Versicherer stärken Widerstandskraft in schwierigem Umfeld

Nach einer robusten Entwicklung im Jahr 2023 mit starkem Wirtschaftswachstum in den USA dürfte das weltweite reale BIP 2024 um 0,4 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent sinken. Dabei entwickeln sich die großen Volkswirtschaften unterschiedlich.

(PDF)
Anzugtraeger-Leiter-Himmel-134816350-AS-Maksim-ShmeljovAnzugtraeger-Leiter-Himmel-134816350-AS-Maksim-ShmeljovMaksim Shmeljov – stock.adobe.com

Während die USA weiter wachsen, stagniert Europa, und China ringt mit strukturellen Herausforderungen im Binnenmarkt. Der Konflikt im Nahen Osten erhöht die Risiken für den makroökonomischen Ausblick. Laut der sigma-Studie «Risk on the rise as headwinds blow stronger» ist die globale Versicherungsindustrie dank ihrer gestärkten finanziellen Lage besser gegen die gestiegenen makroökonomischen und geopolitischen Risiken gewappnet.

"Die essenzielle Rolle, die Erstversicherer für den Transfer von Risiken spielen, wird angesichts nachlassender wirtschaftlicher Rückenwinde und geopolitischer Unsicherheiten besonders deutlich. Vor allem dank risikogerechter Preise und höherer Anlagerenditen wird die Profitabilität der Erstversicherer weiter steigen", prognostiziert Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re. Allerdings dürfte es ihnen in den meisten Märkten 2024 und 2025 noch nicht gelingen, ihre Kapitalkosten zu decken, weil sich die wirtschaftliche Inflation weiterhin negativ auf die Schadenkosten auswirke.

Laut Swiss Re Institute war der starke Arbeitsmarkt der Hauptgrund für die robuste Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr: So lagen die Arbeitslosenquoten in den USA (3,9 Prozent im Oktober) und im Euroraum (6,5 Prozent im September) trotz eines zunehmenden Arbeitskräfteangebots auf einem historisch niedrigen Stand. Dies hat die Konsumnachfrage kräftig unterstützt, insbesondere in den USA, wo die Konsumausgaben 2023 real um 2,4 Prozent steigen dürften. Dem sigma-Bericht zufolge ist der robuste Arbeitsmarkt jedoch kein Zeichen für einen neuen Aufschwung, sondern ein Hinweis auf die verzögerte Wirkung der Geldpolitik, die sich an den Arbeitsmärkten oft erst später bemerkbar macht als in anderen Bereichen der Wirtschaft.

Rezessionsrisiko in Europa höher als in den USA

Der Ausbruch des Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Oktober 2023 verursacht zusätzliche Risiken für die Weltwirtschaft. Mit Inflationsraten über dem Zielwert und einer vorerst robusten Konjunktur in einigen Industrieländern dürften die Zentralbanken noch mindestens für die nächsten zwei Jahre bei ihrer restriktiven Zinspolitik bleiben.

"Die Auswirkungen der höheren Zinsen sind noch nicht voll in der Realwirtschaft angekommen. Höhere Kapital- und Arbeitskosten werden die Gewinnmargen der Unternehmen zunehmend aufzehren. Das könnte zu Entlassungen führen. Europas Wirtschaft wird sich in den kommenden zwei Jahren am schwächsten entwickeln, und einige große Volkswirtschaften wie Deutschland schrumpfen bereits", so Charlotte Mueller, Chief Economist Europe von Swiss Re.

Anlageergebnisse wichtigere Komponente für Versicherungserfolg

In der Sach- und Haftpflichtversicherung wird eine weitreichende Neubewertung des Versicherungsrisikos im Jahr 2023 dazu führen, dass das globale Prämienvolumen in 2023 um schätzungsweise 3,4 Prozent und in den Jahren 2024 und 2025 um jeweils 2,6 Prozent wachsen wird. Die Auswirkung der wirtschaftlichen Inflation auf die Schäden dürfte im Verlauf der Jahre 2024 und 2025 weiter abnehmen. Die Eigenkapitalrendite (ROE) als Maß für die Profitabilität in der Nichtleben-Versicherung wird den sigma-Ergebnissen zufolge 2024 und 2025 auf rund 10 Prozent steigen und damit deutlich über dem zehnjährigen Durchschnitt von 6,8 Prozent liegen.

Gründe für die zunehmende Profitabilität sind die gestiegenen Anlagerenditen aufgrund des höheren Zinsniveaus und die Verbesserung der Underwriting-Ergebnisse aufgrund risikogerechter Prämiensätze in den gewerblichen wie auch in den privaten Sparten. Die Anlagerenditen im Nichtleben-Segment haben 2023 3,3 Prozent überschritten und werden 2024 weiter auf rund 3,7 Prozent und 2025 auf 3,9 Prozent steigen. Zudem profitiert das Underwriting von der rückläufigen Inflation sowie verbesserten Konditionen. Das dürfte dazu führen, dass die Auswirkungen der Inflation auf die Schadenkosten immer weiter abnehmen.

Hohe Zinsen, höhere Nachfrage: 4 Bio. US-Dollar Sparprämien

Auch der globalen Lebensversicherungsbranche kommt die Anpassung an die neue Normalität mit höheren Zinsen zugute. Swiss Re Insitute erwartet in den kommenden zwei Jahren ein starkes Wachstum bei Sparprodukten, weil die wachsende globale Mittelschicht bei der Vorsorgeplanung sich zunehmend auch Versicherern zuwendet.

Dem sigma-Bericht zufolge vollzieht sich beim Prämienwachstum eine robuste Erholung, wobei das Gesamtprämienvolumen, das 2022 um 0,7 Prozent gesunken war, 2023 real um 1,5 Prozent und mittelfristig noch stärker steigen dürfte (2024–2025: 2,3 Prozent). Wachstumsmotor sind hierbei vor allem die Schwellenländer (+5,1 Prozent), aber auch die Industrieländer (+1,3 Prozent) tragen zu der Entwicklung bei.

Im Jahr 2022 wurden weltweit Sparprämien in Höhe von rund 2,3 Bio. US-Dollar gebucht. Diese Summe soll laut Prognose des Swiss Re Institute bis 2033 auf 4,0 Bio. US-Dollar steigen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von real 2,7 Prozent entspricht. Dies wären in den kommenden zehn Jahren 1,7 Bio. US-Dollar an zusätzlichen Sparprämien – ein Anstieg der Neugeschäftsprämien um 65 Prozent im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahrzehnten. Swiss Re Institute hat seine Wachstumsprognose für die kommenden zehn Jahre deutlich angehoben, vor allem weil die vergangenen 20 Jahre durch die globale Finanzkrise, die Tiefzinsphase und die Pandemie belastet waren.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

businessman standing on a red arrowbusinessman standing on a red arrowra2 studio – stock.adobe.combusinessman standing on a red arrowra2 studio – stock.adobe.com
Assekuranz

Swiss Re erwartet anhaltende Wachstumsdynamik in der Schaden-Rückversicherung

Bedingt durch neue Risikopools und eine kontinuierliche Anpassungen der Prämiensätze dürfte der Nichtleben-Rückversicherungsmarkt in den nächsten zehn Jahren stärker wachsen als das BIP. Der Zehnjahresausblick für den Markt zeigt ein nominales Wachstum von etwa 5,4 Prozent pro Jahr.

Astrological background. Crystal ball with predictions. HoroscopAstrological background. Crystal ball with predictions. Horoscopalexkich – stock.adobe.comAstrological background. Crystal ball with predictions. Horoscopalexkich – stock.adobe.com

2024 droht erneute Schrumpfung des BIP

Kürzungen bei den Staatsausgaben, höhere Abgaben und die Unsicherheit über die weitere Förderung von Klimaschutzprojekten werden wohl den bremsenden Effekt von hohen Zinsen und verhaltener Entwicklung der Weltwirtschaft verstärken. In der Folge sinkt das BIP im Jahresdurchschnitt 2024 um 0,3 Prozent.

Bulle und Bär - Meeting Room - KonzeptBulle und Bär - Meeting Room - Konzeptpeterschreiber.media – stock.adobe.comBulle und Bär - Meeting Room - Konzeptpeterschreiber.media – stock.adobe.com
Finanzen

So lässt sich ein gutes Jahr erfolgreich abschließen

Es scheint tatsächlich das Soft-Landing eingetreten zu sein, auf das viele gehofft, aber nur wenige gebaut haben. Mittlerweile haben sich die Märkte auf diese zentrale Prämisse festgelegt und zeigen sich positiv. Um nun das Jahr erfolgreich abzuschließen, bedarf es einer Bestätigung dieser Annahme.

Abstract technology background. Technology concept. Gear wheel. Big Data concept. 3d illustration. 3d rendering.Abstract technology background. Technology concept. Gear wheel. Big Data concept. 3d illustration. 3d rendering.Dmitry – stock.adobe.comAbstract technology background. Technology concept. Gear wheel. Big Data concept. 3d illustration. 3d rendering.Dmitry – stock.adobe.com

Kann Automatisierung den Fachkräftemangel im Versicherungswesen ausgleichen?

Anstatt einfach nur zu versuchen, mehr Fach- und Arbeitskräfte einzustellen, sollten Versicherer erhebliche strategische Veränderungen vornehmen, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern und Investitionen in Technologie zu nutzen, um die Lücken in der Belegschaft zu schließen.

chart downchart downpixelkorn – stock.adobe.comchart downpixelkorn – stock.adobe.com
Wirtschaft

Moderates Wirtschaftswachstum trotz Bankenturbulenzen

Durch die jüngsten Finanzmarktturbulenzen ist das Rezessionsrisiko für die deutsche Wirtschaft leicht gestiegen, bleibt aber auf niedrigem Niveau. Der nach dem Ampelsystem arbeitende IMK-Konjunkturindikator steht für den Zeitraum von April bis Ende Juni weiter auf „gelb-grün“.

The growth of the euro, the increase in value. Financial and banking concept. Close-upThe growth of the euro, the increase in value. Financial and banking concept. Close-upSERSOLL – stock.adobe.comThe growth of the euro, the increase in value. Financial and banking concept. Close-upSERSOLL – stock.adobe.com
Assekuranz

Solvenzquoten der Lebensversicherer erreichen Höhepunkt

Erwartungsgemäß sind die SCR-Quoten der Lebensversicherer im Zuge der stark erhöhten Kapitalmarktzinsen gegenüber dem Vorjahr weiter deutlich gestiegen. Die Auswirkungen sind bei den einzelnen Unternehmen jedoch recht unterschiedlich. Den Spitzenwert erzielt die SIGNAL IDUNA Leben mit 1.442 Prozent.

Mehr zum Thema

GDV-Präsident Dr. Norbert Rollinger (rechts) und GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen (Archiv).GDVGDV-Präsident Dr. Norbert Rollinger (rechts) und GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen (Archiv).GDV
Assekuranz

Versicherungsbranche erwartet 2025 stabiles Wachstum – GDV fordert Reformen

Die Versicherungswirtschaft prognostiziert für 2025 ein branchenweites Beitragswachstum von fünf Prozent. Besonders die Schaden- und Unfallversicherung sowie die PKV legen zu. Gleichzeitig fordert der GDV Reformen in der Altersvorsorge, Cybersicherheit und dem Steuerrecht.

Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden.Laney5569 / pixabayZum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden.Laney5569 / pixabay
Assekuranz

Kennzeichenwechsel für Mofas, Mopeds und E-Scooter: Ab März gilt nur noch Grün

Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden. Wer weiterhin mit dem blauen Kennzeichen unterwegs ist, fährt nicht nur ohne Versicherungsschutz, sondern macht sich auch strafbar. Die aktuellen Zahlen des GDV zeigen zudem: Schäden und Diebstähle haben 2023 deutlich zugenommen.

Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & RatingMORGEN & MORGENThorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & RatingMORGEN & MORGEN
Assekuranz

Lebensversicherung: Überschussbeteiligung 2025 steigt weiter – doch nicht in der Breite

Die Überschussbeteiligungen deutscher Lebensversicherer steigen weiter, wenn auch weniger stark als im Vorjahr. Eine Analyse von MORGEN & MORGEN zeigt, dass fast alle Versicherer mindestens zwei Prozent bieten, während jeder fünfte Anbieter drei Prozent oder mehr gewährt. Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, bewertet die Entwicklung als kundenfreundlich, betont aber auch die individuelle Strategie der Versicherer.

ACWells / pixabayACWells / pixabay
Assekuranz

Lebensversicherung führt Beschwerde-Statistik an

Der Versicherungsombudsmann e. V. hat seinen Tätigkeitsbericht zur Streitbeilegung vorgelegt. Insgesamt 21.548 Beschwerden wurden im Jahr 2024 bearbeitet. Dabei fällt auf: Beschwerden über Versicherungsvermittler sind mit 334 Fällen gering und zeigen kaum Veränderungen zu den Vorjahren.

Bei einer Wasserbüffel-Herde in Brandenburg wurde Maul- und Klauenseuche (MKS) nachgewiesen.Anduka66 / pixabayBei einer Wasserbüffel-Herde in Brandenburg wurde Maul- und Klauenseuche (MKS) nachgewiesen.Anduka66 / pixabay
Assekuranz

Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Versicherungen wirklich abdecken

Maul- und Klauenseuche nach Jahrzehnten erneut in Deutschland: Der Ausbruch in Brandenburg zeigt, wie schnell Tierseuchen enorme wirtschaftliche Risiken für Landwirte mit sich bringen. Versicherungen helfen bei direkten Schäden, lassen Landwirte bei Einkommensverlusten durch Exportverbote jedoch oft allein.

Technisch sind automatisierte Binnenschiffe längst realisierbar, doch rechtliche Hürden bremsen ihren Einsatz - das soll sich ändern, fordern die Versicherer (Symbolbild).Couleur / pixabayTechnisch sind automatisierte Binnenschiffe längst realisierbar, doch rechtliche Hürden bremsen ihren Einsatz - das soll sich ändern, fordern die Versicherer (Symbolbild).Couleur / pixabay
Assekuranz

Versicherer fordern Rechtsrahmen für automatisierte Binnenschifffahrt

Automatisierte Binnenschiffe könnten schon heute einsatzbereit sein – doch es fehlt an klaren gesetzlichen Vorgaben. Der GDV fordert die Bundesregierung und internationale Flusskommissionen auf, Standards zu schaffen, um die Technologie voranzutreiben.