Wetterextreme verursachen 2024 versicherte Schäden in Höhe von 5,5 Milliarden Euro
Die Belastung durch Wetterextreme bleibt für die deutsche Versicherungswirtschaft auch im Jahr 2024 ein zentrales Thema. Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bekannt gab, summierten sich die durch Naturereignisse verursachten versicherten Schäden auf rund 5,5 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr, als die Schadenssumme bei 5,6 Milliarden Euro lag, ist dies ein leichter Rückgang um 100 Millionen Euro. Dennoch bleibt die Schadenbilanz auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau und spiegelt die zunehmende Relevanz klimabedingter Risiken wider.
Elementarschäden als größte Schadensursache
Eine detaillierte Analyse der Schadenbilanz zeigt, dass insbesondere Elementarschäden einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen. Die Monate Mai und Juni waren geprägt von Hochwasserereignissen, die weite Teile Deutschlands, vor allem das Saarland, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg, stark getroffen haben. Insgesamt beliefen sich die Schäden in der Sachversicherung auf 4,5 Milliarden Euro.
Davon entfielen 2 Milliarden Euro auf Sturm- und Hagelschäden, die in den Sommermonaten vor allem durch lokale Unwetter verursacht wurden. Weitere 2,5 Milliarden Euro gingen auf das Konto sogenannter sonstiger Naturgefahren wie Überschwemmungen und Erdrutsche, die oftmals in Folge von Starkregenereignissen auftreten.
Auch in der Kraftfahrtversicherung hinterließen Naturgefahren deutliche Spuren, wenn auch in geringerem Umfang. Die wetterbedingten Schäden lagen hier bei gut einer Milliarde Euro. Dieser Wert liegt leicht unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro. Besonders betroffen waren Fahrzeughalter in den Hochwassergebieten, deren Fahrzeuge durch Überflutungen oder angeschwemmte Trümmer beschädigt wurden.
Regionale Schwerpunkte: Hochwasser im Fokus
Die Hochwasserereignisse im Frühjahr und Sommer 2024 hatten besonders verheerende Auswirkungen in bestimmten Regionen Deutschlands. Das Saarland, Rheinland-Pfalz sowie Teile Bayerns und Baden-Württembergs gehörten zu den am stärksten betroffenen Gebieten. Nach Angaben des GDV mussten die Versicherer allein für diese Regionen rund 2 Milliarden Euro an Entschädigungszahlungen leisten.
Dabei wird deutlich, dass die geografische Verteilung der Schäden eng mit den jeweiligen Wetterereignissen und regionalen Gegebenheiten zusammenhängt. Besonders gefährdet sind Gebiete in der Nähe von Flüssen und Bächen, die bei Starkregen rasch über die Ufer treten können. Die zunehmende Urbanisierung und der hohe Versiegelungsgrad vieler Flächen verschärfen die Situation zusätzlich, da Wasser nicht mehr ausreichend versickern kann.
Warnung vor den Folgen des Klimawandels
Die diesjährige Schadenbilanz bestätigt einmal mehr, dass der Klimawandel die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen erhöht. Der GDV warnt vor einer weiteren Zuspitzung dieser Entwicklung, sollte nicht konsequent gegengesteuert werden. „Ohne wirksame Maßnahmen zur Prävention und Anpassung an die Folgen des Klimawandels könnten sich die Schäden in den kommenden Jahren weiter steigern“, betonte ein Sprecher des Verbandes.
Um die Versicherbarkeit von Klimarisiken langfristig sicherzustellen, fordert der GDV verstärkte Investitionen in Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören der Ausbau von Hochwasserschutzanlagen, die Förderung naturnaher Lösungen wie Renaturierungen von Flussläufen sowie die verbesserte Stadtplanung, die Risiken durch Starkregenereignisse berücksichtigt. Gleichzeitig sei eine bessere Information der Bevölkerung notwendig, um private Vorsorgemaßnahmen zu fördern, wie beispielsweise den Einbau von Rückstauklappen oder die richtige Lagerung von Wertgegenständen in hochwassergefährdeten Gebieten.
Versicherbarkeit unter Druck
Die zunehmenden Schäden durch Naturgefahren stellen die Versicherungswirtschaft vor wachsende Herausforderungen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Regionen mit hohem Risiko, insbesondere in Überschwemmungsgebieten, zunehmend schwer oder gar nicht mehr versicherbar werden, wenn keine ausreichenden Schutzmaßnahmen vorhanden sind. Der GDV sieht daher nicht nur die Versicherer, sondern auch Politik und Gesellschaft in der Verantwortung, Lösungen für diese Problematik zu entwickeln.
Die Diskussion um eine mögliche Pflichtversicherung gegen Elementarschäden gewinnt vor diesem Hintergrund erneut an Bedeutung. Bereits seit Jahren setzt sich der GDV für eine stärkere Verbreitung der Elementarschadenversicherung ein, die bisher nur rund die Hälfte der Hausbesitzer in Deutschland abgeschlossen haben. Ein weiterer Ausbau dieses Schutzes könnte helfen, die finanziellen Folgen von Extremwetterereignissen für die Betroffenen abzumildern.
Ausblick: Prävention als Schlüssel
Mit der Schadenbilanz für 2024 unterstreicht der GDV die Dringlichkeit, den Fokus auf Prävention und Klimafolgenanpassung zu legen. Gleichzeitig mahnt der Verband an, dass eine langfristige Strategie notwendig ist, um die Auswirkungen des Klimawandels beherrschbar zu halten. Ohne gemeinsames Handeln von Versicherern, Politik und Gesellschaft könnten die Kosten für wetterbedingte Schäden in den kommenden Jahren weiter steigen – mit weitreichenden Folgen für Wirtschaft und Verbraucher gleichermaßen.