Deutschland ist ein Hochsteuerland, das ist kein Geheimnis. Im Vergleich zu anderen OECD-Ländern belegt Deutschland im Ranking zur Steuer- und Abgabenlast regelmäßig Spitzenpositionen. WeltSparen hat berechnet, wie viel die Bundesbürger*innen über ihr gesamtes Leben hinweg an Steuern und Abgaben zahlen und welche Leistungen der Staat dafür erbringt.
Für die Analyse der Geldanlage-Plattform WeltSparen, wurden sämtliche Steuern und Abgaben den Transfer- und Sachleistungen auf Personenebene gegenübergestellt, die im aktuellen IW-Report 7/2022 für jedes Lebensjahr simuliert werden: Eine Zusammenfassung der Lebensleistung der Deutschen in Zahlen – rein finanziell natürlich.
Zusammenfassung der Ergebnisse
- Die Steuern und Abgaben betragen 814.212 Euro pro Kopf – exklusive Lohnnebenkosten, die der Arbeitgeber darüber hinaus abführt.
- Mit 36 Prozent machen den Löwenanteil davon 293.247 Euro Einkommensteuer und Solidaritätszuschlag aus, gefolgt von 154.416 Euro Mehrwertsteuer und 139.390 Euro für die Krankenversicherung.
- Zur Einordnung: Das durchschnittliche Lebenseinkommen von Frauen und Männern liegt in Deutschland bei 1.888.076 Euro, damit liegt die durchschnittliche Steuer- und Abgabenlast bei 43,1 Prozent.
- Im Schnitt werden die Deutschen erst mit 24 Jahren zu Netto-Einzahlern, ab 65 Jahren dreht sich das Verhältnis aus Einzahlungen und bezogenen Leistungen wieder.
- Bundesbürgerinnen und Bundesbürger mit Hochschulabschluss erzeugen mit durchschnittlich 213.106 Euro das größte Plus für den Staat
Unter dem Strich bleibt ein Plus
Nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler (BdSt) zum diesjährigen “Steuerzahlergedenktag” am 13. Juli gehen für einen durchschnittlichen Arbeitnehmerhaushalt im Erwerbsleben sogar 53 Prozent vom Einkommen ab. Die Zahlen legen nahe, dass den Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern im Schnitt von einem Euro lediglich 47 Cent übrig bleiben und wir erst in der zweiten Jahreshälfte beginnen, für das eigene Konto zu arbeiten. Doch das Geld für Steuern und Abgaben ist nicht einfach weg.
Betrachtet man den Status Quo der Umverteilung durch Steuern und Abgaben, bleibt auf Personenebene über die gesamte Lebenszeit im Schnitt ein Plus an Transfers und staatlichen Sachleistungen von 53.738 Euro. Maßgeblicher Treiber für diese positive Differenz auf Personenebene ist das umlagefinanzierte Rentensystem, das seit 2020 mit über 100 Milliarden Euro zusätzlichen Steuermitteln finanziert werden muss – Tendenz steigend.
Bildung bleibt die beste Investition
Bundesbürgerinnen und Bundesbürger mit Hochschulabschluss zahlen über die Lebenszeit deutlich mehr an Steuern und Abgaben als sie an Transfers und Sachleistungen vom Staat erhalten. Obwohl dieser Gruppe im Schnitt sechsstellige Investitionen des Staates für Hochschule und BAföG zugerechnet werden und durch die hohen Einkommen im Erwerbsleben üppige Renten- und Pensionsansprüche bestehen, bleibt über die Lebenszeit ein Plus von 213.106 Euro.
Die vollständige Aufschlüsselung, alle Grafiken und Tabellen sowie die Methodologie finden Sie auch auf der Studienseite.
Methodologie
Für die Analyse wurden alle Steuern, Sozialabgaben, Transfers und staatlichen Sachleistungen auf Personenebene erfasst, die im IW-Report 7/2022 bis zum 86. Lebensjahr für die Gesamtbevölkerung simuliert werden. Das Referenzjahr für die Analyse ist 2021. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen und Männern bei 81 Jahren.
Als Grundlage für die Berechnungen des Lebenseinkommens wurde eine konstante Entwicklung zwischen den aktuellen Median-Gehältern von Stepstone für 20, 30, 40, 50 und 60-Jährige sowie ein Berufseinstieg mit 25 und Renteneintritt mit 67 Jahren angenommen. Ab 60 Jahren bleibt das Gehalt bis zum Renteneintritt unverändert. Für die Berechnung der Gruppe mit Hochschulabschluss wurden bis zum 19. Lebensjahr die Zahlen des Bundesdurchschnitts herangezogen. Die Daten wurden am 11.07.2022 erhoben.
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