Mit dem Beginn der Scheidungssaison in Deutschland von März bis August nehmen auch die Trennungen im Land zu. Seit 2018 ist die Scheidungsrate wieder gestiegen und liegt derzeit bei über 40 Prozent. Während viele Scheidungen in einem fairen Rahmen abgewickelt werden, führen andere zu kostspieligen Rosenkriegen, bei denen beträchtliches Vermögen verschwendet wird.
Ein Beitrag von Sascha Drache, Experte für Stiftungsrecht
Die effektivste Schutzmaßnahme für Vermögen besteht darin, ein dieses durch eine Stiftung zu verwalten, da diese im Streitfall vollständig unabhängig ist. Es ist daher nicht verwunderlich, dass zahlreiche Unternehmerfamilien in Deutschland auf Stiftungen setzen. Dieser Beitrag erläutert, in welchen Situationen Stiftungen sinnvoll sind, wie sie funktionieren und welche Fälle sie wirksam absichern können.
Finanzielle Herausforderungen während des Scheidungsprozesses
Gemäß aktuellen Statista-Daten wurden im Jahr 2021 allein in Deutschland rund 143.000 Ehescheidungen registriert. Bei den meisten Scheidungen kommt es zu finanziellen Auseinandersetzungen zwischen den ehemaligen Ehepartnern.
Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Scheidung von Amazon-Chef Jeff Bezos, der seiner Ex-Frau 38 Milliarden Dollar zahlen musste. Obwohl Bezos während des Scheidungsverfahrens noch eine Zeit lang den ersten Platz auf der Forbes-Liste beibehalten konnte, wurde er letztendlich von Elon Musk verdrängt. Es ist jedoch offensichtlich, dass nicht jedes Unternehmen die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Scheidung verkraften kann.
Eine mögliche Lösung besteht darin, einen Ehevertrag abzuschließen, der die Aufteilung des Vermögens im Falle einer Scheidung regelt. Dies bietet insbesondere für Unternehmer eine gewisse Sicherheit. Allerdings gibt es auch rechtliche Nachteile, die bei der Ausarbeitung eines Ehevertrags berücksichtigt werden sollten. Nicht alle Regelungen von Eheverträgen werden beispielsweise vom deutschen Gesetz akzeptiert, sodass der Ex-Partner die Rechtsgültigkeit des Vertrags auch nach der Unterzeichnung in Frage stellen kann.
Zudem kann ein Ehevertrag nur die aktuellen Umstände der Ehepartner berücksichtigen. Falls ein Unternehmen erst nach der Eheschließung gegründet wird, kann die Aufteilung des Vermögens im Falle einer Scheidung daher unklar sein, was zu unangenehmen Konsequenzen führen kann.
Vermögensschutz durch eine Familienstiftung
Die Gründung einer Familienstiftung erweist sich letztendlich als das einzige zuverlässige Instrument, um das Vermögen effektiv vor den finanziellen Auswirkungen einer Scheidung zu schützen. Im Gegensatz zu einem Ehevertrag werden durch die Stiftungsgründung alle Nachteile in Bezug auf das Vermögen vollständig ausgeschlossen. Die Heirat oder Scheidung hat keinen Einfluss auf das Vermögen, das der Stiftung übertragen wurde. Somit bleibt das Vermögen nachhaltig geschützt, da die Stiftung durch ihre rechtlichen Besonderheiten abgesichert ist.
Eine Stiftung repräsentiert eine eigenständige Vermögensmasse mit einem eigenen rechtlichen Status. Das eingebrachte Vermögen wird von den persönlichen Umständen des Stifters getrennt. Im Falle einer Scheidung bleibt das Stiftungsvermögen unberührt und wird nicht in den Vermögensausgleich einbezogen.
Daher bietet eine Familienstiftung einen verlässlichen Schutz vor Streitigkeiten und finanziellen Konflikten im Fall einer Trennung. Das Vermögen bleibt langfristig im Sinne des Stifters erhalten, unabhängig von Veränderungen innerhalb der Familie. Gleichzeitig ermöglicht die Stiftung dem Stifter eine umfassende Kontrolle über das enthaltene Vermögen und bietet bedeutende steuerliche und rechtliche Vorteile. Durch klare Abgrenzung dient die Stiftung als sicherer Schutzmechanismus, der einen externen Zugriff verhindert.
Zum Autor
Sascha Drache ist Experte für Stiftungsrecht. Er ist seit vielen Jahren im deutschen Stiftungsrecht unterwegs und gilt gemeinhin als der deutsche Stiftungspapst. Mit seiner Beratung in Sachen Stiftungsgründung unterstützt er den deutschen Mittelstand. Dabei begleitet der Experte seine Klienten über die gesamte Phase der Gründung hinweg und unterstützt sie dabei, die Stiftung auf einem festen Fundament zu errichten, um den Aufbau und Schutz des Vermögens langfristig sicherzustellen.
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