Boom der Telemedizin und kaum Vorsorgeuntersuchungen im Lockdown

Die Corona-Pandemie hat vieles verändert. Vor allem unser Gesundheitssystem und die Art, wie Patienten Hilfe suchen und finden. Wie groß diese Veränderung tatsächlich ist und wo es noch hakt, hat die Mobil Krankenkasse nun detailliert ausgewertet.

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Ein wichtiges Ergebnis: Viele Versicherte haben in der Pandemie zwischenzeitlich die Vorsorgeuntersuchungen gemieden. Großer Beliebtheit erfreuen sich dagegen die im vergangenen Jahr ausgeweiteten Angebote der Video- und Telefonsprechstunden.

Auch die Mobil Krankenkasse bietet mit der TeleClinic seit September 2019 eine "Online-Sprechstunde" an, deren Patientenzahlen durch die Corona-Pandemie sprunghaft angestiegen sind.

Bis Januar 2021 haben sich bereits 5.390 Versicherte registriert, Tendenz steigend. Am höchsten war die Zahl der Neuregistrierungen im Dezember 2019 und im Dezember 2020.

Mit 15,8 Prozent der Neuanmeldungen sticht vor allem der Lockdown-Monat Dezember 2020 ins Auge. Damit wird deutlich, wie sehr die Corona-Maßnahmen und der Lockdown die Menschen beeinflusst haben. Thomas Brüttinger, Geschäftsbereichsleitung Kunde und Markt bei der Mobil Krankenkasse, erklärt:

"Aus Angst, sich in Praxen anzustecken, bleiben sie vermutlich lieber zu Hause und nehmen dafür verstärkt die Online-Sprechstunde der TeleClinic in Anspruch."

Entwicklung der Arbeitsunfähigkeitsfälle und Notfallbehandlungen

Die Analyse der Daten zeigt ebenfalls, dass die Kosten für Notfallbehandlungen zwischen März und Juni 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26,8 Prozent sanken. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen gingen zwischen März und Dezember 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 21,2 Prozent zurück.

Trotz der Möglichkeit einer telefonischen Krankschreibung meldeten sich also weniger Menschen krank und reichten wenigerArbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ein. Warum? Hierfür kann es mehrere Gründe geben, erklärt Brüttinger:

Viele vermeiden medizinische Behandlungen aus Sorge vor einem Infektionsrisiko in Arztpraxen. Die Pandemie kann jedoch auch das allgemeine Krankheitsrisiko verringern, da mehr Menschen im Homeoffice arbeiten, was das Infektions- und Unfallrisiko auf dem Arbeitsweg und im Büro reduziert. Darüber hinaus verzichten viele Arbeitnehmer mit geringfügigen Erkrankungen wie beispielsweise Erkältungen auf eine Krankschreibung.

Corona-Maßnahmen haben Vorsorgeverhalten beeinflusst

Auch eine 2020 im Auftrag der Mobil Krankenkasse durchgeführte Forsa-Umfrage bestätigt das wachsende Interesse an der Telemedizin. Danach möchten immer mehr Patienten umfassende Informationen über ihre Gesundheitsprobleme online und medizinischen Rat per Telefon oder Internet erhalten.

Die Hälfte der Befragten gab an, innerhalb des vergangenen Jahres ein- bis fünfmal Symptome oder auch Behandlungen im Netz recherchiert zu haben.

Als Ideallösung innerhalb der Versorgung ist die Telemedizin jedoch nicht zu betrachten. Bei vielen Behandlungsformen wie den Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen ist der persönliche Kontakt zwischen Behandler und Patient nach wie vor essenziell.

Jens Maurer, Geschäftsbereichsleitung Versorgung und Beiträge bei der Mobil Krankenkasse, erläutert dies: Regelmäßige Untersuchungen vor Ort, speziell im Bereich der Prävention, sind immer wichtig. Es geht darum, Risikofaktoren und beginnende Krankheiten frühzeitig zu erkennen und durch eine rechtzeitige Behandlung Folgeerkrankungen zu vermeiden - auch in einer Pandemie.

Die aktuelle Datenanalyse der Mobil Krankenkasse macht deutlich, wie sehr die Corona-Maßnahmen und der Lockdown die Versicherten beeinflusst haben. Maurer erklärt:

Die Monate März bis Juni 2020 waren für Deutschland entscheidend. Das Virus war neu, niemand konnte sagen, wie gefährlich es wirklich ist und wie gut die Schutzmaßnahmen wirken. Das hat die Bevölkerung verunsichert.

Die Entwicklung in Zahlen von März bis Juni 2020

  • Die Zahl der Darmspiegelungen verringerte sich im März (-35,4 Prozent) und April (-27,6 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich. Erst im Juni folgte wieder ein Plus von 37,7 Prozent.
  • Auch die Anzahl der Frauen, die am Mammographie-Screening teilnahmen, lag drastisch unter dem Vergleichszeitraum im Vorjahr: Von März bis Juni betrug das Minus 68,8 Prozent, im April 2020 wurden gar keine Mammographie-Screenings abgerechnet, da aufgrund des hohen Infektionsgeschehens in diesem Monat die Untersuchungen bundesweit ausgesetzt wurden.
  • Hautkrebs-Screenings gingen im April 2020 gegenüber April 2019 um 25,2 Prozent zurück. Im Juni 2020 stieg die Zahl das erste Mal wieder gegenüber dem Vorjahresmonat (+20,9 Prozent), ehe sich die Werte wieder auf einem Normalniveau stabilisierten.

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