„Neue Strategie der EZB“ wirft Fragen auf

Laut einer CFS-Umfrage zu „Neue Strategie der EZB“ sieht die deutsche Finanzbranche eine „grüne“ Komponente der Geldpolitik kritisch. Außerdem befürchtet die Mehrheit der Befragten, dass ein Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik immer schwieriger wird.

(PDF)
Frankfurt-EZB-2251537-PB-ProfessionalPhotoFrankfurt-EZB-2251537-PB-ProfessionalPhotoProfessionalPhoto – pixabay.com

Bei der vom CFS durchgeführten Umfrage unter Fach- und Führungskräften zur neuen EZB-Strategie sind ca. 60 Prozent der Befragten der Meinung, dass die EZB an der bisherigen Zielgröße für die Inflationsrate von knapp 2 Prozent hätte festhalten sollen.

Etwa 37 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass die EZB temporär auch eine leicht höhere Inflationsrate akzeptieren sollte.

Skepsis gegenüber Klimaschutzaspekte

Außerdem lehnen 64 Prozent der Umfrage-Teilnehmer*innen ab, dass die EZB künftig eine „grüne“ Komponente in ihrer Geldpolitik (zum Beispiel durch den Ankauf von Green Bonds) verankert, 32 Prozent würden dies begrüßen.

Prof. Volker Brühl vom Center for Financial Studies erläutert:

„Es ist noch nicht abzusehen, in welcher Form die EZB künftig Klimaschutzaspekte bei ihren Entscheidungen berücksichtigt. Aber viele Marktteilnehmer sehen dies offenbar skeptisch. Die bisherige Kommunikation der EZB zum Thema Klimaschutzaspekte und Geldpolitik lässt viele Fragen offen und sollte zeitnah präzisiert werden.“

Ausstieg aus Niedrigzinspolitik ist problematisch

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Ankäufe von Staatsanleihen und der dauerhaft niedrigen Zinsen sieht die überwiegende Mehrheit der Befragten (83 Prozent) die Gefahr, dass ein Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik immer schwieriger wird, weil die Staaten auf die Ankäufe ihrer Anleihen und niedrige Zinsen angewiesen sind.

Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance, führt aus:

„Bei einer Inflation, die über dem vorgegebenen Ziel liegt, sollte der EZB künftig die Möglichkeit eingeräumt werden, Anleihekäufe auch wieder zurückfahren zu können, um somit Zinsen erhöhen zu können und der steigenden Inflation entgegenzuwirken. Zudem sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass beim Anleihekaufprogramm eine Dominanz von Papieren klimaschädlicher Unternehmen vermieden wird und stattdessen klimafreundliche Investitionen gefördert werden.“

Hintergrund der Umfrage ist die vom EZB-Rat verabschiedete neue geldpolitische Strategie am 8. Juli 2021. Diese sieht ein symmetrisches mittelfristiges Inflationsziel von 2 Prozent vor, das heißt negative Abweichungen von diesem Zielwert sind ebenso unerwünscht wie positive.

Wenn jedoch die nominalen Zinssätze in der Nähe ihrer effektiven Untergrenze liegen sollten, seien besonders kraftvolle oder lang anhaltende geldpolitische Maßnahmen nötig, um zu verhindern, dass sich negative Abweichungen vom Inflationsziel verfestigten.

Dies gehe unter Umständen damit einher, dass die Inflation vorübergehend leicht über dem Zielwert liege. Darüber hinaus hat die EZB angekündigt, innerhalb ihres Mandats Klimaschutzaspekte in ihren geldpolitischen Handlungsrahmen einzubeziehen. Dazu wurde ein umfangreicher Maßnahmenplan verabschiedet.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Prozent-Achterbahn-206294170-FO-freshideaProzent-Achterbahn-206294170-FO-freshideafreshidea – fotolia.comProzent-Achterbahn-206294170-FO-freshideafreshidea – fotolia.com
Finanzen

Inflation oder sogar Stagflation?

Deutsche Finanzbranche glaubt nicht an eine kurzfristige Normalisierung der Inflationsraten und fordert Ausstieg aus expansiver Geldpolitik. Die Inflationsrate liegt in Deutschland derzeit bei circa 4 Prozent, in der Eurozone bei circa 3 Prozent.
Kurve-Stift-30865121-AS-Tino-NeitzKurve-Stift-30865121-AS-Tino-NeitzTino Neitz – stock.adobe.comKurve-Stift-30865121-AS-Tino-NeitzTino Neitz – stock.adobe.com
Finanzen

Härtetest für die Geldpolitik von EZB und Fed

EZB und Fed wollen die Inflation unbedingt auf das angestrebte 2 Prozent-Ziel zurückführen. Die Geldpolitik bleibt deshalb vorerst restriktiv. Doch: Wann ist der Zeitpunkt erreicht, ab dem weitere Zinsanhebungen der Wirtschaft mehr schaden, als die derzeit erhöhte Inflation?

European Central Bank, ECB, at night in front of the illuminatedEuropean Central Bank, ECB, at night in front of the illuminatedAnselm Schwietzke/Wirestock – stock.adobe.comEuropean Central Bank, ECB, at night in front of the illuminatedAnselm Schwietzke/Wirestock – stock.adobe.com
Finanzen

EZB erhöht zum neunten Mal die Leitzinsen

Die Inflation geht zwar weiter zurück, es wird jedoch nach wie vor erwartet, dass sie zu lange zu hoch bleiben wird. Um das 2 Prozent-Inflationsziel zügig zu erreichen, hat der EZB-Rat daher beschlossen, die drei Leitzinssätze erneut um jeweils 25 Basispunkte anzuheben.

Euro-versinkt-51909308-AS-Comugnero-SilvanaEuro-versinkt-51909308-AS-Comugnero-SilvanaComugnero Silvana – stock.adobe.comEuro-versinkt-51909308-AS-Comugnero-SilvanaComugnero Silvana – stock.adobe.com
Finanzen

Verflechtung von Banken und Staatsanleihen ist eine Gefahr

Bei der laufenden Bewertung der Auswirkungen der jüngsten Bankenturbulenzen verdienen die Bedingungen in Europa eine besonders genaue Betrachtung. Allein die Bankkredite des Privatsektors machen etwa 115 Prozent des BIP im Euroraum aus.

Muenzen-Kurs-495646830-AS-gopixaMuenzen-Kurs-495646830-AS-gopixagopixa – stock.adobe.comMuenzen-Kurs-495646830-AS-gopixagopixa – stock.adobe.com
Finanzen

Bankanleihen: Ist jetzt die Zeit für das Comeback?

Momentan werden Bankanleihen trotz guter Fundamentaldaten der Branche und einem Umfeld, das auf steigende Renditen hoffen lässt, mit Abschlägen und Neuemissionsprämien gehandelt. Jetzt könnte also möglicherweise für Anleger der geeignete Zeitpunkt zum Einstieg sein.

Frankfurt Skyline during sunsetFrankfurt Skyline during sunsetTobias – stock.adobe.comFrankfurt Skyline during sunsetTobias – stock.adobe.com
Finanzen

EZB hebt erneut Leitzinsen an

Der EZB-Rat hat am 27. Oktober beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 75 Basispunkte anzuheben und kündigt das Vorhaben an, die Zinsen weiter anzuheben, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation auf das mittelfristige 2-Prozent-Ziel zu gewährleisten.

Mehr zum Thema

Das Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: AdobestockDas Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: Adobestock
Finanzen

USA plant Bitcoin-Reserven - Beginn einer neuen Ära der globalen Krypto-Politik

Wird Trump eine strategische Bitcoin-Reserve ankündigen? Sollten die USA diesen Schritt wagen, könnte ein globaler Dominoeffekt folgen, der Bitcoin endgültig als Bestandteil nationaler Finanzstrategien etabliert.

Der Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: AdobestockDer Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: Adobestock
Finanzen

Für wen sich ein Wechsel in die Private Krankenversicherung lohnt

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) erscheint für viele Versicherte als eine attraktive Möglichkeit, um Kosten zu sparen und von individuell gestaltbaren Leistungen zu profitieren.

DALL-EDALL-E
Finanzen

Schwarzbuch Börse 2024: Missbrauch und Skandale auf dem Kapitalmarkt

Das Schwarzbuch Börse 2024 beleuchtet erneut zahlreiche Missstände im deutschen Kapitalmarkt.

Matt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobelMatt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobel
Finanzen

Vier Schlüsselthemen für die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025

Von den Auswirkungen der KI-Welle bis hin zu geopolitischen Verschiebungen: Matt Benkendorf, Chief Investment Officer bei Vontobel Quality Growth, beleuchtet in einem Marktkommentar die vier zentralen Themen, die die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025 prägen könnten.

Sind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-ESind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-E
Finanzen

Die Nominalzins-Illusion: Warum die Deutschen zu zinsverliebt sind

Trotz der geopolitischen Unsicherheiten gebe es kein Vorbeikommen an den Aktienmärkten, meint Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.

Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe PriceRick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe Price
Finanzen

„Fast alle Währungen verlieren an Wert – Gold bleibt stabil“

Gold erweist sich als stabiler Wertaufbewahrer, insbesondere in Zeiten von Inflation und Währungsabwertung. Im Interview erläutert Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe Price, wie Vermittler den langfristigen Wert von Gold erklären können.