Der Absicherungsbedarf im E-Commerce wächst: Der Onlinehandel hat in der nunmehr zwei Jahre währenden Pandemie noch einmal deutlich zugelegt. Zum einen verkaufen immer mehr traditionelle Einzelhändler online. Zum anderen entstehen viele neue kleine Onlinehändler, die ihr Angebot über eigene Webseiten, aber vor allem über die offenen Marktplätze der dominanten Plattformen anbieten. Das verändert den Absicherungsbedarf.
Ein Beitrag von Sebastian Hischke, Leiter Partnermanagement, Finanzchef24
Die Nachfragen nach Gewerbeversicherungslösungen für den Onlinehandel auf der Plattform von Finanzchef24 haben in den letzten zwölf Monaten um über 100 Prozent zugenommen. Um diese möglichen Absicherungslücken zu schließen und größtmögliche Sicherheit bei geringstmöglicher Komplexität zu bieten, ist bei Finanzchef24 die Idee zu maßgeschneiderten Eigenentwicklungen für ganz bestimmte Zielgruppen entstanden. Diese werden ergänzend zum bestehenden Produktportfolio an Gewerbeversicherungslösungen von über 40 Versicherungspartnern unter dem Namen Senzara angeboten.
Lockdowns und Zugangsbeschränkungen ließen noch mehr Kundinnen und Kunden dem stationären Handel den Rücken kehren. Verglichen mit den Umsätzen von Mai bis September 2019 konnte der Onlinehandel 2021 in diesem Zeitraum sogar 36 Prozent mehr umsetzen, so das Statistische Bundesamt. Neben dem anhaltenden Wachstum dominanter Plattformen wie Amazon oder eBay sind zwei weitere Entwicklungen zu beobachten, die den Onlinetrend beschleunigen. Immer mehr traditionelle Offline-Händler verkaufen wie beschrieben ebenso über Onlinekanäle und betreten neues Terrain.
Wer haftet wann?
Aufgrund der unterschiedlichen Ausgestaltung der Geschäftsmodelle gibt es kein Patentrezept – kein „one size fits all“ – beim Versicherungsschutz für DEN Onlinehändler. Vielmehr gilt es, eine ganze Reihe von Aspekten zu beachten.
Der erste essenzielle Punkt ist die Frage nach der Haftung im Hinblick auf die vertriebenen Produkte. Hier kommt es darauf an, welche Produkte oder Produktgruppen vertrieben werden und ob diese selbst gefertigt oder importiert beziehungsweise exportiert werden. Diese elementaren Fragen haben eine große Auswirkung auf den Schutz aus der Betriebshaftpflicht inklusive Produkthaftung. Zudem kaufen einige Onlineanbieter Produkte ein, um diese dann unter einem eigenen Markennamen weiterzuverkaufen. Das wiederum hat für den Versicherungsschutz zur Folge, dass diese Händler einem Hersteller gleichgestellt werden.
Die zweite Kernfrage im Hinblick auf den passenden Versicherungsschutz ist die nach dem Vertriebskanal und ob ein eigener Onlineshop als Verkaufsplattform dient. Hier kann es zum Beispiel um die Haftung aus datenschutzrechtlicher Hinsicht gehen oder um Ansprüche aus einer Verletzung von Bildrechten. Hier kann eine Vermögensschadenhaftpflicht auch passiven Rechtsschutz geben.
Drittens geht es darum, welches Risiko der Unternehmer im Eigenschadenbereich hat und abdecken kann beziehungsweise möchte. Die möglichen Problemstellungen hier sind vielfältig:
Wird die Ware zwischengelagert und geht sie ins Eigentum des Händlers über? Und falls ja: Wer trägt in diesem Zeitraum das Risiko, sollten die Waren beispielsweise aufgrund von Einbruchdiebstahl oder Wasserschaden beschädigt werden? Betreibt das Unternehmen einen eigenen Onlineshop und welcher Teil des Umsatzes ist betroffen, falls der eigene Onlineshop zum Beispiel wegen Hackerattacken ausfällt? Wie lange dauert eine Wiederherstellung der eigenen Onlineplattform bei einem Ausfall und kann dies intern gewährleistet werden beziehungsweise welche Kosten kommen hier auf den Onlineshop-Betreiber zu?
Hat der Unternehmer gleichzeitig ein Ladenlokal, für das er auch das Risiko trägt und das sowohl gegen Eigen- als auch Drittschäden abgesichert werden muss? Liefert das Unternehmen Dinge teilweise selbst aus? Ab wann gilt der Eigentumsübergang der gelieferten Ware an die Kunden? Essenziell ist auch die Art der gehandelten Waren, da hier sowohl Ausschlüsse für manche Produktkategorien als auch prämienrelevante Waren wie Unterhaltungselektronik berücksichtigt werden.
Komplexe Anforderungen treffen auf bisher starre Versicherungsprodukte
Angesichts dieser Fülle und Vielfalt an Fragestellungen finden gerade kleinere Onlinehändler oft nicht die passenden Absicherungsprodukte. Ihre Bedürfnisse sind für das bisherige Versicherungsangebot vielfach zu heterogen. Onlinehändler benötigen eher einzelne Elemente aus unterschiedlichen Versicherungsprodukten, aber meist nicht jedes einzelne Produkt im gesamten Umfang.
Das bedeutet bisher meist: Entweder ist die Absicherung nicht ausreichend oder der Preis der Einzelprodukte in einer ganzheitlichen Absicherung sehr hoch. Dies gilt gerade für nebenberufliche Händler mit eher kleineren Umsätzen. Eine weitere Kernherausforderung im Onlinehandel ist die Festlegung auf Produktgruppen und die Frage nach der regionalen Herkunft der Waren beziehungsweise dem Vertriebsgebiet.
Gerade Händler, die noch relativ neu auf dem Markt sind, wissen nicht, ob sie nicht doch einmal Ware direkt aus China importieren oder das eine oder andere Paket auch in die USA verschicken.
Senzara schließt diese Absicherungslücken und reduziert Komplexität
Mit Senzara wollen wir bei Finanzchef24 Absicherungslücken für Händler einfach schließen. Den Auftakt macht eine Betriebshaftpflicht, die kleineren Onlinehändlern mit einem Jahresumsatz bis 100.000 Euro besondere Vorteile wie zum Beispiel den beitragsfreien Einschluss von Importen aus Nicht-EU-Ländern bietet. Den sehr spezifischen Bedarf konnten wir durch umfangreiche Datenanalysen und etliche Kundengespräche identifizieren und in eine passgenaue Spezifikation übersetzen.
Das Ziel: mit Senzara eine Vielfalt anzubieten, die höchsten Absicherungsstandards entspricht, gleichzeitig dem individuellen Bedürfnis Rechnung trägt und einfach zu verstehen und zu nutzen ist. Denn es genügt ein digitaler Fragebogen. Möglich wird dieser, indem wir keine Abfrage nach einzelnen Produktkategorien machen, sondern klar herausarbeiten, für welche Produktgruppen Versicherungsschutz notwendig ist.
Fazit
Der Trend zum Onlinehandel nimmt zu und dürfte sich nach dem möglichen Pandemie-Ende nicht mehr umkehren. Gleichzeitig wandelt sich dieses Segment und wird nicht zuletzt durch offene Marktplatzmodelle immer kleinteiliger und spezialisierter.
Diese Entwicklungen bieten für Versicherungsgesellschaften wie für Vertriebsplattformen enormes Potenzial – vorausgesetzt, die Lösungen werden den immer individuelleren Bedürfnissen angepasst. Gerade im Zusammenspiel von leistungsfähigen Versicherern und digitalen, datengetriebenen Plattformen wie Finanzchef24 entstehen ganz neue Möglichkeiten, von denen alle Beteiligten – allen voran die Kunden – profitieren.
Mit dem ersten Senzara-Konzept ist ein richtungsweisender Schritt getan. Aber natürlich ist dies erst der Anfang einer immer weiteren Optimierung und Verfeinerung von Produktlösungen, für die das tägliche Kundenfeedback eine zentrale Rolle spielt. Schließlich wird der gesamte Handel hybrider, dementsprechend gilt es, gängige Deckungskonzepte aus dem Einzelhandel zu einer passenden Abdeckung in Richtung E-Commerce weiterzuentwickeln.
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