Angesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit der gesetzlichen Pflegeversicherung warnt der PKV-Verband vor einer Ausweitung der Leistungen. Weitere Maßnahmen wie eine Vollversicherung seien weder bezahlbar noch zielführend, erklärt Verbandsdirektor Florian Reuther. Stattdessen fordert der Verband nachhaltige Reformen und einen stärkeren Fokus auf private Pflegevorsorge.
Nach Einschätzungen der gesetzlichen Krankenkassen steht die soziale Pflegeversicherung vor einer finanziellen Krise. Ein drohender Anstieg der Pflegebeiträge um 0,3 Prozentpunkte im Jahr 2025 wird diskutiert, wie bereits im Artikel zu den Forderungen der DAK-Gesundheit dargelegt wurde . Doch nun schaltet sich auch der Verband der privaten Krankenversicherungen (PKV) in die Debatte ein und warnt vor einem weiteren Ausbau der Pflegeleistungen.
„Die aktuelle, dramatische Entwicklung der sozialen Pflegeversicherung lässt keinerlei Spielraum für zusätzliche Leistungen“, erklärt PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther. Vor dem Hintergrund der drohenden Zahlungsunfähigkeit fordert Reuther einen Stopp von Leistungsausweitungen und lehnt Forderungen nach einer Obergrenze für Eigenanteile oder gar einer Pflegevollversicherung entschieden ab. „Sozialpolitik mit der Gießkanne ist weder zielführend noch bezahlbar“, so Reuther.
Besonders kritisiert der PKV-Verband, dass von solchen Maßnahmen auch Menschen mit Privatvermögen profitieren würden, während die Kosten vor allem jüngeren Generationen aufgebürdet würden. Laut Reuther könnten fast 70 Prozent der Rentnerhaushalte die Kosten eines Pflegeheimplatzes über mehrere Jahre aus ihrem Einkommen und Vermögen finanzieren. Für Menschen ohne ausreichende Mittel stehe weiterhin die Sozialhilfe bereit, um gezielte Unterstützung zu bieten.
Stattdessen plädiert der PKV-Verband für eine grundlegende Reform der Pflegefinanzierung. Diese müsse generationengerecht und nachhaltig gestaltet sein. Besonders betont Reuther die Bedeutung eines stärkeren Ausbaus der privaten und betrieblichen Pflegevorsorge. „Durchgerechnete Konzepte für eine Absicherung zu bezahlbaren Beiträgen liegen auf dem Tisch“, so Reuther.
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