Der Wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums hat eine schonungslose Berechnung veröffentlicht: Ohne Reformen droht eine drastische Erhöhung der Steuerzuschüsse in die gesetzliche Rente auf über 60 Prozent des Bundeshaushalts im Jahr 2060.
Die Erkenntnis ist nicht neu. Es ist die Folge des demographischen Wandels und der teuren Wahlgeschenke der letzten Legislaturperioden.
Standpunkt von Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI
Einen Ausweg sieht der Beirat in Anpassungen des Renteneintrittsalters, -niveaus oder -beitrags, allesamt unpopuläre Maßnahmen. Die empörten Reaktionen der Politiker folgten prompt.
Doch den Wissenschaftlern die Expertise abzusprechen und die Probleme der gesetzlichen Rente klein zureden oder gar zu leugnen, hilft nicht. An einer Reform der Altersvorsorge führt kein Weg vorbei, das sollte inzwischen jedem klar sein. Die Wissenschaft liefert eine Steilvorlage für eine ehrliche Debatte, die wegen des Wahlkampfs aber nicht geführt wird.
Es braucht ein Gesamtkonzept, um das deutsche Altersvorsorgesystem vor dem Abgrund zu bewahren. Denn selbst die Anhebung des Renteneintrittsalters würde nicht ausreichen. Nachhaltiger wäre es, die gesetzliche Rente durch eine kapitalgedeckte Komponente zu ergänzen. Damit würden zusätzliche Ertragschancen des Kapitalmarktes genutzt und die Steuerzahler entlastet.
Auch die private Altersvorsorge muss dringend reformiert werden. Flexible Garantien müssen im Niedrigzinsumfeld Bestandteil der geförderten Altersvorsorge sein. Radikale Vereinfachungen sind notwendig. Unsere Vorschläge liegen längst auf dem Tisch.
Es ist auch höchste Zeit, dass der Sparer-Pauschbetrag von 801 auf mindestens 1.000 Euro erhöht und an die künftige Inflation und Lohnentwicklung gekoppelt wird. Sparer sollten nicht aufgebrauchte Pauschbeträge auch jährlich mitnehmen und ansammeln können. Das wären starke Anreize für die Kleinsparer, mehr und besser fürs Alter vorzusorgen.
Ob die Politik es mit der Sanierung der Altersvorsorge ernst meint oder es bei teuren Wahlgeschenken à la Mütterrente bleibt, wird die nächste Legislaturperiode zeigen. Wir fordern endlich Taten!
Themen:
LESEN SIE AUCH
Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Versicherungen wirklich abdecken
Maul- und Klauenseuche nach Jahrzehnten erneut in Deutschland: Der Ausbruch in Brandenburg zeigt, wie schnell Tierseuchen enorme wirtschaftliche Risiken für Landwirte mit sich bringen. Versicherungen helfen bei direkten Schäden, lassen Landwirte bei Einkommensverlusten durch Exportverbote jedoch oft allein.
Versicherer fordern Rechtsrahmen für automatisierte Binnenschifffahrt
Automatisierte Binnenschiffe könnten schon heute einsatzbereit sein – doch es fehlt an klaren gesetzlichen Vorgaben. Der GDV fordert die Bundesregierung und internationale Flusskommissionen auf, Standards zu schaffen, um die Technologie voranzutreiben.
Berufsunfähigkeitsversicherung 2025: Neue Rahmenbedingungen stärken Stabilität
Die Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt auch 2025 ein stabiler Schutz. Franke und Bornberg analysieren die Entwicklungen des Vorjahres und beleuchten die veränderten Rahmenbedingungen, darunter die Erhöhung des Höchstrechnungszinses und neue Produktanpassungen.
VPV Versicherungen: Neuerungen zum Jahreswechsel durch Höchstrechnungszinsanhebung
Mit dem Jahreswechsel bringt die VPV Versicherungen (VPV) umfassende Anpassungen und Neuerungen in mehreren Produktbereichen.
150 Jahre Zurich Gruppe Deutschland: Ein Jubiläum zwischen Tradition und Zukunft
Die Zurich Gruppe Deutschland feiert 2025 ein beeindruckendes Jubiläum: Mit einer bewegten Geschichte, geprägt von Wandel und Innovation, blickt Zurich auf 150 Jahre zurück,
Rechtliche Stolperfallen an Silvester: Was tun, wenn der Böller nicht nur knallt?
In einem Interview gibt ARAG-Rechtsexpertin Jennifer Kallweit Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Feuerwerkskörper, Versicherungen und rechtliche Pflichten.
Die Risiken der Silvesternacht und der richtige Versicherungsschutz
Die Silvesternacht ist für viele Menschen ein festlicher Höhepunkt, an dem das alte Jahr verabschiedet und das neue mit Feuerwerk und Feierlaune begrüßt wird. Doch der Übergang ins neue Jahr birgt auch Gefahren, die häufig unterschätzt werden.
Kfz-Versicherung: Preise steigen um 43 Prozent in zwei Jahren
Die Kosten für Kfz-Versicherungen sind in den letzten zwei Jahren massiv gestiegen. Laut Verivox-Kfz-Versicherungsindex zahlen Autofahrer heute 43 Prozent mehr als 2022.
BU-Regulierung: Längere Bearbeitungszeiten durch steigende Anträge
Das BU-Leistungspraxisrating 2024 von Franke und Bornberg liefert detaillierte Einblicke in die Regulierungspraxis von zehn Versicherern. Trotz steigender Antragszahlen und längerer Bearbeitungszeiten gibt es Fortschritte.
IT: Versicherer kämpfen mit Nachwuchsproblemen und alten Systemen
Der Fachkräftemangel in der IT trifft die Versicherungsbranche besonders hart. Alte Mainframe-Systeme und fehlender Nachwuchs stellen Unternehmen vor enorme Herausforderungen, hieß es auf dem IT-Jahreskongress des GDV in Köln. Der Rückblick des Branchenverbands zeigt die drängendsten Probleme und mögliche Lösungen.
Lebensversicherung: Aktuare halten an Höchstrechnungszins fest
Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) empfiehlt für das Jahr 2026 weiterhin einen Höchstrechnungszins von 1,0 Prozent für Lebensversicherungsverträge mit Zinsgarantie. Eine Anpassung an die jüngsten Zinsentwicklungen sei nicht notwendig, erklärt DAV-Vorsitzender Dr. Maximilian Happacher.
Marderschäden: Hohe Kosten durch kleine Beißer
Laut einer aktuellen Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wurden im Jahr 2023 rund 235.000 kaskoversicherte Fahrzeuge durch Marder beschädigt. Dies entspricht einem Anstieg von knapp zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.