Bei Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf – und leider auch die Familienbande. Das gilt besonders im Fall einer Erbschaft. Erben mehrere Familienmitglieder mangels Testament nach der gesetzlichen Erbfolge, landen sie automatisch in einer Erbengemeinschaft, die sich oft genug als Haifischbecken erweist.
Ein Beitrag von Manfred Gabler, Geschäftsführer ErbTeilung GmbH
Dominante Miterben leisten sich dort grobe Fouls, ohne dass ein Schiedsrichter das entsprechend ahndet. So werden Geschwister über Jahre bewusst gemobbt, damit sie schlussendlich bei der Auseinandersetzung des Erbes klein beigeben. Diesen emotionalen Stress bezahlt so mancher Miterbe mit Erkrankungen. Aus der Erbengemeinschaftsfalle kommt nur schnell wieder raus, wer seinen Erbanteil verkauft.
Die mit 63 Prozent häufigste Ursache, warum einzelne Erben sich der Auflösung der Erbengemeinschaft widersetzen, ist von Eigennutz geprägt: So ist das meist mietfreie Wohnen in der zur Erbengemeinschaft gehörenden Immobilie eine bequeme und lukrative Situation, die ein eigensinniger Erbe so lange wie möglich erhalten möchte. Als „Made im Speck“ ist er jedoch das Ärgernis aller anderen Miterben. Der Erhalt des elterlichen Vermögens, Rachefeldzüge gegenüber Miterben, oder auch die Gier nach mehr Einfluss in der Erbengemeinschaft sind weitere Beweggründe, die Erben zu einer Blockadehaltung hinsichtlich der Auflösung der Erbengemeinschaft bewegen.
Ist absehbar, dass sich der Streit um die Auseinandersetzung des Erbes über Jahre hinzieht, hat zumindest der einzelne Erbe die Möglichkeit, die Mitgliedschaft in der Erbengemeinschaft zu beenden. Als Rettungsanker bietet sich hier der Erbanteilsverkauf an. Mit dem Verkauf des Erbanteils gibt der Erbe seine komplette Rechtsposition auf und überträgt diese auf den Käufer. Dabei wird der Anteil am gesamten Nachlassvermögen und damit auch an den Nachlassverbindlichkeiten auf den Käufer übertragen – einschließlich des Risikos, vielleicht noch jahrelange Streitigkeiten mit den Miterben führen zu müssen.
Besonders geeignet ist der Erbanteilsverkauf für Erben, die keine längere rechtliche Auseinandersetzung führen können, weil sie wirtschaftlich nicht in der Lage sind, die Kosten für den Rechtsstreit zu tragen. Auch Erben, die schnell Geld aus dem Erbe benötigen, weil sie zum Beispiel Erbschaftsteuer zahlen müssen oder sonst wie in Liquiditätsproblemen stecken, werden einen Erbanteilsverkauf in Betracht ziehen. Dasselbe gilt für Erben, die emotional und gesundheitlich schon sehr angeschlagen sind und durch einen weiteren Verbleib in der Erbengemeinschaft persönlichen Schaden nehmen würden.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Wie funktioniert die rechtliche Erbfolge?
Grundsätzlich kann jeder Bürger sein Erbe selbst bestimmen. Wenn jedoch kein Testament oder Erbvertrag vorliegt, wird die Erbfolge gesetzlich geregelt. Diese deckt selbst komplexe Sachverhalte in ausreichendem Umfang und ohne Interpretationsspielraum ab.
Wie übergangene Erben schnell zu Geld kommen
Vererben: Nichts dem Zufall überlassen
Warum derzeit so viele Stiftungen gegründet werden
Im vergangenen Jahr wurden fast 1.000 neue Stiftungen gegründet – und 2022 sind es nochmal deutlich mehr. Das lässt sich auch damit erklären, dass man durch eine Eigentumsüberlassung an eine Stiftung praktisch keine Erbschaftssteuer bezahlen muss
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Solvium löst Fonds vorzeitig auf – Neue Transportlogistik-Beteiligung gestartet
Die Solvium Holding AG wird den 2020 aufgelegten Publikumsfonds „Solvium Logistic Fund One“ vorzeitig auflösen. Trotz der verkürzten Laufzeit um ein bis zwei Jahre soll die angestrebte Zielrendite von mindestens 4,56 Prozent pro Jahr für Anleger erreicht werden.
Multi-Asset-Strategien: Warum Anleihen wieder an Attraktivität gewinnen
Globale Anleihen könnten langfristig attraktive Renditen liefern – eine Entwicklung, die sich auf Multi-Asset-Portfolios auswirken dürfte. Laut Vanguard-Analyst Lukas Brandl-Cheng sprechen mehrere Faktoren für eine stärkere Gewichtung von Anleihen.
Börsenturbulenzen bremsen M&A-Aktivitäten
Die aktuelle Marktlage bleibt volatil: Die jüngsten Börsenturbulenzen verunsichern nicht nur Investoren, sondern dämpfen auch die Dynamik geplanter Fusionen und Übernahmen (M&A). Insbesondere der anhaltende Handelsstreit und mögliche Strafzölle belasten das Investitionsklima.
BaFin warnt: Milliardenverluste durch Turbo-Zertifikate für Privatanleger
Die BaFin-Studien zum Zertifikate-Markt zeigen alarmierende Ergebnisse: Während es keine Hinweise auf systematische Fehlberatung bei Anlage-Zertifikaten gibt, haben Turbo-Zertifikate in fünf Jahren Verluste von 3,4 Milliarden Euro verursacht. Die BaFin will nun strengere Maßnahmen prüfen.