Europäische Einlagensicherung: „Die Ausgestaltung als Rückversicherung organisieren“

SAFE-Direktor Jan Krahnen spricht sich für eine Aufteilung zwischen nationalen Erstversicherern und einem europäischen Rückversicherer für Spareinlagen aus, um die Bankenunion zu vollenden.

(PDF)
Trestortuer-208047292-AS-Andrea-IzzottiTrestortuer-208047292-AS-Andrea-IzzottiAndrea Izzotti – stock.adobe.com

Beim Treffen der Finanzminister*innen der Eurozone letzte Woche in Luxemburg geht es um die Vollendung der Bankenunion und damit verbunden um die Einführung einer europäischen Einlagensicherung („European Deposit Insurance System“, EDIS).

Der Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, Jan Krahnen, sieht darin einen Fortschritt, betont aber, dass eine europäische Einlagensicherung am besten in der Form einer Rückversicherung gestaltet werden sollte, um Fehlanreize zu vermeiden und Risiken für die beteiligten Länder zu minimieren.

Krahnen sagt:

„Es ist wichtig, dass die weiteren Schritte hin zur Vollendung der Bankenunion besprochen werden. Dabei macht die Einrichtung einer europäischen Einlagensicherung das Projekt Bankenunion erst komplett, da so die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems nachhaltig gewährleistet wird. Die Ausgestaltung der Einlagensicherung sollte allerdings dauerhaft in Form einer Rückversicherung organisiert sein.“

In einem SAFE White Paper hat Krahnen gemeinsam mit weiteren Autoren einen gangbaren Vorschlag für ein „European Deposit Reinsurance Scheme“ (EDRIS) entwickelt.

Das Modell zielt darauf ab, eine Einlagenrückversicherung auf europäischer Ebene anzusiedeln, die bestehenden Risiken entgegenwirkt und eine drohende Vergemeinschaftung von Risiken von vornherein unterbindet.

Im Kern sieht das EDRIS-Modell vor, die Einlagen von Sparer:innen im Wege einer nationalen Erstversicherung und einer europäischen Rückversicherung mit einer risikoadäquaten Prämiensetzung zu verbinden.

Fehlanreizen entgegenwirken

Krahnen erklärt: „In unserem Modell wird die gesetzliche Haftung bis zu einem bestimmten Betrag auf nationaler Ebene geregelt, bei höheren Schäden übernimmt die europäische Rückversicherung bis zu der gesetzlichen Obergrenze von 100.000 Euro. Der berüchtigte ‚doom loop‘ von Bankenschwäche und Staatsfinanzkrise kann so verhindert werden – und zudem können den nationalen Erstversicherungen wenn nötig auch Liquiditätshilfen gewährt werden.“

Die Finanzierung könnte über Mittel aus dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) erfolgen.

Die Aufsicht im EDRIS-Modell soll nach dem Subsidiaritätsprinzip geregelt werden: Erstversicherer überwachen „ihre“ Banken, legen risikoadäquate Prämien fest, und betreiben und verwalten nationalen Rettungsfonds. Zugleich werden die Erstversicherer vom europäischen Rückversicherer überwacht. Bei der Prämiensetzung von Erst-und Rückversicherung soll eine Differenzierung greifen, die Ausfallwahrscheinlichkeiten und zu erwartende Verluste nach Ländern und Kreditinstituten berücksichtigt.

Eine Rückversicherung, wie SAFE sie vorschlage, würde die Einlagenversicherer in einem europäischen Kontext disziplinieren. Das sei ein wichtiger Gestaltungsvorschlag, der einen Mehrwert erbringe: Mit der Prämiendifferenzierung könne Fehlanreizen entgegengewirkt und so letztlich auch Ländern Hilfe geboten werden, in denen beispielsweise ein ‚Bank Run‘ andere Banken mit zu Fall bringen würde, führt Jan Krahnen aus.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Silicon Valley looking down aerial view from above – Bird’sSilicon Valley looking down aerial view from above – Bird’sgokturk_06 – stock.adobe.com
Finanzen

SVB: Ein Weckruf für Europas Bankenregulierung

Der Fall der US-amerikanischen Silicon Valley Bank legt eine gravierende Inkonsistenz in der heutigen Bankenregulierung offen. Wie sich dieser Fehler durch kleine regulatorische Änderungen beheben lässt und damit Bank Runs verhindert werden können.

Vision conceptVision conceptpeshkova – stock.adobe.com
Finanzen

Institutssicherung für Sparkassen und Genossenschaftsbanken

Die in den Institutssicherungssystemen des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), organisierten Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland sollten aufsichtsrechtlich mit Großbanken gleichgestellt werden.
Wiese-Netzwerk-126030239-FO-vegefox-comWiese-Netzwerk-126030239-FO-vegefox-com
Finanzen

BaFin plant Richtlinie gegen „Greenwashing“

SAFE-Forscher sehen in einer laufenden Aufsichtspraxis der BaFin bessere Chancen gegen „Greenwashing“ als in Form einer neuen Richtlinie für nachhaltige Investmentvermögen.
52 Banken zahlen 0,00 Prozent aufs Tagesgeld – Sparkassen besonders oft dabei52 Banken zahlen 0,00 Prozent aufs Tagesgeld – Sparkassen besonders oft dabeiWikimediaImages / pixabay
Finanzen

Nullzins trotz EZB-Gewinn: Wie Sparkassen und Volksbanken ihre Sparer im Regen stehen lassen

Obwohl Banken bei der EZB 2,25 % für Einlagen erhalten, bieten 52 Institute ihren Kunden gar keine Verzinsung. Laut Verivox betrifft das vor allem Sparkassen und Volksbanken – bundesweite Anbieter sind seltener betroffen.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”
Ausgabe 03/25

„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”

Dr. Florian Sallmann
"Schema F gibt es nicht mehr"
Ausgabe 10/24

"Schema F gibt es nicht mehr"

Michael Schillinger & Andreas Bahr
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht