Bei der Ratingpremiere im Jahr 2021 hatte Franke und Bornberg Privaten Cyber-Versicherungen „ausbaufähige Qualität“ attestiert. Ob die Versicherer auf dem Weg in die Spitzengruppe Boden gutmachen konnten, zeigt das jüngste Rating-Update.
Das Internet ist allgegenwärtig. Hierzulande gehen 95 Prozent aller Menschen ab 14 Jahren online, mehr als die Hälfte (57 Prozent) sogar täglich. Mit den Aktivitäten im Netz wachsen die Gefahren, vor allem durch Internetkriminalität. Einen vollständigen Schutz vor Angriffen gibt es nicht. Die finanziellen Folgen aber bekommt man mit dem geeigneten Versicherungsschutz in den Griff.
Wie leistungsfähig privater Cyber-Schutz ist, untersucht das Cyber-Rating Privat von Franke und Bornberg. Berücksichtigt werden ausschließlich eigenständige Cyber-Tarife. Cyber-Bausteine oder Einschlüsse zu Hausrat, Haftpflicht oder Rechtsschutz sind nicht Gegenstand des Ratings.
„Cyber-Bausteine zu Haftpflicht-, Rechtsschutz- oder Hausratverträgen bieten immer nur eine Ausschnittsdeckung. Zudem bleiben deren Deckungssummen meist deutlich hinter dem tatsächlichen Bedarf zurück. Eine eigenständige Cyber-Versicherung bietet die Chance auf leistungsfähigen Rundumschutz aus einer Hand“, erläutert Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH.
Das hat sich seit dem Erstrating Cyber Privat getan
Bei eigenständigen Cyber-Tarifen entwickelt sich das Angebot weniger dynamisch als erwartet. Viele namhafte Gesellschaften fehlen noch immer als Anbieter. Gerade einmal 14 Versicherer teilen sich den Markt. Sie bringen insgesamt 20 Tarife für Verbraucher auf die Waagschale.
Seit dem ersten Cyber-Rating 2021 haben sich mehrere Versicherer vom Geschäftsfeld verabschiedet, darunter auch der ehemalige Spitzenreiter ÖSA Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt. In Zukunft vermitteln die ÖSA keine eigenen Cybertarife mehr, sondern Produkte ihrer Konzernmutter VGH. Neu hinzugekommen als Anbieter ist aktuell die WGV, die sich mit einem FF+ - gut – in den Markt einführt.
Für das zögerliche Engagement der Versicherer in diesem Geschäftsfeld sieht Michael Franke gleich eine Reihe von Gründen: „Zum einen fehlt der Privaten Cyber-Versicherung ein klares Leistungsprofil. Denn noch immer warten Versicherer vergeblich auf Musterbedingungen des GDV. Was macht einen guten Cyber-Schutz aus, und welche Leistungen sind vielleicht verzichtbar? Bei diesen Fragen stochern manche Versicherer noch im Nebel, zumal langfristige Schadenerfahrungen noch nicht vorliegen“, erklärt Franke.
Zudem sei die Zahlungsbereitschaft unter Verbrauchern aktuell gering. Versicherer kalkulierten deswegen oft mit spitzem Bleistift und geringen Margen. Da bleibe kaum Luft, wenn die Schadenquote mal höher liege als geplant. Anders als bei Cyber-Bausteinen zum klassischen Breitengeschäft wie Hausrat oder Haftpflicht fehle eine Möglichkeit zur Kompensation.
Bei Verbrauchern dürfte die Nachfrage ebenfalls zurückhaltend ausfallen. „Viele Verbraucher wiegen sich in falscher Sicherheit. Sie verlassen sich darauf, dass ihre übrigen Verträge Cyber-Schutz enthalten. Dabei ist das häufig nur in homöopathischen Dosen der Fall“, mahnt Franke.
Das Cyber-Rating 2023
Wie beim Erstrating 2021 setzt Franke und Bornberg auf ein Set von zwölf Kategorien mit insgesamt 68 Kriterien. Je nach Stellenwert variiert die maximale Punktzahl. Die meisten Punkte gibt es in den Kategorien Konto-/Daten-/Identitätsmissbrauch, Daten- und Geräterettung nach Cyber-Attacken sowie Verlust bei Interneteinkäufen.
Zusätzlich greifen in den höchsten Ratingklassen sogenannte Mindeststandards. Auf diese Weise kann sich keine Schwachstelle hinter einer hohen Gesamtpunktzahl verstecken. Zu den Standards für die Note FFF (sehr gut) zählt etwa Versicherungsschutz für Zahlungskarten und Konten bei Pharming, Phishing und Skimming.
„Unser Rating bietet Kunden und Versicherern gleichermaßen verlässliche Orientierung in einem innovativen Geschäftszweig. Gerade weil GDV-Musterbedingungen noch fehlen, wird sich das Rating positiv auf die Qualität künftiger Tarife aus Verbrauchersicht auswirken“, ist Michael Franke überzeugt.
Das Cyber-Rating Privat im Detail
Gegenüber dem Erstrating 2021 haben nur wenige Versicherer die Qualität ihrer Tarife verbessert, allen voran die VGH. Sie erzielt einen deutlichen Qualitätsschub und erreicht mit der Kombination von Cyber Schutz und Cyber Rechtsschutz mit 1,6 (gut – FF+) die höchste Bewertung aller Anbieter. Für ein „sehr gut“ (FFF) reicht es trotzdem nicht, weil die VGH einen Mindeststandard nicht erfüllt hat.
Nach dem Ausscheiden der ÖSA aus dem Kreis der Produktgeber belegt die INTER jetzt einen guten zweiten Platz (FF+, 1,9), gefolgt von der Öffentlichen Braunschweig ÖVB (FF+, 2,1).
Am anderen Ende der Leistungsskala stehen vier Tarife mit der Note „ungenügend“ (F-). Grundsätzlich gilt: Für schlechtes Abschneiden sorgen vorrangig Schwächen bei der Cyber-Haftpflicht (Urheberrecht, Vertraulichkeit und Mobbing), Cyber-Rechtsschutz, Geräterettung bei Cyber-Attacken sowie zu geringe Leistungen für Verluste bei Käufen und Verkäufen im Internet.
Die besten Cyber-Tarife Privat
Die folgenden Versicherer werden für diese Tarife mit FF+ (gut) ausgezeichnet:
- ARAG SE web@ktiv Premium
- ARAG SE web@ktiv Komfort
- Bavaria Direkt SorglosOnline
- INTER CyberGuard
- Öffentliche Versicherung Braunschweig DigitalSchutz, Drittschadendeckung
- Öffentliche Versicherung Braunschweig DigitalSchutz
- SV SparkassenVersicherung SV InternetSchutz
- VGH CyberSchutz, Cyber Rechtsschutz
- VGH CyberSchutz
- WGV Cyberversicherung
Ausblick
Verbraucher sind sich der Gefahren im Internet zunehmend bewusst. Damit steigt die Bereitschaft, für die finanziellen Folgen von Internetkriminalität und Fehlverhalten im Netz vorzusorgen. Damit Privater Cyber-Schutz im Breitengeschäft ankommt, braucht es aber Standards und ein verlässliches Leistungsbild. Nur dann werden Verbraucher bereit sein, gutes Geld für (sehr) gute Leistungen zu zahlen. Mit Blick auf die digitale Durchdringung unseres Alltags scheint das dringend geboten.
Solange Standards fehlen und Verbraucher noch auf Ausschnittsdeckungen setzen, sind Vermittler*innen ganz besonders gefordert. Sie müssen mögliche Risiken ansprechen und mit ihren Kunden klären, welcher Schutz wichtig, gewünscht oder auch verzichtbar ist.
Wie schnell Qualitätsfortschritte im Cyber-Geschäft möglich sind, beweist im Übrigen die gewerbliche Cyber-Versicherung. Binnen weniger Jahre hat sich hier ein breites Feld leistungsfähiger Anbieter und Tarife etabliert. Dazu beigetragen haben die GDV-Musterbedingungen Cyber ebenso wie das Rating Cyber-Versicherung Gewerbe von Franke und Bornberg.
Die Bewertungsgrundlagen für das Cyber-Rating Privat 2023 sowie alle Einzelergebnisse stellt Franke und Bornberg unter diesem Link kostenlos bereit. Die Übersichten liefern stets eine Momentaufnahme. Sie werden laufend aktualisiert und um neue Produkte ergänzt.
Die wichtigsten Fakten zum Cyber-Rating Privat
Für das Cyber-Rating Privat 2023 hat Franke und Bornberg 20 selbstständige Cyber-Tarife von 14 Gesellschaften untersucht. Zugrunde liegt ein Katalog aus 68 Prüfkriterien. Die Analysten bewerten die Versicherungsbedingungen sowie gegebenenfalls verbindliche Verbraucherinformationen, Antragsformulare, den Versicherungsschein und Geschäftsberichte. Geschäftsplanmäßige oder sonstige Erklärungen/Auslegungen der Versicherer, Selbstauskünfte und werbliche Veröffentlichungen bleiben außer Acht.
Jedes Produkt erhält eine Gesamtpunktzahl und wird in die jeweilige Ratingklasse eingeordnet. Die sieben Klassen von FFF+ „hervorragend“ bis F- „ungenügend“ sind so bemessen, dass geringfügige, für die Praxis unerhebliche Punktunterschiede nicht zur Einstufung in eine andere Klasse führen. Zusätzliche Schulnoten sorgen innerhalb der Ratingklassen für weitere Differenzierung. Mindeststandards für die oberen Bewertungsklassen garantieren, dass Produkte der Ratingklassen FFF+ und FFF in allen Bewertungskategorien durchgängig überdurchschnittliche Qualität aufweisen.
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Franke und Bornberg: Privater Rechtsschutz mit Qualitätsschub
Das Angebot beim privaten Rechtsschutz steigt, ebenso die Qualität. Für das Rating 2023 wurden insgesamt 112 Tarife mit 311 Variationen von 40 Gesellschaften untersucht. Etwas über 40 Prozent der Tarife erhält die zweithöchste Note (FFF). Die Bestnote (FFF+) gibt es aber nur für zwei Versicherer: ARAG und Roland.
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