Online Gaming: Bezahlt die PKV eine Psychotherapie?

Online Gaming soll vor allem eines: Spaß machen und für Entspannung sorgen. Für den überwiegenden Teil der Spieler macht es das Gameplay auch. Neben ein paar Runden im Online Casino werden Shooter oder Rennsimulationen im Singleplayer oder gegen andere Spieler im Multiplayer gezockt.

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Aber: Spielen kann auch zu einem Problem werden. Ein kleiner Teil der Gamer verliert irgendwann die Kontrolle über das Spielverhalten. Die Medizin spricht hier von pathologischem Verhalten. Für Anbieter bedeutet dies, dass die Spielsucht-Prävention eine ganz besondere Rolle spielt.

Was ist Spielsucht?

Pathologisches Spielen – teils auch als Glücksspielstörung bezeichnet – ist erst seit wenigen Jahren ein medizinisch anerkanntes Phänomen. Das Ganze fällt unter die sogenannten Impulskontrollstörungen. Nach ICD-10 – der international anerkannten Definition für Krankheiten – gilt sie als (F63.0) Pathologisches/Zwanghaftes Spielen.

Als Impulskontrollstörungen wird Spielsucht eingestuft, weil Betroffenen die Kontrolle über den Impuls zum Wetten oder Spielen fehlt. Besonders häufig sind davon Männer betroffen. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind etwa 200.000 Menschen von diesem Phänomen allein in Deutschland betroffen.

Insgesamt ist die Inzidenz – also die Häufigkeit auf 100.000 Personen – in der Bundesrepublik gering. Allerdings ist Spielsucht für den einzelnen Betroffenen und dessen Umfeld mit einem erheblichen psychischen Leidensdruck verbunden. Bevor sich Spielsüchtige überhaupt dem Schreckgespenst stellen, hat meist schon eine Abwärtsspirale eingesetzt.

Für die Finanzierung des Spiels werden mitunter nicht nur eigene Einkommen und Vermögen eingesetzt. Spielsucht kann am Ende so weit gehen, dass finanzielle Mittel illegal durch:

  • Diebstahl
  • Betrug
  • Veruntreuung

beschafft werden. Im schlimmsten Fall geht das Ganze so weit, dass sich Betroffene vollkommen isolieren und am Ende auch Familie oder Job verlieren. Hierdurch entsteht ein massiver Leidensdruck, welcher über Jahre bestehen kann.

Darunter leiden Partner, Eltern und Kinder, welche dieser Spirale meist hilflos zusehen müssen – und nichts weiter tun können. Hintergrund: Die Grundlage jeder Behandlung von Spielsucht ist immer noch die Einsicht der Betroffenen, dass sie Hilfe brauchen. Nicht umsonst sind Hinweise zu Spielsucht-Prävention gesetzliche Pflicht.

Wie bei allen Suchterkrankungen ist genau dieser erste Schritt besonders schwierig. Betroffene suggerieren sich immer wieder, doch noch alles unter Kontrolle zu haben – und mit ein paar höheren Einsätzen die Verluste an den Spieltischen einfach wieder wettmachen zu können.

Spielsucht: Die möglichen Therapieformen

Der Behandlung geht immer eine fundierte Diagnose voraus. Diese orientiert sich an international anerkannten Rahmenbedingungen. Unter anderem wird von einem problematischen Verhalten ausgegangen, wenn innerhalb eines Jahres:

  • mindestens 2 Spiel-Episoden auftreten
  • darin ein Kontroll- und Impulssteuerungsverlust auftritt
  • keine Gewinne gemacht werden
  • Patienten die Phasen als starke Belastung empfinden.

Wesentliches Kriterium ist der Leidensdruck, ausgelöst durch das Zwanghafte am Spielen. Wichtig ist dabei immer eine Unterscheidung zwischen der Glücksspielsucht und dem Gaming an Konsole und PC. Diese werden getrennt voneinander betrachtet.

In der Behandlung fließen mehrere Aspekte zusammen. Auf der einen Seite geht es um die eigentliche Verhaltenstherapie. Diese wird als ambulante oder stationäre Psychotherapie durchgeführt. Parallel wird der Versuch unternommen, das Leben der Patienten wieder in geordnete Bahnen zu lenken – etwa durch eine Klärung der finanziellen Lage mit anschließender Schuldnerberatung und so weiter.

Medikamentöse Therapieansätze sind in der Erforschung. Bisher fehlen allerdings deutliche evidenzbasierte Aussagen, inwiefern solche Behandlungsmaßnahmen langfristig einen Therapieerfolg sichern.

Wichtig ist, dass immer eine engmaschige Nachsorge stattfindet. Aufgrund der Komplexität wird die Behandlung langwierig und teuer. Wer kommt für die Kosten einer Spielsucht Therapie auf?

Kosten für Psychotherapie in der PKV

Für die Übernahme der Therapiekosten ist entweder in Deutschland eine gesetzliche Krankenkasse oder die private Krankenversicherung zuständig.

Letztere versichert ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung. Es bleibt daher nicht aus, dass auch die PKV mit dem Thema Spielsucht konfrontiert wird.

Anders als in der GKV, deren Leistungen durch Verordnungen und den Gesetzgeber festgelegt sind, herrscht in der privaten Krankenversicherung ein sehr viel breiter Gestaltungsspielraum. Entscheidend sind am Ende immer die Vertragsbedingungen beziehungsweise die Bestimmungen aus den einzelnen Tarifen.

Hintergrund: Hier neigen einige Versicherer dazu, in knapp kalkulierten Tarifmodellen die Leistungspflicht sehr stark einzuschränken. Andere Versicherer sind hier deutlich kulanter.

Eingebürgert hat sich aber eine Begrenzung der Kostenübernahme auf einen feste Anzahl Therapieeinheiten pro Jahr. Diese liegen meist bei 30 Stunde/Sitzungen. Generell ist – sofern die Behandlung über eine PKV abgerechnet wird, dieser Sachverhalt eingehend zu prüfen. Andernfalls entsteht ein durchaus erhebliches Kostenrisiko.

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