Derzeit legen die gesetzlichen Krankenversicherungen ihre Zusatzbeiträge für das Jahr 2021 fest. Nach aktuellen Zahlen muss rund jeder zweite Versicherte mehr zahlen. Das Sparpotenzial durch einen Wechsel der Krankenkasse schätzen viele Verbraucher falsch ein.
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung liegt aktuell bei 1,1 Prozent und steigt ab Januar für rund jeden zweiten Versicherten. 31 der gesetzlichen Krankenkassen werden die Beiträge für ihre Versicherten erhöhen. Wer Vollzeit arbeitet, kann bei einem Wechsel seinen Arbeitnehmeranteil um 170 Euro pro Jahr senken. 44 Kassen behalten stabile Beiträge. Nur 1 Kasse hat den Beitrag gesenkt.
Der Wechsel ist seit diesem Jahr schon nach einem Jahr statt nach eineinhalb Jahren Mitgliedschaft möglich. Versicherte müssen kein Kündigungsschreiben mehr an ihre bisherige Krankenkasse schicken. Ein Mitgliedsantrag bei der neuen Kasse reicht aus. Alles Weitere regeln alte und neue Kasse untereinander. Mit dem Wechsel von einer teuren zu einer günstigen Kasse lassen sich in vielen Fällen einige Hundert Euro pro Jahr sparen.
Rund drei Viertel schätzen: "Sparpotenzial unter 100 Euro"
Die Versicherten schätzen ihr Sparpotenzial oft zu gering ein. 22 Prozent der Teilnehmer der Verivox-Umfrage vermuten, dass sie schon bei der günstigsten Krankenkasse sind. Tatsächlich haben die Krankenkassen mit den regional günstigsten Zusatzbeiträgen aber nur einen Marktanteil von zwei Prozent an den Versicherten.
28 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie maximal 50 Euro pro Jahr sparen könnten. 24 Prozent hielten ein Sparpotenzial von 50 bis 100 Euro für plausibel.
170 Euro Beitragsunterschied bei Durchschnittslohn
Der günstigste Zusatzbeitrag einer bundesweit tätigen Krankenkasse liegt auch 2021 bei 0,39 Prozent - jeweils zur Hälfte vom Arbeitnehmer und vom Arbeitgeber bezahlt. Ein Wechsel von einer Krankenkasse mit durchschnittlichem Zusatzbeitrag bringt für einen Angestellten mit einem Einkommen von 47.928 Euro (Bundesdurchschnitt ohne Sonderzahlungen für Vollzeitstellen laut Statistischem Bundesamt) aktuell schon 170 Euro Beitragsersparnis.
Weil die Zusatzbeiträge steigen, dürfte der Beitragsunterschied im kommenden Jahr sogar 218 Euro erreichen. Da Beiträge zur Krankenversicherung steuerlich absetzbar sind, fällt das Plus im Portemonnai je nach Steuerklasse geringer aus.
Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung haben im Schnitt weniger Einnahmen - 25.992 Euro im Jahr 2019 laut Bundesministerium für Gesundheit. Dann beträgt die Ersparnis 92 Euro im laufenden Jahr und 118 Euro im Jahr 2021. Selbst mit diesem Einkommen läge die Ersparnis höher als drei Viertel der Befragten vermuten.
Methodik
Für die Studie wurden Ende November 2020 deutschlandweit online 1.000 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit und wurde vom Marktforschungsinstitut Innofact erhoben. Frage: "Bitte schätzen Sie: Wie viel Geld würden Sie persönlich mit einem Wechsel in die günstigste Krankenkasse sparen?" 926 Teilnehmer sind in einer gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Ihre Antworten bilden die Basis der Studie. Der Schätzerkreis des Bundesministeriums für Gesundheit rechnet 2021 mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,3 Prozent.
Hintergrundinformationen sowie die Umfrage (inkl. Daten zum Download) finden Sie hier.
Bild: (1) © Setareh – stock.adobe.com (2) "obs/Verivox GmbH"
Themen:
LESEN SIE AUCH
Wettbewerbsverzerrung in der Krankenversicherung beenden
Angestellte in Deutschland müssen im Jahr 2025 deutlich mehr verdienen, um sich zwischen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Privaten Krankenversicherung (PKV) entscheiden zu können. Die Versicherungspflichtgrenze soll auf 73.800 Euro steigen. Die massive Erhöhung greift in die Wahlfreiheit von Millionen Angestellten ein und verzerrt den gut funktionierenden Wettbewerb zwischen GKV und PKV stärker als bisher.
Debeka macht sich für Gesundheitsversorgung stark
Die Debeka-Versicherungsgruppe setzt sich für eine Verbesserung des Gesundheitssystems ein. Eine Stärkung sieht der Krankenversicherer durch die Weiterentwicklung der privaten Krankenversicherung, zum Beispiel durch den Ausbau der betrieblichen Krankenversicherung.
DFSI: Die besten Privaten Krankenversicherer 2022
DFSI Ratings untersuchte mehr als 30 Private Krankenversicherer. Dabei standen die finanzielle Substanzkraft, die Produkt- sowie die Servicequalität im Fokus. Die Allianz erreichte den ersten Platz nur knapp vor von HanseMerkur, Barmenia und SIGNAL IDUNA.
GKV-Versicherte wünschen sich Transparenz bei Beiträgen
Positiv-Trend: Erneut wechseln mehr aus der GKV in die PKV
Enormes Potenzial bei privaten Krankenzusatzversicherungen
Jeder Fünfte plant in den nächsten Monaten den Abschluss einer privaten Krankenzusatzversicherung. Ambulante Leistungen und Zahnzusatz haben laut einer Continentale-Studie die Nase vorn. Rund 60 Euro monatlich wären die Befragten bereit dafür zu investieren. Bevorzugt über den Abschluss beim Versicherer oder Vermittler, anstatt über ein Onlineportal.
Kennzeichenwechsel für Mofas, Mopeds und E-Scooter: Ab März gilt nur noch Grün
Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden. Wer weiterhin mit dem blauen Kennzeichen unterwegs ist, fährt nicht nur ohne Versicherungsschutz, sondern macht sich auch strafbar. Die aktuellen Zahlen des GDV zeigen zudem: Schäden und Diebstähle haben 2023 deutlich zugenommen.
Lebensversicherung: Überschussbeteiligung 2025 steigt weiter – doch nicht in der Breite
Die Überschussbeteiligungen deutscher Lebensversicherer steigen weiter, wenn auch weniger stark als im Vorjahr. Eine Analyse von MORGEN & MORGEN zeigt, dass fast alle Versicherer mindestens zwei Prozent bieten, während jeder fünfte Anbieter drei Prozent oder mehr gewährt. Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, bewertet die Entwicklung als kundenfreundlich, betont aber auch die individuelle Strategie der Versicherer.
Lebensversicherung führt Beschwerde-Statistik an
Der Versicherungsombudsmann e. V. hat seinen Tätigkeitsbericht zur Streitbeilegung vorgelegt. Insgesamt 21.548 Beschwerden wurden im Jahr 2024 bearbeitet. Dabei fällt auf: Beschwerden über Versicherungsvermittler sind mit 334 Fällen gering und zeigen kaum Veränderungen zu den Vorjahren.
Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Versicherungen wirklich abdecken
Maul- und Klauenseuche nach Jahrzehnten erneut in Deutschland: Der Ausbruch in Brandenburg zeigt, wie schnell Tierseuchen enorme wirtschaftliche Risiken für Landwirte mit sich bringen. Versicherungen helfen bei direkten Schäden, lassen Landwirte bei Einkommensverlusten durch Exportverbote jedoch oft allein.
Versicherer fordern Rechtsrahmen für automatisierte Binnenschifffahrt
Automatisierte Binnenschiffe könnten schon heute einsatzbereit sein – doch es fehlt an klaren gesetzlichen Vorgaben. Der GDV fordert die Bundesregierung und internationale Flusskommissionen auf, Standards zu schaffen, um die Technologie voranzutreiben.
Berufsunfähigkeitsversicherung 2025: Neue Rahmenbedingungen stärken Stabilität
Die Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt auch 2025 ein stabiler Schutz. Franke und Bornberg analysieren die Entwicklungen des Vorjahres und beleuchten die veränderten Rahmenbedingungen, darunter die Erhöhung des Höchstrechnungszinses und neue Produktanpassungen.