In weniger als 250 Tagen werden die neuen MiFID- und Nachhaltigkeitsvorschriften von europäischen Finanzberatern verlangen, Nachhaltigkeitspräferenzen mit ihren Kunden zu besprechen. Derzeit werden aber ESG-Produkte noch stiefmütterlich behandelt.
Eine aktuelle Onlineumfrage von Nordea Asset Management (NAM) ergab, dass 65 Prozent der Anleger in den vergangenen zwölf Monaten keinen ESG-Produkt-Vorschlag von ihrem Finanzberater erhalten haben, obwohl 73 Prozent der Anleger planen, ihre ESG-Allokation im kommenden Jahr zu erhöhen.
ESG-Chance nicht vollständig ausgeschöpft
In Juli und August 2021 führte NAM eine Onlineumfrage unter 1.200 europäischen Einzelinvestoren aus Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und der Schweiz durch. Alle Umfrageteilnehmer nutzen derzeit einen Finanzberater. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Finanzberater die ESG-Chance im Zusammenhang mit der bevorstehenden Regulierung noch nicht vollständig nutzen.
Deutsche Anleger berichteten, dass sie Nachhaltigkeit als finanzielles Risiko anerkennen würden und sich wünschten, dass ihre Finanzberater ihnen mehr ESG-Produkte anböten. Sie sagten auch, ihr Mangel an Wissen stelle eine erhebliche Hürde für Investitionen in ESG-Produkte dar und sie würden sich von ihren Finanzberatern klarere und einfachere Erklärungen zu ESG-Produkten wünschen.
Deutsche Berater sollten ihre Anstrengungen intensivieren, um auf die neuen MiFID- und Nachhaltigkeitsvorschriften vorbereitet zu sein
- 32 Prozent der befragten Kunden nennen mangelndes Wissen und Know-how als größte Hürde für ESG-Investitionen
- 76 Prozent der Kunden sagen, dass sie klarere und einfachere Erklärungen zu ESG-Produkten benötigen
- 70 Prozent wünschen sich, dass Berater ihnen mehr neue ESG-Produkte anbieten
Berater spielen in Deutschland eine entscheidende Rolle, haben aber nur teilweise mit den kommenden Regulierungen Schritt gehalten
- 59 Prozent der Befragten identifizierten ihren Berater als Hauptquelle für ESG-Informationen
- 99 Prozent der Anleger vertrauen darauf, dass ihr Berater ein gutes ESG-Wissen hat, aber über die Hälfte hat mit ihrem Berater noch nicht über ESG-Produkte gesprochen
- 65 Prozent haben von ihrem Berater in den vergangenen zwölf Monaten keinen Vorschlag für ein ESG-Produkt erhalten. Mit dem Inkrafttreten der MiFID II-Anpassungen im nächsten Jahr bietet dies eine große Chance für Berater
Deutsche Privatanleger bestätigen ihren Appetit auf mehr ESG-Produkte
- 73 Prozent haben ihre ESG-Investitionen in den letzten 12 Monaten erhöht
- 77 Prozent sind mit der Performance ihres ESG-Investments zufrieden
- 73 Prozent planen, ihre ESG-Allokation in den nächsten 12 Monaten zu erhöhen
Deutlich über die Hälfte der befragten Privatanleger nannten ihren Finanzberater als Hauptquelle für ESG-Informationen. Francois Passant, ESG Leader bei Nordea Asset Management, sagt:
Dies stellt eine echte Chance für Finanzberater dar. Die Umfrage zeigt zudem: Um diese Chance zu nutzen, müssen Finanzberater ihr ESG-Wissen und die Art und Weise, wie sie ihren Kunden ESG-Grundlagen und -Produkte erklären, verbessern.
Hier könne die Partnerschaft mit Vermögensverwaltungsgesellschaften, die langjährige ESG-Erfahrung, ein entsprechendes ESG-Rahmenwerk sowie -Produkte und Supportfähigkeiten nachweisen können, einen echten Unterschied machen, so Passant.
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