Braucht Europa einen digitalen Euro?

Nicht zuletzt angesichts des andauernden Höhenflugs des Bitcoin und anderer Kryptowährungen wird darüber diskutiert, ob die EZB in den kommenden Jahren einen digitalen Euro einführen sollte. Dabei handelt es sich um elektronisches Geld, das direkt auf Konten bei der EZB liegt und eine Alternative zu anderen Zahlungsformen, insbesondere zu Bargeld, darstellt.

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Euro-digital-340902515-AS-peshkovEuro-digital-340902515-AS-peshkovpeshkov – stock.adobe.com

Wie ein solcher digitaler Euro ausgestaltet werden sollte, ist völlig offen. Dies gilt für seine Bereitstellung, seine Eigenschaften (programmierbar oder nicht) sowie seine technische Infrastruktur (Blockchain/Distributed Ledger oder nicht).

Eine vom CFS durchgeführte Umfrage unter Fach- und Führungskräften in der deutschen Finanzindustrie zeigt ein gemischtes Bild. Etwas über 50 Prozent gaben an, dass die EZB einen digitalen Euro einführen sollte. Aber immerhin ca. 42 Prozent teilen diese Auffassung nicht.

Heterogenes Meinungsbild hinsichtlich der Ausgestaltung

Das Meinungsbild hinsichtlich der Ausgestaltung eines digitalen Euro, insbesondere die Frage nach der „Programmierbarkeit“ des digitalen Euro, ist sehr heterogen. Zwar sind auch hier gut 40 Prozent der Meinung, dass der digitale Euro programmierbar sein sollte, aber gleichzeitig gibt über ein Drittel der Teilnehmer an, dies nicht einschätzen zu können.

Prof. Volker Brühl vom Center for Financial Studies erläutert:

„Die Umfrage zeigt, dass viele Marktteilnehmer noch kein klares Meinungsbild haben, ob man einen digitalen Euro braucht und wie er ausgestaltet werden sollte. Sollte die EZB ein solches Projekt auf den Weg bringen, wäre es sehr wichtig, die Finanzindustrie in das Projekt aktiv einzubinden."

Klares Meinungsbild zu den Risiken für Banken

Ziemlich eindeutig sieht das Feedback der Marktteilnehmer bezüglich der Risiken für das Geschäftsmodell der Banken aus, wenn  Kunden Einlagen direkt bei der EZB (gegebenenfalls bis zu einer bestimmten Grenze) halten dürften. 74 Prozent der Befragten schätzen das Risiko für Banken als mittel (43 Prozent) oder gar hoch (31 Prozent) ein.

„Je nach Ausgestaltung kann sich ein digitaler Euro auf die Refinanzierungsstruktur der Banken auswirken. Dies ist ein wichtiger Faktor, den die EZB beachten muss."

Ein weiterer Diskussionspunkt rund um die Einführung eines digitalen Euro betrifft die Wirksamkeit geldpolitischer Maßnahmen. Eine klare Mehrheit mit über 50 Prozent glaubt nicht, dass deren Wirksamkeit durch einen digitalen Euro reduziert wird, nur ca. ein Viertel halten dies für möglich.

Weniger Euphorie um Kryptowährungen bei Einführung eines digitalen Euros?

Offen ist auch die Frage, ob die derzeitige Euphorie bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin durch die Einführung eines digitalen Euro nachlassen könnte. Die Hälfte der Befragten rechnen nicht damit. Gut ein Drittel erwartet dies dagegen schon.

Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance, erläutert: „Europa hat erheblichen Nachholbedarf in der Digitalisierung. Der digitale Euro kann zum Beschleuniger im Aufholprozess werden. Ein digitaler Euro wäre nicht den hohen Schwankungen einer Kryptowährung unterworfen und ist daher für Unternehmen und Verbraucher kalkulierbarer."

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