Nur etwa 20 Prozent aller Erben sind Alleinerben. Die große Mehrheit findet sich in einer Erbengemeinschaft mit zwei und mehr Erben wieder. Und die quält oftmals die Frage, wann Erbschaftsteuern oder andere Steuerarten anfallen und auch, wer muss diese zahlen muss.
„Grundsätzlich muss man wissen, dass die Erbengemeinschaft selbst mangels Rechtsfähigkeit nicht steuerpflichtig ist. Die Erbschaftsteuer fällt deshalb bei jedem einzelnen Erben an“, erklärt Manfred Gabler, Geschäftsführer der Weilheimer Firma ErbTeilung. .
Die Höhe der Erbschaftsteuer hängt nach der bekannten Faustregel vom Steuerwert des Nachlasses, der Erbquote des Miterben sowie dessen persönlichen steuerlichen Bedingungen ab. So steht Ehegatten ein Freibetrag in Höhe von 500.000 Euro zu, Kindern 400.000 Euro und Enkelkindern 200.000 Euro.
Wichtig zu wissen: Liegt der Wert der eigenen Erbquote nicht über dem jeweiligen Freibetrag, fällt keine Erbschaftsteuer an. Um Erbinnen und Erben speziell in Erbengemeinschaften unnötigen Ärger mit dem Finanzamt zu ersparen, hat die Firma ErbTeilung zwölf Steuertipps zusammengestellt.
Tipp Nr. 1: Erben müssen das Finanzamt informieren
Zunächst muss der einzelne Erbe das Finanzamt über die Erbschaft informieren – und zwar in einem formlosen Schreiben innerhalb von drei Monaten seit dem Erbfall. Wichtig zu wissen: Auch die Freibeträge entbinden einen Erben oder eine Erbin nicht von ihrer Pflicht, das zuständige Finanzamt über die Erbschaft oder Schenkung zu informieren. Unterlässt man die Mitteilung an das Finanzamt, kann das unter Umständen unangenehme Folgen haben.
Schlimmstenfalls kann der Fiskus ein Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung oder versuchter Steuerhinterziehung einleiten. Das Verschweigen einer Erbschaft hat auch deshalb keinen Sinn, weil das Finanzamt in jedem Fall Kenntnis von einem Todesfall erhält - und zwar über das Standesamt, das Nachlassgericht, den Notar oder über Banken und Versicherungen, die nach der Erbschaftsteuer-Durchführungsverordnung, dazu verpflichtet sind, dem Finanzamt innerhalb eines Monats nach dem Tod des Erblassers Konten, Schließfächer, Versicherungen etc. zu melden.
Tipp Nr. 2: Wann die steuerliche Meldepflicht entfällt
Gleichwohl gibt es Fälle, in denen man auf die Meldung an das Finanzamt verzichten kann. So etwa dann, wenn ein Testament von einem deutschen Gericht oder einem deutschen Notar eröffnet wurde. Anders verhält es sich, wenn zum Vermögen Grundbesitz, Betriebsvermögen, Anteile an Kapitalgesellschaften oder Auslandsvermögen gehören. In diesen Fällen muss das Erbe dem Finanzamt gemeldet werden. Eine Mitteilung an den Fiskus ist hingegen nicht nötig, wenn eine Schenkung unter Lebenden oder eine Zweckzuwendung gerichtlich oder notariell beurkundet ist. Darunter fällt auch die Immobilienübertragung.
Tipp Nr. 3: Steuererklärungen für den Verstorbenen abgeben
Am Ende des Lebens schwinden die Kräfte. Viele Menschen verlieren im Alter auch den Überblick über die eigenen Finanzen. Haben sie keinen Steuerberater oder hat dieser keinen entsprechenden Auftrag erhalten, bleiben auch die Steuern liegen. Oder der Erblasser vergisst steuerrelevantes Auslandsvermögen. Für die Erben wichtig zu wissen: Die Einkommenssteuerklärungen sind von den Erben auch für den verstorbenen Erblasser abzugeben, falls er dies selbst nicht mehr in die Wege leiten konnte.
Tipp Nr. 4: Das Finanzamt fordert nicht immer eine Erbschaftsteuererklärung
Wer die Erbschaft an das Finanzamt meldet, muss nicht gleich Erbschaftsteuern zahlen, sondern erst dann, wenn das Finanzamt den Erben dazu auffordert. Zunächst prüft der Fiskus den Sachverhalt, sobald er die Mitteilung vorliegen hat. Zeigt sich hierbei, dass der Wert der Erbschaft oder auch Schenkung unter dem Steuerfreibetrag liegt, fordert das Finanzamt zumeist keine Erbschaftsteuererklärung. Verlangt das Finanzamt eine Erbschaftsteuererklärung, beträgt die Frist zur Abgabe mindestens einen Monat. Durch einen entsprechenden Antrag vor Fristende können Erben die Frist verlängern.
Insgesamt sollten die Erben und ihre Berater darauf achten, dass die Fälligkeit der Steuern zeitlich synchron läuft mit der Auflösung der Erbengemeinschaft. Der Grund: Falls die Steuerlast fällig wird, bevor die Erbengemeinschaft aufgelöst wurde, kann es finanziell plötzlich sehr kritisch für den einzelnen Erben werden. Deshalb ist es wichtig, die Steuerfristen voll auszuschöpfen und gegebenenfalls gegen entsprechende Steuerbescheide Rechtsmittel einzulegen, um so die Zahlung hinauszuschieben. Notfalls muss man einen Stundungs- bzw. Ratenzahlungsantrag stellen
Tipp Nr. 5: Keine Grunderwerbsteuer bei Übernahme von Immobilien
Normalerweise werden Nachlassimmobilien veräußert und der Erlös nach Ausgleich der Nachlassschulden des Verstorbenen unter den Miterben gemäß ihren Erbquoten geteilt. Doch oft übernehmen ein oder mehrere Miterben die Immobilie gegen Ausgleichszahlung an die übrigen Erben. Bei den Beteiligten ist dann die Sorge groß, dass aufgrund der Übertragung der Immobilie Grunderwerbsteuer anfällt.
Diese Sorge ist unberechtigt. Denn gemäß § 3 Nr. 3 S. 1 Grunderwerbsteuergesetz ist der Erwerb eines zum Nachlass gehörigen Grundstücks durch Miterben zur Teilung des Nachlasses von der Besteuerung ausgenommen.
Tipp Nr. 6: Spekulationsfrist beachten
Neben der Erbschaft- und Grundsteuer kann der Verkauf einer Immobilie durch eine Erbengemeinschaft auch einkommensteuerrechtliche Konsequenzen haben. Zum Beispiel dann, wenn der Verkauf vor Ablauf der geltenden Spekulationsfrist von 10 Jahren erfolgt. Für die Fristberechnung kommt es nicht auf den Tag des Erbfalls, sondern den Tag des Erwerbs durch den Erblasser an. Mit anderen Worten: Die Spekulationsfrist beginnt mit dem Erbfall nicht neu zu laufen.
Wichtig zu wissen: Die 10-jährige Spekulationsfrist gilt, wenn der Erblasser die Immobilie vermietet hatte. Bei weniger als zehn Jahren wird die Wertsteigerung der Immobilie im Vergleich zum Erwerbspreis versteuert. Bei Selbstnutzung der Immobilie durch den Erblasser gilt eine verkürzte Frist von zwei Jahren nach dem Kauf. Da die Wertsteigerungen von Immobilien in den letzten Jahren erheblich waren, ist es grundsätzlich ratsam, die Immobilie so lange zu behalten, bis die Spekulationsfrist abgelaufen ist. Ansonsten muss der Veräußerungsgewinn versteuert werden.
Tipp Nr. 7: Steuerprivileg für Familienheim
Ein vom Erblasser bis zum Tode selbst genutzte Wohnimmobilie kann steuerfrei vererbt werden, wenn das sogenannte Familienheim vom Ehegatten beziehungsweise eingetragenen Lebenspartner weitere 10 Jahre lang bewohnt wird. Sind die Erben Kinder oder Enkel, ist die Steuerbefreiung auf eine maximale Wohnfläche von 200 qm begrenzt.
Wird die Grenze von 200 qm überschritten, unterliegt der übersteigende Teil der Erbschaftsteuer. Beachte: Die Steuerbefreiungen für weiter genutzte Wohnimmobilien erhalten nur die Erben, die bei der Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft tatsächlich die Immobilie weiter bewohnen.
Tipp Nr. 8: Mieteinnahmen und Unternehmensgewinne
Falls aus der geerbten Immobilie Mieteinnahmen fließen, die die Ausgaben übersteigen, fallen für die Erben der Eigentümergemeinschaft Einkommensteuern an – und zwar entsprechend der eigenen Erbquote. Dasselbe gilt für Gewinneinkünfte eines zur Erbengemeinschaft gehörenden Betriebes.
Bei drei Erbenden muss zum Beispiel jeder 33,3 Prozent der Gewinne versteuern. Für diese Einkünfte gibt die Erbengemeinschaft eine „Erklärung zur einheitlich und gesonderten Feststellung der Einkünfte" ab. Dadurch kann das Finanzamt den individuellen Anteil an den Einkünften in der persönlichen Einkommensteuererklärung berücksichtigen.
Tipp Nr. 9: Die Grundsteuer kann ein Erbe allein zahlen
Befindet sich im Nachlass eine Immobilie, die mehrere Personen erben, bilden sie eine so genannte Gesamthandsgemeinschaft. Das heißt, dass alle Erben zu Eigentümern der geerbten Immobilie werden. Die hinterlassene Immobilie wird also nicht aufgeteilt. Vielmehr gehört jedem Erben das gesamte Objekt und nicht nur ein Bruchteil davon.
Damit wird jeder Erbe Gesamtschuldner und kann vom Finanzamt zur Entrichtung der gesamten Grundsteuer herangezogen werden oder diese freiwillig zahlen. Im Innenverhältnis wird die Steuer dann unter den Erben aufgeteilt.
Tipp Nr. 10: Erbschaftsteuer beim Erbteilsverkauf
Jeder Miterbe in der Erbengemeinschaft kann seinen Erbteil jederzeit verkaufen, ohne dazu der Zustimmung oder Mitwirkung der übrigen Erben zu bedürfen. Wird der Erbteil verkauft und gehört zum Nachlass Grundeigentum, löst der Verkauf eines Miterben an einen anderen Miterben keine Grunderwerbsteuer aus, wohl aber der Verkauf an einen Dritten (§ 1 Abs. 1 Nr. 3 GrEStG).
Zahlt der Erbe die Erbschaftsteuer nicht, haftet der Käufer mit dem erworbenen Erbteil für die entstandene Steuerschuld (§ 20 Abs. III GrEStG). Wird der Erbteil verschenkt, haftet der Empfänger in Höhe des Wertes der Zuwendung persönlich für die Erbschaftsteuer (§ 20 Abs. V GrEStG).
Tipp Nr. 11: Vorsicht bei Lebensversicherungen
Werden mit dem Tod des Erblassers Lebensversicherungen fällig, muss unterschieden werden, ob die Versicherungssumme zum Nachlass der Erbengemeinschaft gehört oder nicht. Das ist dann der Fall, wenn der Erblasser selbst Versicherungsnehmer war und kein Bezugsberechtigter eingesetzt wurde. Mit der Auszahlung der Versicherungssumme fallen bei den Erben Erbschaftsteuern an, soweit die Freibeträge ausgeschöpft sind.
Wird die Versicherungssumme dagegen an eine im Versicherungsvertrag genannte bezugsberechtigte Person ausgezahlt, handelt es sich juristisch gesehen um eine Schenkung unter Lebenden. Dann ist keine Erbschaftsteuer fällig, wohl aber unter Umständen die Schenkungsteuer.
Tipp Nr. 12: Bei Steuerhinterziehung kennt der Staat keine Gnade
Wer als Erbe nach dem Tod des Erblassers Mitglied einer Erbengemeinschaft wird, den erwarten mitunter auch böse Überraschungen. Eine davon können Steuernachforderungen des Fiskus sein, weil der Erblasser zum Beispiel Steuern hinterzogen hat. Zum Hintergrund: Die Erben treten in die steuerrechtliche Rechtsposition des Erblassers ein und schuldet die Steuern als Gesamtschuldner.
Der Fiskus kann sich also einen Erben aussuchen, von dem er die gesamten nachzuzahlenden Steuern verlangt. Die übrigen Erben sind dann allerdings intern zum Ausgleich verpflichtet. Außerdem kann die Steuer als Nachlassschuld auf das Nachlassvermögen beschränkt werden, Das ändert aber zunächst nichts daran, dass sich die Erben die Steuerhinterziehung grundsätzlich zurechnen lassen müssen. Vor allem kann sich das erst sehr spät herausstellen, weil die Steuerfestsetzungsfrist für das Finanzamt bei Steuerhinterziehung zehn Jahre beträgt. Ohne einen erfahrenen Erb- und Steuerrechtsexperten wird es für von Steuerhinterziehung betroffene Erben schwer, sich bestmöglich zu verteidigen.