Die künftige Ausgestaltung der privaten Altersvorsorge wird durch die Bundestagswahl im September maßgeblich beeinflusst. Das zeigten die Äußerungen der Bundestags-Finanzexperten Cansel Kiziltepe (SPD) und Dr. Florian Toncar (FDP) unter der Moderation von VOTUM-Vorstand Martin Klein beim 2. VOTUM-Politiktalk.
Die langjährigen politischen Diskussionen über die zukünftige Ausgestaltung der privaten Altersvorsorge habe das Beraten zu Riester und Co. erheblich erschwert.
Verunsicherung bei Kunden, Vermittlern und Produktanbietern, wie die Zukunft der Altersvorsorge aussehen soll, hätte die Vorsorgebereitschaft in der breiten Bevölkerung spürbar beeinträchtigt, wandte sich Klein zu Beginn der Diskussionsrunde an die rund 70 anwesenden Entscheider aus der Finanzbranche.
Deshalb müsse für die kommende Legislaturperiode der Fokus auf klare Verhältnisse und langfristige Planungssicherheit gelegt werden, so Klein weiter.
Staatliches Rentensystem insbesondere für untere Einkommensschichten
Kiziltepe betont: „Die letzten Jahre haben gezeigt: Die Umlagefinanzierung in der Altersvorsorge ist krisenfest und renditestark. Die kapitalgedeckten Vorsorgeinstrumente können hier einfach nicht mithalten. Gerade die Riester-Rente wird insbesondere durch höhere Einkommensschichten in Anspruch genommen.
Deshalb fordert die SPD, dass staatliches Geld in Zukunft in Form einer Erwerbstätigenversicherung inklusive Versicherungspflicht für Selbstständige in das Umlagesystem investiert wird, und die Riester-Versicherung mit einem Bestand-Schutz für bestehende Verträge auslaufen soll.“
Damit könne ein staatliches Renten-System gestaltet werden, von dem insbesondere die unteren Einkommensschichten profitieren.
Forderung nach Reform der Riesterrente
Toncar erklärt: „Die Finanzmarktwelt von heute ist eine andere als zur Einführung der Riester-Rente vor 20 Jahren. Die Null- und Negativzinspolitik führt dazu, dass die Rentabilität von guten Altersvorsorgeprodukten wie Riester nicht mehr ohne Veränderung erreicht werden kann. Deshalb fordert die FDP, dass die Riester-Rente reformiert wird.“
Durch das Drehen an den Stellschrauben ‚Verrentungspflicht‘ und ‚Beitragsgarantien‘ könne nach Vorstellungen der FDP das Produkt Riester-Rente wieder rentabel und damit attraktiv für Kunden gemacht werden.
Zudem könne man durch Produktvielfalt und Flexibilität sicherstellen, dass die private Altersvorsorge der Bürger nicht mehr abhängig sei vom Ausgang von Bundestagswahlen.
Deshalb müsse auch bei der Altersvorsorge der Fokus auf einen aktiven Vermögensaufbau und eine breite Auswahl an guten Vorsorgeprodukten gelegt werden.
Verbraucher brauchen breites Produktportfolio
VOTUM-Chef Klein zieht ein klares Fazit aus der Veranstaltung:
„Neben klaren Verhältnissen und einer langfristigen Planungssicherheit ist entscheidend, dass Versicherungs- und Finanzanlagevermittler den Verbrauchern ein breites Produktportfolio bieten können.
Auf 45 Millionen Erwerbstätige mit unterschiedlichen Arbeitsmodellen und Lebenszielen passt kein Standardprodukt.“
Hier bedürfe es sowohl Flexibilität bei der Auswahl an guten Anlageprodukten als auch einer unkomplizierten staatlichen Förderung.
Dies kombiniert mit einer professionellen Beratung durch die tausenden qualifizierten Versicherungs- und Finanzanlagevermittler in Deutschland würde dazu beitragen, die Vorsorgelücke gemeinsam schließen zu können.
Bilder: (1–2) © VOTUM Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V. (3) © Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) (4) © Freie Demokratische Partei e.V.
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