Das Jahrzehnt der Veränderungen ist ausgerufen: Klima, Mobilität, Energie … Doch müssen wir uns vor all den anstehenden Veränderungen fürchten? Stehen wir am Abgrund oder vor einer Entdeckungsreise? Das kommt ganz auf die Sichtweise an. Ob Veränderung zum Trauerspiel oder Gewinn wird, hängt auch von uns selbst ab.
Ein Plädoyer von Konrad Stadler, Inhaber von stadler/schott/ Beratung für Unternehmenskultur, für die Lust an der Veränderung.
Was wäre das Leben ohne Wandel? Das Leben ist Wandel. Jeder Mensch erlebt das in seiner individuellen Lebensgeschichte. Meistens hat die Bewältigung neuer Herausforderungen einen weitergebracht. Dies gilt privat wie beruflich. Hier ist es ein Umzug oder die Gründung einer Familie; dort die Einführung einer neuen Software oder eine Auslandserfahrung. Der Übergang kann beschwerlich sein. Doch genau dieser nicht einfache Weg erzeugt eine persönliche Entwicklung.
Fortschritt war immer das Bestreben nach Verbesserung. Man könnte sagen, seit der ersten Zellteilung. Heute stehen wir vor der Aufgabe, neue Formen des Konsums und eine neue Sicht auf Lebensqualität zu finden.
Die Kunst des Loslassens
Die Angst vor Veränderungen hängt mit dem Festhalten am Gewohnten zusammen. Der Gegenmodus ist das Loslassen. Ein einfaches Beispiel ist das Entrümpeln der Wohnung. Jahrelang sammeln sich Gegenstände an. Irgendetwas führt dann dazu, es anzupacken, auszuräumen und sich von Sachen zu trennen. Auf einmal siegt die Lust auf einen Neubeginn über ein Weiterso. Auslöser kann ein Leidensdruck sein. Die Zimmerpflanze hat alles erdrückt. Es kann eine Begeisterung sein. Die luftige Wohnung der Freunde hat fasziniert. Energie wird frei, neu zu gestalten, Platz zu schaffen, umzustellen, ja: anders zu leben. Das Loslassen des Alten ist die Voraussetzung, um Raum für neue Konzepte, neue Herangehensweisen, neue Erfahrungen zu geben. Deshalb sind kreative Experimente so wichtig.
Einfach ausprobieren
Ein gutes Beispiel sind Modellstädte wie Kopenhagen oder Amsterdam, die auf das Fahrrad als das bevorzugte Verkehrsmittel setzen. Die saubere Luft, der abnehmende Lärm, überhaupt die Atmosphäre in der ganzen Stadt zeigen einen hochattraktiven Weg auf. Fahrräder sind hip. Erfolgreiche Business-Leute brüsten sich weder mit dem Mercedes noch mit einer Rolex – daran würde man die Stehengebliebenen erkennen – sondern mit einem coolen Retrobike. Das Neue kommt über das Ausprobieren in die Welt. Weiterentwicklung beruht auf dem Mechanismus aus Versuch und Irrtum. Unternehmen scheitern mit der Einführung eines Fehlermanagements, weil die Mitarbeiter ein Beschuldigungssystem darin sehen. Für den Philosophen Karl Popper ist das Lernen aus dem Irrtum das Erfolgsprinzip der Evolution. Voraussetzung ist ein konstruktiver Umgang mit Kritik.
Sich einlassen
Der Wind der Veränderung kann als Bedrohung oder als Erfrischung aufgefasst werden. Die Schlüsselstelle ist das Sich-einlassen. Jede und jeder kann das bei sich selbst beobachten. Es kommt ein neues Thema auf mich zu; zum Beispiel eine neue Aufgabe in der Firma, ein englischsprachiges Seminar, die Nutzung einer App im Nahverkehr. Wie stelle ich mich dieser Neuerung. Werte ich ab: So ein Blödsinn! Weiche ich aus: Sollen das andere machen. Oder kann ich eine Neugier, ein offenes Entgegennehmen in mir wach werden lassen. Das Ergebnis wird fundamental anders sein, je nach meiner mentalen Ausrichtung.
Sich zu verwandeln, bedeutet nicht, sein Leben komplett zu ändern. Kein Mensch ändert sich komplett. Jedoch gibt es das Phänomen, dass das Leben einen umkrempelt. Es kommt ein ungeplantes Kind. Es wird einem eine exotische Arbeitsstelle angeboten. Ein Familienmitglied erkrankt schwer. Im Verlauf des Lebens entsteht etwas. Was aber mache ich damit?
Veränderungsbewusstsein
Ganz einfach: Lasse es zu. Nimm Anteil am Abenteuer des Lebens. Vertraue auf die Spielarten des Lebens. Erkenne im Ungeplanten die Chance, sich selbst neu kennenzulernen. Lasse dich vom Wind of Change erfrischen.
Wir leben in einer spannenden Übergangszeit. Die Idee des Höher-schneller-weiter kommt an ein Ende. Wie es genau weitergehen kann, wissen wir noch nicht. Aber es tut sich etwas. Wer ein Veränderungsbewusstsein entwickelt, richtet den Blick auf den Geist einer neuen Zeit. Er sieht darin keinen Verlust, sondern erkennt Werte und Strukturen einer erstrebenswerten Zukunft.
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