Aufwand bei Mindestbesteuerung minimieren

Deutschland muss die international vereinbarte globale Mindeststeuer von 15 Prozent umsetzen. Der GDV und die anderen Spitzenverbände äußern sich zum Umsetzungsgesetz für die Mindestbesteuerungsrichtlinie.

(PDF)
Percentage sign of hand arranging wood blocks stacking as step stair with percent symbol,  interest rate and business profit growth concept.Percentage sign of hand arranging wood blocks stacking as step stair with percent symbol, interest rate and business profit growth concept.Kiattisak – stock.adobe.com

Bei der Umsetzung der international vereinbarten Mindestbesteuerung in deutsches Recht appellieren die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, darunter der GDV, an den Gesetzgeber, den Aufwand für die Unternehmen in Grenzen zu halten.

„Es sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, um den Umsetzungsaufwand für die Wirtschaft und den Kontrollaufwand für die Finanzbehörden auf ein Minimum zu reduzieren“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Dazu gehöre vor allem der Verzicht auf eine detaillierte Berechnung für Länder, in denen von vornherein klar ist, dass der Mindeststeuersatz von 15 Prozent nicht unterschritten wird.

Bisher schon vorgesehene übergangsweise „Safe-Harbour“-Vereinfachungen sollten aus Sicht der Verbände ausgebaut werden und dauerhaft zur Verfügung stehen. Außerdem ergeben sich mit der derzeitigen Gesetzesfassung Konflikte mit der deutschen Investmentfondsbesteuerung. Damit drohen Nachteile für diese Investments, die Versicherungen für die Versicherungskunden halten, obwohl eine ausreichende Besteuerung in Deutschland gesichert ist.

„Hier besteht noch Handlungsbedarf nicht nur auf Ebene des deutschen Gesetzgebers, sondern vor allem auch auf Ebene der OECD, wo die beteiligten Staaten nach wie vor an Detailfragen der globalen Mindeststeuer arbeiten“, so Asmussen.

Weiterhin plädiert die Wirtschaft, auch mit Blick auf das Ziel Bürokratieabbau, dafür, dass deutsche Steuervorschriften mit ähnlichem Regelungsziel im Gegenzug zur Einführung der Mindeststeuer gestrichen oder zumindest entschärft werden sollten. Das gelte vor allem für die Hinzurechnungsbesteuerung. Danach führt, ähnlich der Mindeststeuer, eine aus deutscher Sicht zu niedrige Steuer für ausländische Tochtergesellschaften zu einer Nachversteuerung in Deutschland.

Entscheidende Grenze: 15 Prozent 

„Konsequent ist es deshalb, dass nach dem Gesetzentwurf der Bundesregierung die Hinzurechnungsbesteuerung ebenso wie die Mindeststeuer künftig erst ab einer ausländischen effektiven Steuerlast unterhalb von 15 Prozent einsetzen soll“, sagt Asmussen. Bisher ist das schon bei einem Unterschreiten von 25 Prozent Steuerlast der Fall.

Allerdings müssten Unternehmen auch nach einem Absenken der Niedrigsteuergrenze von 25 auf 15 Prozent weiterhin aufwändige Berechnungen für Zwecke der Hinzurechnungsbesteuerung durchzuführen. Dabei weichen die Vorgaben von denen der Mindeststeuer ab. Der GDV regt daher zusammen mit den anderen führenden deutschen Wirtschaftsverbänden an, die Unternehmen von der Hinzurechnungsbesteuerung für Staaten freizustellen, in denen sie schon den dortigen nationalen Mindeststeuerregeln unterliegen.

Der deutsche Gesetzgeber muss bis Ende des Jahres die international vereinbarte globale Mindeststeuer von 15 Prozent umsetzen. Der GDV und die anderen Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft äußern sich jetzt gemeinsam zum Umsetzungsgesetz für die Mindestbesteuerungsrichtlinie.

Die Einführung der globalen Mindestbesteuerung bedeutet, dass für jedes Land, in dem eine Unternehmensgruppe tätig ist, der effektive Steuersatz ermittelt werden muss. Damit wird festgestellt, ob der Mindeststeuersatz von 15 Prozent erreicht wird. Den effektiven Steuersatz kann die Unternehmensgruppe nicht einfach aus Steuerbescheiden entnehmen.

Vielmehr muss sie den effektiven Steuersatz unter aufwändiger Ermittlung von Daten selbst berechnen. Neben diesen praktischen Schwierigkeiten der Datenermittlung gibt es außerdem noch zahlreiche bislang ungeklärte Anwendungsfragen.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Surreal scene with a businessman pushing a clock up a hill. TimeSurreal scene with a businessman pushing a clock up a hill. Time1STunningART – stock.adobe.comSurreal scene with a businessman pushing a clock up a hill. Time1STunningART – stock.adobe.com
Wirtschaft

Zahlungsfristen: Geplante EU-Verordnung schadet dem Mittelstand

Europäische Unternehmen müssten Rechnungen künftig spätestens nach 30 Tagen begleichen und ihr Zahlungsverhalten behördlich kontrollieren lassen. Die Versicherer warnen vor den Konsequenzen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts MünchenifoProf. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts Münchenifo
Wirtschaft

Grundlegende Steuerreform soll Unternehmen und Haushalte entlasten

Das ifo Institut schlägt eine umfassende Reform des deutschen Steuer- und Abgabensystems vor. Ziel: Wachstumsimpulse für Unternehmen und mehr Anreize für Arbeit. Ein zentraler Punkt ist die Senkung der Steuerlast für Unternehmen und Haushalte.

Barni1 / pixabayBarni1 / pixabay
Wirtschaft

Autohersteller treiben Ersatzteilpreise in die Höhe

Die Preise für Kfz-Ersatzteile wie Scheinwerfer und Rückleuchten sind erneut gestiegen. Laut einer Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erhöhten die Autohersteller die Preise zwischen August 2023 und August 2024 im Durchschnitt um 6,2 Prozent.

3D abstract background with flag of Europe Unio3D abstract background with flag of Europe Unioviperagp – stock.adobe.com3D abstract background with flag of Europe Unioviperagp – stock.adobe.com
Politik

Mehr EU-Wettbewerbsfähigkeit durch starken Kapitalmarkt

Der Bericht von Mario Draghi zur Stärkung der Europäischen Wettbewerbsfähigkeit setzt richtige Impulse für die Mobilisierung zusätzlichen Kapitals. Der GDV macht sich für harmonisierte Gläubigerrechte und Insolvenzregeln stark, um grenzüberschreitende Investitionen zu fördern.

Papierschiffe zwischen FelsenPapierschiffe zwischen Felsenpeterschreiber.media – stock.adobe.comPapierschiffe zwischen Felsenpeterschreiber.media – stock.adobe.com
Politik

Versicherer-Positionspapier für effizientere Regulierung

Der GDV spricht sich für eine grundlegende Konsolidierung insbesondere bei Berichts- und Mitteilungspflichten aus. Das Papier enthält dazu in fünf Handlungsfeldern Vorschläge für sechs Sofortmaßnahmen und zwölf mittelfristige Maßnahmen aus den Bereichen der Finanz- und Versicherungsregulierung.

Stack of paper against a stormy skyStack of paper against a stormy skyepitavi – stock.adobe.comStack of paper against a stormy skyepitavi – stock.adobe.com
Assekuranz

GDV fordert EU-Gesetzescheck für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Der GDV fordert mit seiner Prioritätenliste für die neu EU-Legislaturperiode einen strukturellen Bürokratieabbau: Neue Gesetze sollten vorab systematisch geprüft werden, ob die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen gestärkt oder behindert wird.

Mehr zum Thema

Prof. Dr. Christoph Juhn, Steuerberater und geschäftsführender Partner der Kanzlei JUHN Partner sowie Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule BonnProf. Dr. Christoph Juhn, Steuerberater und geschäftsführender Partner der Kanzlei JUHN Partner sowie Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule Bonn
Steuern

Wegweiser zur Niederlassungsgründung: Schlüsselfaktoren für eine gelungene Expansion

Prof. Dr. Christoph Juhn, Experte für Steuerrecht, beleuchtet die wichtigsten Schritte bei der Gründung einer Unternehmensniederlassung. Von Gewerbeanmeldung über steuerliche Vorgaben bis hin zu Eintragungen ins Handelsregister: Diese fünf Faktoren sind entscheidend.

Während zahlreiche Plug-in-Hybride ihren bisherigen Steuervorteil verlieren könnten, bleiben Elektroautos steuerlich attraktiv.Foto: AdobestockWährend zahlreiche Plug-in-Hybride ihren bisherigen Steuervorteil verlieren könnten, bleiben Elektroautos steuerlich attraktiv.Foto: Adobestock
Steuern

Dienstwagenbesteuerung 2025: Strengere Vorgaben für Plug-in-Hybride und Vorteile für Elektroautos

Ab dem 1. Januar 2025 gelten neue Regelungen für die steuerliche Behandlung von Plug-in-Hybridfahrzeugen.

Prof. Dr. Christoph Juhn, Steuerberater und geschäftsführender Partner der Kanzlei JUHN Partner sowie Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule BonnProf. Dr. Christoph Juhn, Steuerberater und geschäftsführender Partner der Kanzlei JUHN Partner sowie Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule Bonn
Steuern

„Wegzugsteuer: Stille Reserven machen den Abschied teuer“

Warum die Wegzugsteuer oft unterschätzt wird, welche Fehler Unternehmen vermeiden sollten und wie andere Länder mit dem Thema umgehen, erklärt Steuerexperte Prof. Dr. Christoph Juhn im Exklusiv-Interview.

Prof. Dr. Christoph Juhn, Steuerberater und geschäftsführender Partner der Kanzlei JUHN Partner sowie Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule BonnProf. Dr. Christoph Juhn, Steuerberater und geschäftsführender Partner der Kanzlei JUHN Partner sowie Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule Bonn
Steuern

„Steuerliche Aspekte können den Bestand eines Unternehmens gefährden“

Bei der Unternehmensnachfolge sind frühzeitige Planung und professionelle Beratung entscheidend, um Risiken zu minimieren und steuerliche Vorteile zu nutzen. Prof. Dr. Christoph Juhn, Experte für Steuerrecht und Partner bei JUHN Partner, erläutert im Interview die komplexen steuerlichen Herausforderungen.

Bru-nO / pixabayBru-nO / pixabay
Steuern

Vorabpauschale: Was Fondsanleger 2025 erwartet

Fondsanleger müssen sich Anfang 2025 auf Abbuchungen zur sogenannten Vorabpauschale einstellen. Diese Steuer auf fiktive Erträge stellt sicher, dass Fondsanleger jährlich einen Mindestbetrag versteuern. Doch wie wird die Vorabpauschale berechnet, und was bedeutet sie für Anleger?

AlexBarcley / pixabayAlexBarcley / pixabay
Steuern

Jahressteuergesetz 2024: Anpassungen mit wenig Schlagkraft

Das Jahressteuergesetz 2024 bringt einige Anpassungen, doch echte Reformen bleiben aus. Ute Pappelbaum, Geschäftsführerin der experten-netzwerk GmbH, stellt in ihrem Kommentar heraus, warum die neuen Regelungen eher Stückwerk als großer Wurf sind.