Gründen ganz einfach: Warum es noch nie so leicht war, eine globale Firma aufzubauen
Hasso Plattner oder Gottlieb Daimler – große Gründer und globale Erfolgsgeschichten kommen nur allzu gerne aus Deutschland. Weltweite digitale Erfolge blieben jedoch lange Zeit aus. Dabei steckt gerade im B2B-Software-Bereich ein enormes Potenzial für Gründer, um eine aufstrebende, global agierende Firma aufzubauen.
So setzen sich derzeit deutsche Unternehmen wie TeamViewer, Personio oder seit Neuestem Valispace auch international durch. Letzteren gelangen dabei einige bemerkenswerte Deals, die die Branche aufhorchen lassen. So nutzen nun auch BMW und Airbus die Engineering-Software des Bremer Anbieters.
Brauchten Daimler, Siemensund Co. für internationale Erfolge früher noch Jahrzehnte, gelingt dies gerade B2B-Software-Unternehmen nach der Gründung aus Deutschland heraus heutzutage innerhalb von zwei bis vier Jahren.
So entschied sich auch Marco Witzmann, CEO und Co-Founder von Valispace, nach seinem Abschluss als Diplom-Ingenieur bewusst gegen eine Konzernkarriere bei Siemens oder Daimler. Stattdessen gründete er sein eigenes Software-Unternehmen.
Dabei haben sogenannte Engineering-Founders wie er einen klaren Vorteil: Häufig identifizieren diese in ihrer Universitätszeit, während der Forschung zu ihrer Doktorarbeit oder in ihrem ersten Job Problemstellungen, die Unternehmen auf der ganzen Welt haben. Häufig sind diese jedoch so speziell, dass es sich nicht lohnt, sie nur in einem Unternehmen zu lösen.
Als unabhängiger Unternehmer, der seine Lösung weltweit anbietet, ist es jedoch ein massives Geschäft, wenn er eine globale Nische besetzt. Das ist im Endeffekt vergleichbar mit vielen deutschen Mittelständlern, die global bekannt für Ihre Spitzenprodukte sind, nur eben digital und nicht physisch.
Ohne Kapital zum marktreifen Produkt: Die Digitalisierung macht’s möglich
Neue, globale Unternehmen entstehen also genau jetzt und die Dynamik nimmt noch weiter zu! Insbesondere Ingenieure und Softwareentwickler wie Marco Witzmann nutzen die Gunst der Stunde. Ihre Software-Unternehmen benötigen in der Startphase nur sehr wenig Kapital, da die erste marktreife Produktversion von den Gründern selbst programmiert wird.
Zudem sind viele Softwareentwicklungstools für Gründer gratis und auch die komplette Entwicklungs-, Marketing- und Vertriebsstruktur ist digital. Abgerechnet wird in der Cloud nach Nutzung. So läuft Marketing über Google, Gartner und LinkedIn, der Customer Service zum Beispiel über Zoom. Bezahlt wird per Kreditkarten und Paypal.
Ohne Zahlungsziel und häufig schon für ein Jahr “upfront”. Selbst Bürokosten (Coworking) und Mitarbeiter (Freelancer) sind variable Kosten und wachsen mit, soweit erste Umsätze generiert werden. Den Durchbruch für B2B-Software aus Deutschland brachte dabei im Wesentlichen die Cloud-Technologie: Kunden auf der ganzen Welt können akquiriert und in gleicher Qualität bedient werden – egal ob BMW in München oder Toyota in Tokio. Startups sind also von Tag eins an global präsent, womit die Nische, die sie bedienen, riesig ist. Das war noch bis vor ein paar Jahren undenkbar!
Da drängt sich für den einen oder die andere sicher die Frage auf: Braucht es jetzt gar keine Investoren mehr? Doch! Diese kommen spätestens dann ins Spiel, wenn ein größeres Entwickler-Team, ein Online-Vertriebsteam oder globales Marketing notwendig werden.
Vorher sind jedoch auch Förderungen wie beispielsweise das EXIST Programm, wesentlich, um persönliche Kosten wie die eigenen Gehälter decken zu können. Das Gründerstipendium wurde ins Leben gerufen, weil auch dem öffentlichen Bereich inzwischen klar ist, dass wir uns nicht nur auf die DAX-30 konzentrieren dürfen. Vielmehr müssen wir uns fragen, was danach kommt!
Corona als Startup-Bremse? Nein, als Beschleuniger!
Während in Zeiten von Corona viele Unternehmen vor einem Berg an Aufgaben stehen und die verschlafene Digitalisierung der letzten Jahre nachholen müssen, sind gerade B2B-Software-Firmen für digitales Arbeiten bestens gerüstet! Sie profitieren nun davon, dass Prozesse beispielsweise in der Produktionsplanung oder Logistik nicht erst umgestellt werden müssen, sondern längst automatisiert sind.
Auch der Zugang zu Talenten ist für Gründer jetzt einfacher. Im Zuge der Pandemie orientieren sich viele Fachkräfte noch einmal um oder suchen aufgrund von Jobkürzungen neue Arbeitsstellen. Jetzt ist also die beste Zeit vielversprechende Talente für sich zu gewinnen! Hinzu kommt, dass Kosten für Werbung, Dienstleister und andere Ressourcen in den letzten Monaten deutlich gesunken sind – damit gehören B2B-Software-Unternehmen ganz klar zu den Gewinnern der Krise.
Global-by-Default: Es gilt jetzt zu gründen!
In drei bis vier Jahren von Deutschland aus eine globale Nische besetzen? Kein Problem! Zumindest wenn die technische B2B-Lösung und der eigene Wissensvorteil richtig genutzt werden. Denn eins ist klar: Ist der Markt global, ist es der Wettbewerb natürlich auch. Die eigene Nischenlösung muss daher differenziert und das eigene Wissen, die sogenannte “Secret Sauce”, proprietär sein, um sich dauerhaft zu etablieren.
Ungeachtet dieses globalen Wettbewerbs gibt es keinen Grund, warum es nicht mehr B2B-Software-Leader wie beispielsweise TeamViewer aus Deutschland geben sollte. Schließlich ist der Zugang zum Markt hier genauso gut wie in den USA oder Israel.
Insbesondere die große Dichte an weltweit bekannten Industrie-Ikonen wie Bosch oder Siemens, die als Referenzkunden gewonnen werden können, ist nirgends höher. Bedenkt man nun noch, dass die Pandemie viele positive Effekte für eine Unternehmensgründung mit sich bringt, sollte den nächsten deutschen B2B-Leadern eigentlich nichts im Wege stehen!
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