Mit einem eigenkapitalähnlichen Finanzierungsmodell als Alternative zu Kredithilfen sollen von der Corona-Pandemie betroffene kleine und mittlere Unternehmen unterstützt werden, ohne dass sich ihre Schuldenlast in Zukunft dramatisch erhöht. Dies schlagen Finanzökonomen um das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE vor.
Im neuen SAFE Policy Letter Nr. 84 zeigt das Expertenteam auf, wie ein solcher Europäischer Pandemie-Beteiligungsfonds (European Pandemic Equity Fonds, EPEF) aufgebaut werden kann, damit sowohl Risiken als auch Gewinnchancen effektiv unter den Mitgliedstaaten der Europäischen Union geteilt werden.
Zu den Autoren gehören Arnoud Boot (Universität Amsterdam), Elena Carletti (Bocconi Universität), Hans-Helmut Kotz (Harvard Center for European Studies und SAFE), Jan Pieter Krahnen (SAFE und Goethe-Universität Frankfurt), Loriana Pelizzon (SAFE und Goethe-Universität Frankfurt) und Marti Subrahmanyam (New York University Stern Business School und SAFE).
Eigenkapital statt Schulden
Die Kernidee des Fonds besteht darin, Unternehmen mit Geldtransfers in Form von Eigenkapital zu unterstützen, anstatt herkömmliche Schulden oder Schuldenbürgschaften zu verwenden.
Im Gegenzug müssen die so unterstützten Unternehmen höhere Gewinnsteuern zahlen, sobald es ihnen wieder besser geht. Durch eine „Buy-out-Option“ zu einem im Voraus festgelegten Preis können Firmen die Zusatzsteuer aber auch vorzeitig beenden. Die Kapitalhilfen sollen sich primär an Firmen mit guten Geschäftsaussichten richten, wobei für die Auswahl auf die Expertise lokaler Banken und nationaler Behörden zurückgegriffen wird.
Das erforderliche Kapital für diesen Fonds muss gemeinsam von den EU-Mitgliedstaaten – und eventuell auch durch private Anleger – aufgebracht werden. Dies würde nicht nur die Risiken der Beteiligung, sondern auch die potenziellen Erträge nach einer wirtschaftlichen Gesundung, insbesondere des KMU-Sektors, in der EU breit verteilen.
Das vorgelegte Papier erörtert die Einzelheiten der Gestaltung des Fonds, einschließlich der operativen Details des Investitionsflusses und geeigneter Finanzierungs- und Beschaffungsoptionen. Auch die Probleme falscher Anreize und der Negativauslese (moral hazard und adverse selection) werden adressiert.
Themen:
LESEN SIE AUCH
SAFE schlägt Alternative zu Kredithilfen vor
Singlehaushalte häufig überschuldet
Gut die Hälfte aller überschuldeten Personen im Jahr 2023 lebte alleine und war durchschnittlich mit knapp 30.000 Euro verschuldet. Alleinlebende Männer waren häufiger und höher verschuldet als alleinlebende Frauen. Bei männlichen Singles überstiegen die Schulden das monatliche Nettoeinkommen im Schnitt um das 28-Fache, bei Frauen um das 24-Fache.
Machen statt meckern: der Zukunftstag schließt Lücken im Finanzwissen
Noch immer wird in der Schule kein praktisches Finanzwissen vermittelt. Doch braucht es ein Schulfach für Themen wie Miete, Steuern und Versicherungen oder ist Finanzbildung eine Frage des Elternhauses? Die Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung gibt mit dem Zukunftstag eine Antwort.
Bestandene Stresstests sind kein Grund, sich zurückzulehnen
SAFE-Direktor Florian Heider sieht im aktuellen Stresstest der Euro-Bankenaufsicht EBA zwar keine existenziellen Risiken für die untersuchten Kreditinstitute, weist aber auf blinde Flecken im Testszenario hin.
Umschuldung statt Überschuldung: Ab wann lohnt sich das Zusammenlegen mehrerer Kredite?
Das Umschulden von bestehenden Krediten stellt gerade für Privatpersonen ein probates Mittel dar, um sowohl die Zins- als auch die Tilgungslast zu verringern, während die Kredithöhe an sich gleichbleibt. Worauf unbedingt geachtet werden sollte.
Gratwanderung zwischen Sicherheit und Risiko
Die Krypto-Bank Nuri meldete Anfang August Insolvenz an. Und es steht in Anbetracht der aktuellen Marktsituation zu befürchten, dass weitere Krypto-Banken folgen werden. Was bedeuten diese Insolvenzen für Anleger, welche Rechtsansprüche haben sie und sind die Einlagen überhaupt gesichert?
Fondskongress 2025 in Mannheim: Neue Trends und alte Herausforderungen
Der Fondskongress 2025 hat einmal mehr bewiesen, dass die Investmentbranche im stetigen Wandel ist. Zwei Tage lang trafen sich führende Experten, Finanzberater und Asset Manager im Congress Center Rosengarten in Mannheim, um über die Zukunft der Finanzwelt zu diskutieren.
Inflation frisst Sparzinsen auf – Festgeld-Realzins wieder negativ
Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen. Laut einer aktuellen Verivox-Auswertung liegt der Realzins erstmals seit einem Jahr wieder im negativen Bereich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, sich gegen den schleichenden Wertverlust zu schützen.
Finanzplanung auf dem Tiefpunkt: Nur 26 Prozent der Deutschen planen ihre Finanzen aktiv
Die finanzielle Absicherung wird in Zeiten unsicherer Rentensysteme und wachsender Altersarmut immer wichtiger. Dennoch haben nur 26,3 Prozent der Menschen in Deutschland einen Finanzplan für 2025, wie eine aktuelle Umfrage der LV 1871 zeigt.
Die beliebtesten Geldanlagen 2024/2025
Immobilien, Tagesgeld, Gold und Fonds sind die Favoriten der Deutschen für das kommende Jahr. Sicherheit bleibt der wichtigste Faktor bei der Geldanlage.
Revolut startet kostenfreie ETF-Sparpläne in Deutschland
Das Fintech Revolut bietet seinen Kunden in Deutschland ab sofort die Möglichkeit, kostenfreie ETF-Sparpläne zu nutzen. Damit erweitert das Unternehmen sein Angebot im Bereich Kapitalmarktanlagen.
Wie Edelmetalle als Krisenversicherung für Selbstständige dienen können
Wie Edelmetalle Selbstständigen dabei helfen können, ihr Kapital zu sichern und in Krisenzeiten stabil zu bleiben, erklärt Heyla Kaya im Gastbeitrag.