investitionen in die Verkehrswege – selbst dann, wenn dies zulasten anderer gesellschaftlicher Ausgaben geht. Eine Entwicklung, die politische und planerische Weichenstellungen erzwingt.
Mobilität wird zur Priorität – vor allem aus Frust
Für 42 % der über 4.000 befragten Personen ab 16 Jahren ist Mobilität heute ein zentrales Thema – ein Viertel mehr als noch 2022. Getrieben wird dieses wachsende Interesse nicht nur durch gestiegene Mobilitätskosten, sondern vor allem durch die als zunehmend unzuverlässig empfundene Planbarkeit. Für 57 % sind hohe Kosten das größte Mobilitätshemmnis, dicht gefolgt von mangelnder zeitlicher Verlässlichkeit (51 %). Gerade diese Entwicklung offenbart eine zunehmende Erosion des Vertrauens in bestehende Infrastrukturen.
Das Auto bleibt Favorit – getrieben vom Sicherheitsgefühl
Inmitten dieser Unzufriedenheit gewinnt das Auto weiter an Bedeutung: 75 % der Befragten sehen es als das Verkehrsmittel der Zukunft – ein Rekordwert seit Beginn der Erhebungen 2021. Entscheidender Faktor ist dabei nicht nur Flexibilität, sondern das ausgeprägte Sicherheitsgefühl. Mit der Schulnote 2,5 schneidet das Auto deutlich besser ab als Bahn oder Bus (jeweils 2,8). Selbst das Zufußgehen wird nur geringfügig sicherer wahrgenommen (2,4).
Diese Sicherheitswahrnehmung hat direkte Konsequenzen für die infrastrukturelle Schwerpunktsetzung: Während 2024 noch primär das Schienennetz als Sanierungsfall galt, rückt nun auch das Straßennetz verstärkt in den Fokus. 23 % der Befragten sehen hier den dringendsten Handlungsbedarf – ein Anstieg um fünf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.
Elektroautos holen auf – mit überraschender Zustimmung aus der älteren Generation
Ein bemerkenswerter Trend betrifft die Elektro-Mobilität. Während lange Zeit vor allem Jüngere deren staatliche Förderung befürworteten, wächst die Zustimmung nun deutlich auch unter älteren Befragten über 40 Jahren – von 31 % auf 39 %. Insgesamt sprechen sich 45 % für staatliche Unterstützung von E-Autos aus, mit Spitzenwerten in Berlin und NRW (je 52 %), Schlusslichtern in Sachsen-Anhalt (32 %) und Thüringen (33 %).
Parallel gewinnen nicht nur Elektroautos, sondern auch Verbrenner wieder an Sympathie – insbesondere in Großstädten über 500.000 Einwohnern. Ein Indiz dafür, dass Mobilitätswünsche nicht nur ökologisch, sondern auch praktisch motiviert sind – etwa durch Reichweite, Verfügbarkeit und wahrgenommene Sicherheit.
Regionale Unterschiede verdeutlichen Spaltung
Die Studie offenbart auch eine zunehmende regionale Differenzierung: Während in Hamburg und Bremen die Sicherheit im ÖPNV vergleichsweise positiv bewertet wird, fühlen sich Menschen in Brandenburg und Thüringen dort besonders unsicher. Diese Wahrnehmungsunterschiede könnten langfristig zur Herausforderung für eine bundeseinheitliche Verkehrspolitik werden, die sowohl urbane als auch ländliche Lebensrealitäten berücksichtigen muss.
Mobilität als politische Nagelprobe
„Ein politisches Umsteuern ist jetzt definitiv angezeigt“, resümiert HUK-COBURG-Vorstand Dr. Jörg Rheinländer. Die Daten der Mobilitätsstudie belegen nicht nur ein wachsendes öffentliches Interesse, sondern auch einen klar artikulierten Handlungsauftrag. Die Herausforderung besteht darin, vielfältige Anforderungen – von Verlässlichkeit über Kosten bis hin zu Sicherheit – in einer zukunftsgerichteten Mobilitätsstrategie zu vereinen. Der Ruf nach Investitionen ist laut – die politische Reaktion steht aus.
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