GDV macht Vorschläge zum Bürokratieabbau

The flow of personal data and secret documents. Collection and analysis of information. Systematization and optimization of information. Paper work and correspondence. Digitization of archives.The flow of personal data and secret documents. Collection and analysis of information. Systematization and optimization of information. Paper work and correspondence. Digitization of archives.Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com

Die EU-Kommission will ein Viertel aller Berichtspflichten in der Europäischen Union abbauen. Die Versicherer beteiligen sich mit eigenen Vorschlägen am sogenannten Call for Evidence der EU-Kommission.

Mitte Oktober hatte die EU-Kommission erste Vorschläge zur Reduzierung der Berichtspflichten präsentiert. Es handelt sich um die Verschiebung der sektorspezifischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS) und eine „Inflationsanpassung“ bei den Schwellenwerten und Größenkriterien für kleine und mittlere Unternehmen. Für diese gelten bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung abgespeckte Standards.

Dazu sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): „Diese Maßnahmen sind allenfalls erste Ansätze. Damit wird das 25 Prozent-Ziel nicht annähernd erreicht.“ Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen leiden besonders unter den überbordenden Berichtspflichten.

„Bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung sollte die Anwendbarkeit der Schwellenwerte für die vereinfachte Berichterstattung in der Finanzwirtschaft grundsätzlich überprüft werden. Bis dahin sollten kleine und mittlere Versicherer bis 500 Beschäftigte die vereinfachten Berichtsstandards nutzen dürfen. Aktuell werden diese Versicherungen wie große Konzerne behandelt“, so Asmussen.

Auch bei der Berichterstattung zum Aufsichtsregelwerk Solvency II regt die Versicherungswirtschaft Vereinfachungen an. So könnten etwa im Zuge der quartalsweisen Berichte an die Aufsichtsbehörden zur Solvenzlage die Berichte für das vierte Quartal ersatzlos wegfallen. Denn bereits wenige Tage nach dem Bericht für das vierte Quartal müssen die Versicherer den Bericht für das Gesamtjahr abgeben – in dem der Stand für das vierte Quartal ohnehin eingerechnet ist. Die im nächsten Jahr anstehende Überarbeitung der Delegierten Verordnung zur Solvency II wäre eine passende Gelegenheit, diese überflüssige Berichtspflicht zu streichen.

Die Versicherer mahnen seit längerem an, bei der Einführung neuer Berichts- und Verwaltungsaufgaben das Ziel der Maßnahmen nicht aus den Augen zu verlieren. „Sonst kann die Regulierung – wie gut sie auch immer gemeint ist – keinen Impact entfalten und wird für die Unternehmen zu einer reinen Complianceaufgabe“, so Asmussen.

Generell sollte aus Sicht der Versicherungswirtschaft Folgendes für Berichtspflichten gelten:

  • Neue Berichtspflichten sollten nur eingeführt werden, wenn sie notwendig sind.
  • Auch von den Aufsichtsbehörden initiierte Änderungen sollten überprüft und bewertet werden.
  • Überschneidungen und Doppelungen mit anderen Vorschriften sollten vermieden werden.
  • Proportionalität sollte als Grundprinzip in allen Berichtspflichten verankert sein. Ein kleines Unternehmen mit wenigen Beschäftigten hat im Vergleich zu großen Konzernen nur eingeschränkte Ressourcen, um Berichtspflichten nachzukommen.
  • Den Unternehmen sollte ausreichend Zeit eingeräumt werden, um sich auf neue oder veränderte Berichtspflichten einzustellen.
  • Offenlegungsvorschriften sollten durch Verbrauchertests auf ihre Praktikabilität und ihren Nutzen überprüft werden.
  • Die vollständige Stellungnahme für den Call for Evidence der EU-Kommission finden Sie hier.

LESEN SIE AUCH

Back view of young male engineer in a wind turbine farm in the bBack view of young male engineer in a wind turbine farm in the bAlexGo – stock.adobe.com
Assekuranz

Versicherer fordern Erleichterungen beim ESG-Reporting

Die EU-Kommission erarbeitet derzeit die European Sustainability Reporting Standards, die die Inhalte der Nachhaltigkeitsberichte festlegen. Es geht um konkrete ESG-Berichtsvorgaben, die ab 2024 umgesetzt werden sollen. So wäre jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um Vereinfachungen umzusetzen.

EU-Kommission-Bruessel-1232430-PB-Jai79EU-Kommission-Bruessel-1232430-PB-Jai79Jai79 – pixabay.com
Assekuranz

GDV regt Vertiefung der Kapitalmarktunion an

Die deutsche Versicherungswirtschaft appelliert an die künftige EU-Kommission, den Finanzsektor nicht mit weiteren Vorgaben zu belasten. Um Regulierungen effizienter zu gestalten, sollten diese auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene besser koordiniert werden.

Europa-Flagge-Euro-Symbole-30731679-DP-JanPietruszkaEuropa-Flagge-Euro-Symbole-30731679-DP-JanPietruszka
Assekuranz

Versicherer benötigen mehr Spielraum für Investitionen

Solvency II hat sich seit seiner Einführung für den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft bewährt. Der GDV warnt aber davor, dass zu strenge Anforderungen kaum Luft lassen für Investitionen in die so wichtige Transformation.

Europa-Flagge-482676892-DP-IgorVetushkoEuropa-Flagge-482676892-DP-IgorVetushko
Assekuranz

Solvency II: GDV begrüßt mehr Transparenz und Verständlichkeit für Verbraucher

Die Trilogeinigung zu Solvency II forciert, dass die Berichterstattung der Versicherer zur wirtschaftlichen Lage verständlicher werden soll. Der GDV sieht darin einen wichtigen Schritt, um die Transparenz für Verbraucher und Experten zu verbessern.

Confused businessman thinks how to find the right way to exit from a big mazeConfused businessman thinks how to find the right way to exit from a big mazealphaspirit – stock.adobe.com
Assekuranz

Zu viel Regulierung schadet Kunden und Versicherern

Die in Deutschland tätigen Versicherer beklagen ein Übermaß an Regulierung auf nationaler wie auf europäischer Ebene. Die Dichte und Fülle der Berichtsanforderungen zu Nachhaltigkeit und Datenschutz überfordern die Unternehmen und bremsen wichtige Transformationsvorhaben.

Wired glossy robotic organ - brain 3d render Cyborg brain 3d illustration generative Neural networks machine learning metaphorWired glossy robotic organ - brain 3d render Cyborg brain 3d illustration generative Neural networks machine learning metaphor
Assekuranz

Versicherer sehen EU-Regulierung zu generativer KI kritisch

Der GDV drängt darauf, die EU-Vorschläge zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz nachzubessern. Denn die sehr hohen Compliance-Anforderungen könnten auf die Verbreitung von generativen KI-Anwendungen wie eine angezogene Handbremse wirken.