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Als unabhängiges Analysehaus entwickelt MORGEN & MORGEN seine Ratings stets entsprechend der aktuellen Marktgegebenheiten und Beratungsbedarfe weiter. Aus diesem Grund wurde das M&M Rating KV-Unternehmen in diesem Jahr umstrukturiert. Das Gesamtrating setzt sich nun – analog zum bereits aktualisierten M&M Rating LV-Unternehmen – aus drei weiteren Teilratings zusammen: Erfolg, Sicherheit und Bestand. Neue Ratingbestandteile sind die Solvency II-Kennzahlen im Teilrating, Sicherheit sowie die Überzinsquote für das Teilrating Erfolg. Das ermöglicht ergänzend zu dem Gesamtblick auf das Unternehmen einen Einblick in die wesentlichen Kennzahlen.
Im Jahrgang 2023 erreichen mit dieser Änderung acht Gesellschaften eine Fünf-Sterne-Bewertung im Gesamtrating, 15 weitere eine Vier-Sterne-Bewertung. „Die Privaten Krankenversicherer (PKV) sind aktuell sehr gut aufgestellt. Auch wenn der Vergleich zum Vorjahr aufgrund der Änderungen nicht direkt möglich ist, schneiden viele Versicherer nun gleich oder leicht verbessert ab“, fasst Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik, das Ergebnis zusammen. „Das wiederum hängt insbesondere mit der starken Leistung im Bereich Sicherheit der PKV zusammen.“
Die Marktlage
Die rasante Trendwende am Kapitalmarkt 2022 beeinflusst maßgeblich die Situation der Versicherer. Erhöhte Leitzinsen zur Eindämmung der Inflation sorgten dafür, dass die Zinsen weltweit deutlich angestiegen sind. Durch die hohe Geschwindigkeit dieser Veränderungen haben die meisten Versicherungsgesellschaften im Saldo keine Bewertungsreserven mehr in den Kapitalanlagen, sondern stille Lasten. Wie sich Inflation und Energiekrise auf die Leistungsausgaben, etwa für medizinische Hilfsmittel und Medikamente der PKV auswirken, ist bisher noch nicht abzusehen und dürfte sich erst in den Folgejahren zeigen.
Insgesamt verzeichnen die PKV für 2022 - nach einem reduzierten Einreichverhalten während der Corona-Pandemie - wieder eine „Rückkehr zur Normalität“ bei den Behandlungskosten. Alternde Bestände und medizinischer Fortschritt bleiben zentrale Kostentreiber. Weiterhin sind in der Privaten Krankenvollversicherung etwa gleich viele natürliche Personen versichert wie in den Vorjahren. In den Zusatzversicherungen bricht die hohe Wachstumsrate der Vorjahre ein. Sie beträgt nun 1,6 Prozent, im Vergleich zu 3,0 Prozent im Jahr 2021. „Die Herausforderungen für die PKV waren 2022 nicht klein – umso erfreulicher ist es, dass sie diese bislang sehr gut meistern“, bewertet Saal diese Entwicklung.
M&M Rating KV-Unternehmen
„Aufgrund der Neuerungen ist die diesjährige Verteilung im Ratingergebnis nicht mit dem Vorjahresergebnis vergleichbar. Unsere Analysen zeigen aber weiterhin sehr solide PKV-Unternehmen. Daher gibt es auch keine gravierenden Änderungen“, betont Saal. Wie auch in den Vorjahren wurden insgesamt 30 Private Krankenversicherer bewertet.
Das aktuelle MORGEN & MORGEN Rating KV-Unternehmen betrachtet 13 Bilanzkennzahlen der Lebensversicherer über den vergangenen Fünfjahreszeitraum von 2018 bis 2022. Das Rating erlaubt somit belastbare Aussagen über die Erfolgs-, Bestands- sowie über die Sicherheitsgrößen der Gesellschaften, die jeweils in den Teilratings bewertet sind. Bei der Auswertung der Unternehmensdaten werden vielschichtige Faktoren wie Wechselwirkungen der Bilanzkennzahlen berücksichtigt. Jede bewertete Gesellschaft wird anhand eines Benchmark-Systems beurteilt, bei dem die Benchmarks im Zeitverlauf angepasst und Marktschwankungen mitberücksichtigt werden. Damit ist zu jeder Zeit sichergestellt, dass das Ratingergebnis die aktuelle Marktsituation widerspiegelt.
Die Sterneverteilung
Im Gesamtrating erweist sich über die Hälfte der analysierten Versicherungsgesellschaften sehr stark: acht Gesellschaften erhalten fünf Sterne und 15 Gesellschaften vier Sterne. Fünf weitere Versicherer wurden durchschnittlich und lediglich zwei Unternehmen wurden schwach bewertet. Als sehr schwach wurde kein Versicherer eingestuft. „Die Privaten Krankenversicherer haben sich auch in dieser unruhigen Zeit als stark erwiesen“, bestätigt Saal das gute Ergebnis.
Das Teilrating Erfolg untersucht den Geschäftserfolg der Versicherer. Hierbei werden wesentliche Indikatoren bewertet, die die Ertragssituation des Unternehmens zeigen. Die höchste Auszeichnung erhalten sechs Gesellschaften, gefolgt von 10 sehr guten Bewertungen. Durchschnittlich erweisen sich hier neun Versicherer. Schwach bewerten die unabhängigen Analysten vier Unternehmen und eines sogar sehr schwach. „Der Blick auf die Erfolgskennzahlen zeigt, dass ein Großteil der Versicherer wirtschaftlich sehr gut aufgestellt ist – trotz herausforderndem Kapitalmarkt und kontinuierlich steigenden Leistungsausgaben“, betont Saal.
Im Teilrating Bestand dreht sich die Bewertung um die Bestandsentwicklung des Krankenversicherers. Hier zeigt sich ein zweipoliges Ergebnis: Während zehn Gesellschaften ausgezeichnet bewertet wurden, erhalten mit neun Gesellschaften fast ebenso viele eine sehr schwache Bewertung. Sehr gut erweisen sich drei Versicherer, durchschnittlich und schwach jeweils vier. Saal kommentiert zu diesem Ergebnis: „Obwohl das Bestandswachstum im Schnitt zurückgegangen ist, verzeichnen einzelne Versicherer noch großes Wachstum – auch in der Vollversicherung. Begründet liegt dies in nach wie vor attraktiven Produkten in der PKV.“
Das Teilrating Sicherheit bewertet die finanzielle Stabilität und die Eigenkapitalunterlegung eines Versicherers im Hinblick auf eine mögliche Krise. Neben den Eigenmitteln werden hier die Bedeckungsquoten nach Solvency II betrachtet. „Da ausnahmslos alle Gesellschaften die Anforderungen der BaFin problemlos erfüllen, fällt das Teilrating Sicherheit sehr positiv aus“, fasst Saal das Ergebnis zusammen. Mit 16 Fünf-Sterne- und 10 Vier-Sterne-Bewertungen sind nahezu alle Gesellschaften im sehr guten Bereich. Lediglich drei Versicherer erhalten eine durchschnittliche und ein Versicherer eine schwache Bewertung. „Das ist ein starkes Bild und man kann davon ausgehen, dass die top bewerteten Gesellschaften in naher Zukunft nicht unter Beobachtung der BaFin stehen werden“, zeigt sich Saal zuversichtlich.
Die Neuerungen im Verfahren
In diesem Jahr wurde das M&M Rating KV-Unternehmen überarbeitet sowie die Bewertungssystematik angepasst. Sie besteht nun aus einer Gesamtbewertung und den drei Teilratings Erfolg, Bestand und Sicherheit. Die bisher betrachteten Kennzahlen wurden grundlegend beibehalten und nur an manchen Stellen geringfügig modifiziert. Zusätzlich wurden weitere Kennzahlen aufgenommen. Im Teilrating Erfolg handelt es sich um die Überzinsquote und im Teilrating Sicherheit wurden die Solvency II-Quoten aufgenommen.
Eine weitere Neuerung ist das Verfahren der Punktevergabe. Anstelle der bisher verwendeten relativen Punktevergabe anhand der Normalverteilung wurde auf ein Benchmark-Verfahren umgestellt. Somit können Besonderheiten bei den einzelnen Kennzahlen flexibler berücksichtigt werden.
Fazit: Die Herausforderungen für die PKV haben im Ratingjahrgang 2023 deutlich zugenommen, doch die Versicherer bestehen diese bislang sehr gut. Insbesondere die Ertragsseite der Gesellschaften ist von den rasanten Änderungen am Kapitalmarkt betroffen, doch im Zusammenspiel mit den Anpassungen des Rechnungszinses erweisen sich die Versicherer als gut aufgestellt. Entsprechend sind ihre Sicherheit und Solvabilität sehr gut und auch der Bestand bleibt weitestgehend stabil. Saal resümiert: „Die Versicherungsgesellschaften hatten es in diesem Ratingjahr sicher nicht leicht – Ukrainekrieg, Inflation und insbesondere die Zinswende haben große Veränderungen mit sich gebracht. Doch die PKV trotzen diesen Entwicklungen mithilfe ihrer soliden Aufstellung.“ Mehr zum M&M Rating KV-Unternehmen!
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