Die Selbstständigen in Deutschland haben nicht nur eine andere Arbeitseinstellung als Angestellte, sondern auch eine andere Lebenseinstellung. Das geht aus der HDI Berufe-Studie 2019 hervor.
So gehen nur 17 Prozent der Selbstständigen primär wegen des Geldverdienens zur Arbeit, bei den Angestellten sind es 37 Prozent. 58 Prozent der Selbstständigen wollen auch dann noch weiter arbeiten, wenn sie zum Geldverdienen nicht mehr arbeiten müssten. Bei Angestellten sagt das nur etwa jeder Dritte. Schließlich erklären Selbstständige fast drei Mal häufiger als Angestellte, dass sie ihren Beruf gewählt haben, um sich selbst zu verwirklichen (36 Prozent gegenüber 10 Prozent).
Dr. Patrick Dahmen, Vorstandsvorsitzender der HDI Lebensversicherung AG, erklärt:
„Die HDI Berufe-Studie zeigt eindeutige Unterschiede zwischen Selbständigen und Angestellten - Selbständige haben deutlich mehr Lust auf Neues und haben mehr Spaß an der Arbeit. Nicht zuletzt auf dieser besonderen Motivation bei Selbständigen fußt der Mittelstand und die Startup-Kultur in Deutschland.“
Interessen und Neigungen ausschlaggebend
Freiberufler und Unternehmer wollen deutlich häufiger als Angestellte bei ihrer Berufswahl vor allem ihren Interessen und Neigungen nachgehen (49 Prozent; Angestellte 30 Prozent). Nur ein Drittel der Selbstständigen (35 Prozent) arbeitet dazu heute noch im ursprünglich erlernten Beruf. Das sind viel weniger als unter Angestellten, wo es fast jeder Zweite ist.
Als wichtigstes Motiv für den Berufswechsel geben 52 Prozent der Selbstständige an, dass sie „etwas Neues“ machen wollten. Diese Lust auf Veränderung durch einen Berufswechsel ist unter Nicht-Selbständigen deutlich weniger ausgeprägt (38 Prozent).
Mit der Wahl ihres Berufes zufrieden
80 Prozent von den befragten Selbstständigen würden ihren heutigen Beruf wieder wählen. Unter Angestellten sagen dies 69 Prozent.
Fast jeder zweite Freiberufler oder Unternehmer kann sich sogar den Wechsel in einen anderen Beruf überhaupt nicht mehr vorstellen (48 Prozent, Angestellte 35 Prozent). Und schließlich berichten acht von zehn der Selbstständigen, dass der Beruf ihnen Spaß macht (Angestellte 65 Prozent).
Freiberufler und Unternehmer agiler als Angestellte
Mehr als ein Drittel der Freiberufler und Unternehmer ist bereit, den Wohnsitz für den derzeitigen Beruf zu wechseln. Unter Angestellten sind es nur 28 Prozent.
Aber es scheint auch an dem Bonmot etwas dran zu sein, dass sich Selbstständigkeit aus den Begriffen „selbst“ und „ständig“ zusammensetzt: 69 Prozent der Unternehmer können demnach der Aussage nicht zustimmen, dass „mein derzeitiger Beruf für mein Leben keine zentrale Rolle spielt“. Unter Angestellten in Deutschland sind es 48 Prozent.
Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund die Einschätzung der Selbstständigen zu den gesundheitlichen Risiken ihres Berufes. Mit 30 Prozent schätzen sie im Mittel die Wahrscheinlichkeit einer berufsbedingten Erkrankung geringer ein als Angestellte (37 Prozent).
Gefährdung durch Digitalisierung?
Entspannt sind Selbstständige beim Thema Digitalisierung: Sorge davor, dass ihr eigener Arbeitsplatz durch neue digitale Technologien verloren gehen könnte, haben nur 16 Prozent der Selbstständigen, unter Angestellten sind es 23 Prozent.
Allerdings korrespondiert diese Job-Sorge auch stark mit der Einkommenshöhe. So sehen bei den Beziehern eines monatlichen Nettoeinkommens unter 2.000 Euro im Monat 24 Prozent ihren Job durch die Digitalisierung gefährdet. Bei denen mit höherem Einkommen sind es 21 Prozent und unter Spitzenverdienern mit mehr als 5.000 Euro netto im Monat 16 Prozent.
Dr. Patrick Dahmen fasst zusammen:
„Engagement und Leidenschaft für den Beruf zeichnet die Selbständigen in Deutschland aus. Mit gleicher Intensität sollten sie aber auch ihre Absicherung der eigenen Arbeitskraft angehen. Denn anders als Angestellten fehlt ihnen regelmäßig die Unterstützung aus den gesetzlichen Systemen.“