Neue Regierung: Was die GroKo bei der Steuer ändern will

Die Steuerpläne der möglichen Koalitionspartner stehen auf dem Prüfstand: Im Gast-Kommentar analysiert Benjamin Bhatti, Geschäftsführer der bhatti.pro Steuerberatungsgesellschaft mbH, die steuerpolitischen Vorhaben der Parteien und bewertet sie aus wirtschaftlicher und politischer Perspektive.

(PDF)
Benjamin Bhattibhatti.pro Steuerberatungsgesellschaft mbH

Seit jeher erweisen sich Steuern als zentrales Thema jeder Bundestagswahl. Der Grund: Sie betreffen alle! Während einige Parteien Entlastungen für die Wirtschaft versprechen, setzen andere auf eine stärkere Umverteilung oder gezielte Erhöhungen. Nun, da Deutschland gewählt hat und sich eine erneute ‚Große Koalition‘ andeutet, lichtet sich das Feld der steuerpolitischen Änderungen. Doch welche Auswirkungen haben die Pläne von CDU/CSU und SPD auf Bürger und Unternehmen? Ein genauer Blick auf die Programme zeigt: Zwischen Union und Sozialdemokraten bestehen Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede, die in den Koalitionsverhandlungen überwunden werden müssen.

Von Steuerreform bis Deutschlandfonds

Die Konservativen setzen auf Bewährtes. CDU und CSU legen großen Wert auf die Einhaltung der Schuldenbremse und planen, sämtliche Ausgaben, insbesondere Subventionen, auf den Prüfstand zu stellen. Die Pläne einer Senkung der Unternehmenssteuern, einer Reduzierung der Mehrwertsteuer für Gastronomieleistungen und die Abflachung des Einkommensteuertarifs sollen allein aus Wirtschaftswachstum, nicht aus Steuererhöhungen gegenfinanziert werden. Auch die Sozialdemokraten hängen an der Schuldenbremse – allerdings in einer reformierten und damit weniger starren Form. Diese Flexibilität zahlt unmittelbar auf die Pläne der SPD ein, mit Investitionen in Wirtschaft, Bildung und Infrastruktur das Wirtschaftswachstum zu fördern. Hierzu soll auch die Einrichtung eines Deutschlandfonds beitragen, der staatliches und privates Kapital bündelt. Unternehmen sollen statt großer Steuererleichterungen unterschiedliche Zuschüsse für Inlandsinvestitionen erhalten. Steuerlich strebt die SPD Entlastungen für die Mittelschicht und Geringverdiener an, während sich das oberste Prozent der Einkommensbezieher auf stärkere Belastungen einstellen muss. Weiterhin sieht das Wahlprogramm eine Senkung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Lebensmittel von sieben auf fünf Prozent vor.

Die wichtigsten Differenzen zwischen den Koalitionären

  • Vermögensteuer:
    Die SPD plant die Einführung einer Vermögensteuer für sehr hohe Vermögen, während CDU/CSU dies kategorisch ablehnen.
  • Erbschaft- und Schenkungsteuer:
    CDU/CSU wollen Familienunternehmen und Eigenheime steuerlich entlasten, die SPD sieht hierzu keine Veranlassung.
  • Besteuerung von Kapitalerträgen:
    Die SPD möchte Kapitalerträge mit dem persönlichen Einkommensteuertarif besteuern, CDU/CSU wollen an der Abgeltungssteuer festhalten.
  • Finanztransaktionssteuer:
    Die SPD plant die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, CDU/CSU gehen hierauf nicht ein.
  • Schuldenbremse:
    Die SPD strebt eine Reform der Schuldenbremse im Grundgesetz an, während CDU/CSU für deren Einhaltung stehen.
  • Solidaritätszuschlag:
    CDU/CSU wollen den verbliebenen Solidaritätszuschlag abschaffen, die SPD äußert sich dazu nicht.
  • Spitzensteuersatz:
    Während die SPD Entlastungen für 95 Prozent der Bevölkerung plant und dies mit Steuererhöhungen für die höchsten Einkommen gegenfinanzieren will, möchten CDU/CSU die Einkommensgrenze für den Spitzensteuersatz deutlich anheben und hiermit hohe und sehr hohe Einkommen entlasten.
  • Immobilienbesteuerung:
    Die SPD will die Spekulationsfrist für nicht selbst genutzte Immobilien ändern und Mieter bei der Grundsteuer entlasten, CDU/CSU haben hier keine Reformen vorgesehen.

Welche Partei an welcher Stelle Abstriche machen muss und wo sich Union und SPD bei den Verhandlungen einig werden, bleibt zu beobachten. Die Unterschiedlichen steuerpolitischen Ziele bieten – verglichen mit anderen Positionen in den Wahlprogrammen – geringeres Konfliktpotenzial, so dass hier Einigungen abzusehen sind.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Franziska BrantnerFranziska BrantnerNils Leon Brauer Pressefotos: Bündnis 90/Die GrünenFranziska BrantnerNils Leon Brauer Pressefotos: Bündnis 90/Die Grünen
Politik

Machtpoker um das Sondervermögen: CDU unter Druck – SPD und Grüne spielen auf Zeit

Der Streit um das milliardenschwere Sondervermögen für Verteidigung entwickelt sich zu einem politischen Machtkampf, in dem CDU-Chef Friedrich Merz zunehmend in die Defensive gerät. Während Grüne und SPD das Paket für eigene Zugeständnisse nutzen, wächst der Druck von rechts und links: Sowohl die AfD als auch die Linkspartei halten die Finanzierung für verfassungswidrig.

Union und SPD haben einen pragmatischen Kompromiss gefunden, der wirtschaftliche Impulse setzt, die Migrationspolitik verschärft und soziale Reformen auf den Weg bringtFoto: Deutscher Bundestag, Felix ZahnUnion und SPD haben einen pragmatischen Kompromiss gefunden, der wirtschaftliche Impulse setzt, die Migrationspolitik verschärft und soziale Reformen auf den Weg bringtFoto: Deutscher Bundestag, Felix Zahn
Politik

Union und SPD starten Koalitionsverhandlungen – Klarer Kurs bei Migration, Wirtschaft und Sozialpolitik

Nach einer Woche intensiver Sondierungsgespräche haben CDU, CSU und SPD den Weg für Koalitionsverhandlungen freigemacht. Ein gemeinsames Sondierungspapier soll als Grundlage für die kommenden Gespräche dienen, die bereits nächste Woche beginnen könnten.

Steigende Anleiherenditen sind ein Warnsignal für Deutschland.Foto: AdobestockSteigende Anleiherenditen sind ein Warnsignal für Deutschland.Foto: Adobestock
Finanzen

Steigende Anleiherenditen: Deutschlands Schuldenpolitik wird teuer

Die Finanzmärkte reagieren sensibel auf wirtschafts- und fiskalpolitische Entscheidungen. Das zeigt sich aktuell in der Entwicklung der Renditen für zehnjährige Bundesanleihen, die in den letzten Wochen von 2,5 % auf 2,9 % gestiegen sind.

Die Einigung zwischen Union und SPD zum Sondervermögen stellt eine bedeutende Neuausrichtung der deutschen Finanzpolitik dar.Foto: GrokDie Einigung zwischen Union und SPD zum Sondervermögen stellt eine bedeutende Neuausrichtung der deutschen Finanzpolitik dar.Foto: Grok
Politik

Sondervermögen: Neue Finanzstrategie für Verteidigung und Infrastruktur

Union und SPD haben sich in den Sondierungsgesprächen auf eine umfassende finanzpolitische Neuausrichtung verständigt, die eine Lockerung der Schuldenbremse sowie ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen vorsieht.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.