Aktuelles Insolvenzgeschehen: Langfristige Ursachen nicht mit kurzfristigen Maßnahmen bekämpfen

Photo credit: depositphotos.com

(PDF)
The shocked and disappointed man saw the bad news in the invoices. Frustrated unemployed man with documents.The shocked and disappointed man saw the bad news in the invoices. Frustrated unemployed man with documents.

Arbeitskräftemangel, gestiegene Personal- und Energiekosten, erhöhte Bauzinsen und Inflationssteigerungen: Unternehmen stehen in diesen Tagen vor vielen Herausforderungen und die Insolvenzzahlen steigen. Zur oft befürchteten Insolvenzwelle wird es trotzdem nicht kommen. Doch auf eine stabile Wirtschaftslage ist dies nicht zurückzuführen.

Der VID appelliert an die Politik ihren Umgang mit kurzfristigen Subventionsmaßnahmen zu überdenken, ein gründerfreundliches Umfeld zu schaffen und Insolvenz als Prozess freiwerdender Ressourcen nicht zu stigmatisieren.

Nach einem langjährigen Rückgang, der sich während der Coronapandemie durch staatliche Finanzhilfen noch verstärkt hat, steigen seit einigen Monaten die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wieder und damit die Angst vor einer großen Insolvenzwelle. Unzweifelhaft steht die deutsche Wirtschaft nach der Pandemie unter dem Eindruck von Inflation und Ukrainekrieg immer noch vor vielen Herausforderungen. Industriestrompreis und die Aussetzung der Schuldenbremse sind nur die jüngsten Beispiele dafür, wie die Bundesregierung derzeit überlegt, auf diese Herausforderungen zu reagieren. Dabei wird die oft beschworene Gefahr einer Insolvenzwelle deutlich überschätzt.

Der aktuelle Anstieg der Insolvenzzahlen ist vor allem eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens nach dem Auslaufen der staatlichen Hilfen.

Einen Anstieg, wie wir ihn Mitte der Nullerjahre gesehen haben, mit über 30.000 Insolvenzen pro Jahr, werden wir zukünftig nicht mehr sehen,

erklärt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). Das hat strukturelle Gründe: Das seit vielen Jahren rückläufige Gründungsverhalten in Deutschland wirkt sich direkt auf das Insolvenzgeschehen aus. Gerade in den ersten fünf Jahren nach Gründung besteht für Unternehmen die höchste Insolvenzgefahr.

Ein Warnsignal für die Wirtschaftspolitik. Die Unternehmenslandschaft erneuert sich schon lange nicht mehr ausreichend. Kommen nicht genug neue Unternehmen nach, sinkt das Innovationspotential. Das für Gründer beschwerliche Vorschriftendickicht trägt noch dazu bei.

Die aktuellen Insolvenzen sind keine Reaktion mehr auf den Wegfall der staatlichen Stützungsmaßnahmen. Sie haben vor allem langfristige Ursachen. "Hierbei handelt es sich um Unternehmen, die keine Zukunftsaussichten haben, weil ihre Geschäftsmodelle nicht mehr unter den aktuellen Bedingungen tragen. Die Ursachen für die Insolvenz sind langfristig und können nicht mit kurzfristigen Finanzhilfen bekämpft werden", so der VID-Vorsitzende. "Der Ruf nach Hilfen ist verständlich. Doch der Fachkräftemangel und die demographische Entwicklung zeigen, wie wichtig es ist, Unternehmen ohne zukunftsfähige Geschäftskonzepte ganz bewusst vom Markt zu nehmen. Über den Insolvenzprozess werden neue Kräfte und Ressourcen frei."

Der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter, VID, setzt sich für ein Umdenken im Umgang mit Finanzhilfen in Krisensituationen ein. "Wir sehen langfristige Trends, die das Wirtschaftsgeschehen lähmen. Sie sind vor allem Folge von politischem Attentismus. Die Politik sollte nicht immer mit den gleichen kurzfristigen Maßnahmen auf langfristige Ursachen reagieren. Wichtiger wäre, eine gründerfreundliche Umgebung zu schaffen und Insolvenz als wichtiges Instrument der Marktbereinigung und Allokation knapper Ressourcen zu verstehen", so Niering.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Abstract creative financial diagram and upward arrow hologram on flag of Germany and blue sky background, growth and development conceptAbstract creative financial diagram and upward arrow hologram on flag of Germany and blue sky background, growth and development conceptPixels Hunter – stock.adobe.comAbstract creative financial diagram and upward arrow hologram on flag of Germany and blue sky background, growth and development conceptPixels Hunter – stock.adobe.com
Finanzen

Deutscher Geldanlage-Index Sommer 2024: Wenig Aufregung in unruhigem Markt

Attraktive zinsbasierte Geldanlagen, ein hoher Goldpreis, kaum finanzierbare Immobilienpreise und nervöse Börsen: Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) wollte vor diesem Hintergrund wissen, ob und wie sich dies auf die Anlagepräferenzen der Privatanleger auswirkt.

Real estate agent showing new office space to clientsReal estate agent showing new office space to clientsJacob Lund – stock.adobe.comReal estate agent showing new office space to clientsJacob Lund – stock.adobe.com
Produkte

Immobilienpreise gehen in Seitwärtsbewegung über

Die knapp zweijährige Abwärtsentwicklung der Immobilienpreise in Deutschland wurde im zweiten Quartal dieses Jahres aufgehalten: Der Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken erreichte einen Wert von 175,5 Punkten und lag 0,5 Prozent üb er dem Werts im ersten Quartal 2024.

Experten warnen vor Bruch des GenerationenvertragsExperten warnen vor Bruch des GenerationenvertragsBundesverband Verrechnungsstellen Gesundheit e.V.Experten warnen vor Bruch des GenerationenvertragsBundesverband Verrechnungsstellen Gesundheit e.V.
Finanzen

Experten warnen vor Bruch des Generationenvertrags

Von der Lokomotive Europas zum Schlusslicht. Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Ein Grund sei die zu hohe Abgabenlast, analysiert der Experte für Sozial- und Gesundheitspolitik Frank Rudolph, Geschäftsführer des Bundesverbandes Verrechnungsstellen Gesundheit (BVVG), in seiner Politik-Kolumne.

20240209-ONA0001-1-10.jpg20240209-ONA0001-1-10.jpgAurena20240209-ONA0001-1-10.jpgAurena
Finanzen

SIGNA Holding: Benkos Büro und Repräsentationsräume werden versteigert

1.117 Positionen aus der Zentrale der SIGNA Holding im Palais Harrach wurden bereits versteigert. Nun beginnt die Auktion der Ausstattung des ersten Stockwerks, der Beletage von René Benko.

White dominoes in the dark close upWhite dominoes in the dark close upfotofabrika – stock.adobe.comWhite dominoes in the dark close upfotofabrika – stock.adobe.com
Finanzen

Entscheidende Fehler, die zur Insolvenz führen – und wie man sie vermeidet

Nach zuletzt historisch wenigen Firmenpleiten zeichnet sich seit Jahresbeginn ein deutlicher Anstieg der Regelinsolvenzverfahren ab. Und dieser bleibt seit Februar 2023 bislang ungebrochen. Woran liegt das und welche Fehler sollten unbedingt vermieden werden?

CLARK_PM_Lebensstandard halten_1223.jpgCLARK_PM_Lebensstandard halten_1223.jpgCLARK_PM_Lebensstandard halten_1223.jpg
Finanzen

Lebensstandard: Sorgen und Vorsorgestrategien der Deutschen

Als größtes Risiko für den Verlust ihres Lebensstandards empfinden die Bundesbürger*innen Krankheiten, Unfälle, wirtschaftliche Veränderungen sowie eine unzureichende Altersvorsorge. Die Mehrheit setzt darauf, privat Geld zurückzulegen, insbesondere in ETFs und Fonds.

Mehr zum Thema

Sandra Vollmer, Geschäftsführerin der Verivox GmbHVerivoxSandra Vollmer, Geschäftsführerin der Verivox GmbHVerivox
Finanzen

Finanzentscheidungen in Partnerschaften: Wer hat das Sagen?

Männer und Frauen bewerten ihre Finanzverantwortung unterschiedlich – eine Verivox-Umfrage zeigt große Wahrnehmungsunterschiede.

Im Mozartsaal des Congress Center Rosengarten wurde auf dem Fondskongress 2025 intensiv über die Auswirkungen der Trump-Präsidentschaft auf die Finanzmärkte diskutiert.Foto: expertenReportIm Mozartsaal des Congress Center Rosengarten wurde auf dem Fondskongress 2025 intensiv über die Auswirkungen der Trump-Präsidentschaft auf die Finanzmärkte diskutiert.Foto: expertenReport
Finanzen

Fondskongress 2025 in Mannheim: Neue Trends und alte Herausforderungen

Der Fondskongress 2025 hat einmal mehr bewiesen, dass die Investmentbranche im stetigen Wandel ist. Zwei Tage lang trafen sich führende Experten, Finanzberater und Asset Manager im Congress Center Rosengarten in Mannheim, um über die Zukunft der Finanzwelt zu diskutieren.

Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen, so eine Verivox-Erhebung.geralt / pixabayFestgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen, so eine Verivox-Erhebung.geralt / pixabay
Finanzen

Inflation frisst Sparzinsen auf – Festgeld-Realzins wieder negativ

Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen. Laut einer aktuellen Verivox-Auswertung liegt der Realzins erstmals seit einem Jahr wieder im negativen Bereich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, sich gegen den schleichenden Wertverlust zu schützen.

LV 1871-Vorstand Hermann SchrögenauerLV 1871LV 1871-Vorstand Hermann SchrögenauerLV 1871
Finanzen

Finanzplanung auf dem Tiefpunkt: Nur 26 Prozent der Deutschen planen ihre Finanzen aktiv

Die finanzielle Absicherung wird in Zeiten unsicherer Rentensysteme und wachsender Altersarmut immer wichtiger. Dennoch haben nur 26,3 Prozent der Menschen in Deutschland einen Finanzplan für 2025, wie eine aktuelle Umfrage der LV 1871 zeigt.

Bei der Geldanlage 2025 steht vor allem Sicherheit im Fokus der Deutschen, so ein Umfrage-Ergebnis (Symbolbild).ChristophMeinersmann / pixabayBei der Geldanlage 2025 steht vor allem Sicherheit im Fokus der Deutschen, so ein Umfrage-Ergebnis (Symbolbild).ChristophMeinersmann / pixabay
Finanzen

Die beliebtesten Geldanlagen 2024/2025

Immobilien, Tagesgeld, Gold und Fonds sind die Favoriten der Deutschen für das kommende Jahr. Sicherheit bleibt der wichtigste Faktor bei der Geldanlage.

Das Fintech Revolut bietet seinen Kunden in Deutschland ab sofort die Möglichkeit, kostenfreie ETF-Sparpläne zu nutzen.viarami / pixabayDas Fintech Revolut bietet seinen Kunden in Deutschland ab sofort die Möglichkeit, kostenfreie ETF-Sparpläne zu nutzen.viarami / pixabay
Finanzen

Revolut startet kostenfreie ETF-Sparpläne in Deutschland

Das Fintech Revolut bietet seinen Kunden in Deutschland ab sofort die Möglichkeit, kostenfreie ETF-Sparpläne zu nutzen. Damit erweitert das Unternehmen sein Angebot im Bereich Kapitalmarktanlagen.