Digitale Transformation beginnt im Kopf

Die Digitalisierung verändert Märkte und Unternehmen in einem nie gekannten Ausmaß. Bis 2030 wird das Tempo der Veränderungen noch einmal drastisch zunehmen. Aber wie kann man davon profitieren und Gewinner dieses digitalen Wandels werden?

(PDF)
Mann-Labyrinth-Kopf-125419455-FO-peshkova[1]Mann-Labyrinth-Kopf-125419455-FO-peshkova[1]peshkova / fotolia.com

Dr. Jens-Uwe Meyers Gastbeitrag zeigt, wie disruptives Denken gelingt und wie es dem Team und dem ganzen Unternehmen weiterhelfen kann.

Stellen Sie sich vor, Sie würden heute Ihren Beruf noch einmal erlernen. Ihre Abteilung und Ihr Team im Unternehmen würden neu etabliert. Oder Ihr Unternehmen würde neu gegründet werden. Stellen Sie sich vor, Sie bräuchten drei bis fünf Jahre Aufbauzeit und könnten alle digitalen Technologien nutzen, die aktuell zur Verfügung stehen: das Internet der Dinge, künstliche Intelligenz, die Blockchain, den neuen Mobilfunkstandard 5G und andere. Was würden Sie tun?

  • Würden Sie genau das lernen, was Sie in der Vergangenheit gelernt haben?
  • Würden Sie Ihr Team oder Ihre Abteilung genauso aufbauen wie Sie heute besteht?
  • Würde das Unternehmen, in dem Sie arbeiten, die gleichen Angebote machen und genauso strukturiert sein?

In den vergangenen Jahren habe ich zahlreiche Teams, Abteilungen und Unternehmen analysiert, die im digitalen Wandel weit vorne sind. Digitale Gewinner. Sie alle hatten eines gemeinsam: Sie dachten die Zukunft disruptiv. Sie überlegten, wie sie sich und ihr bestehendes Geschäft angreifen können. Disruptives Denken bedeutet im ersten Schritt, das Bestehende komplett in Frage zu stellen.

#1 Heilige Kühe schlachten

Im Vergleich zu traditionellen Unternehmen haben es Start-ups relativ einfach. Sie greifen bestehende Märkte an. Kompromisslos. Sie haben auch nichts zu verlieren. Im Gegensatz zu traditionellen Unternehmen verdienen Start-ups häufig über Jahre hinweg kein – manchmal auch nie – Geld.

In traditionellen Unternehmen haben Sie es schwerer. Sie müssen einerseits die bestehende Kundenbasis bedienen und das bestehende Geschäft so weit wie möglich optimieren. Andererseits müssen Sie das Neue kompromisslos vorantreiben.

Eine Aufgabe, die häufig daran scheitert, dass bestimmte „Heilige Kühe“ nicht in Frage gestellt werden: Die bestehende Vertriebsstruktur, ein vor Jahren etabliertes Softwaretool oder Unternehmensstrukturen, die im analogen Zeitalter entstanden sind. Die erste Stufe des disruptiven Denkens besteht darin, diese „Heiligen Kühe“ immer wieder gezielt in Frage zu stellen. Würden Sie heute noch einmal beginnen, würden Sie die Vertriebsstrukturen genauso aufbauen? Würden Sie die Software heute noch so einführen? Und würden Sie das Unternehmen heute noch so strukturieren? Wann immer die Antwort „nein“ lautet: Der bestehende Zustand sollte verändert werden.

#2 Suchen Sie nach übertragbaren Anwendungsfällen von digitalen Technologien

Die meisten Menschen und Unternehmen sind in ihrem Denken branchenbezogen. Sie vergleichen sich mit anderen Unternehmen ihrer Branche sowie mit Unternehmen aus naheliegenden Bereichen. Disruptives Denken verfolgt andere Grundsätze: Den Vergleich mit Unternehmen aus anderen Branchen. Welche Anwendungsfälle hat Amazon, die sich auf einen Maschinenbauer übertragen lassen? Wo löst ein hochinnovatives Start-up mit künstlicher Intelligenz Probleme besser als es andere tun? Suchen Sie gezielt nach Anwendungsfällen aus anderen Branchen und Bereichen, die Sie auf sich übertragen können. Nicht eins zu eins, sondern adaptieren.

#3 Starten Sie einen Angriff auf sich selbst

Versetzen Sie sich in die Rolle aggressiver Angreifer. Was würden Sie tun, um Ihr bestehendes Geschäftsmodell kompromisslos anzugreifen? Welche innovativen Services und digitalen Geschäftsmodelle würden Sie entwickeln, wenn Sie keine Rücksicht auf Ihr bestehendes Geschäft nehmen müssten? Diese Art des disruptiven Denkens lässt das Bestehende bewusst außeracht. Versetzen Sie sich in die Lage des Amazon-Chefs, des Zalando-Gründers oder eines KI-Start-ups. Was würden Sie anders machen, wenn Sie plötzlich nicht mehr in der Situation der Verteidigung sind, sondern auf Angriff spielen?

#4 Übertragen Sie Ihre neuen Ideen in das bestehende Geschäft

Spätestens jetzt kommen in vielen Unternehmen die „normalen“ Denkansätze wieder durch:

"Das geht momentan nicht."

"Das verträgt sich nicht mit unserem Alltagsgeschäft."

"Das wird kurzfristig keine Gewinne abwerfen."

Überlegen Sie, wie Sie die Ergebnisse des disruptiven Denkens in Ihr Unternehmen übertragen können. Und entscheiden Sie, ob Sie Innovationsprojekte innerhalb der bestehenden Strukturen umsetzen können oder neue Strukturen schaffen müssen. Beispielsweise ein Innovation Lab oder sogar eine Ausgründung.

Disruptives Denken unterstützt Sie, Ihr Team und Ihr Unternehmen dabei, den Scheuklappenblick abzulegen, der im Alltag normal ist. Disruptives Denken ist das, was digitale Gewinner erfolgreich macht.

Jens. U. Meyer
Digitale Gewinner
Erfolgreich den digitalen Umbruch managen

  • 1. Auflage BusinessVillage 2019
  • 272 Seiten
  • ISBN 978-3-86980-450-7
  • 24,95 Euro

(PDF)

LESEN SIE AUCH

OfflineOfflineMarco Martins – stock.adobe.com
Digitalisierung

Hoher Sprung statt freier Fall? 3 Hürden beim Aufbau digitaler Geschäftsmodelle

Aktuell verzeichnet der Digitalisierungsindex in Deutschland eine Stagnation, dabei braucht es neben Investitionen auch den massiven Ausbau von Kompetenzen und Methoden. Welche Hürden es bei der Transformation von analog zu digital zu umschiffen gilt.

Row of light bulbs. Idea conceptRow of light bulbs. Idea conceptchones – stock.adobe.com
Assekuranz

Innovative Versicherungsprodukte für moderne Risiken im B2B-Bereich

Unternehmen müssen sich kontinuierlich an sich verändernde Technologien und Geschäftspraktiken anpassen, um langfristig bestehen zu können. Traditionelle Versicherungsprodukte stoßen hier häufig an ihre Grenzen. Welche Innovationen der Markt im B2B-Bereich bereithält.

Businessman pointing at polygonal hand on blue background. Digital transformation and ai concept.Businessman pointing at polygonal hand on blue background. Digital transformation and ai concept.Who is Danny – stock.adobe.com
Assekuranz

Wie digital ausgereift sind Versicherer im Jahr 2023?

Die Branche hat in den letzten Jahren bedeutende digitale Technologien eingeführt, doch wie steht es um die Versicherer im Branchenvergleich? Und wie gut sind sie darauf vorbereitet, die neuen Technologien rund um KI und Automatisierung in Angriff zu nehmen?

Krechel-Boehmer-2023-codecentricKrechel-Boehmer-2023-codecentricUX&I
Digitalisierung

Von Buzzwords zu Business

Digitalisierung in der Versicherungsbranche? Einmal Buzzword-Bingo, bitte: IT-Sicherheit. Mobile Anwendungen. Omnichannel. Künstliche Intelligenz. Agilität und Transformation. Blockchain und NFT. Doch viele Ideen sind seit dem letzten Platzen der Blase bis zur nächsten Blase meist wieder in der Schublade verschwunden. Wo ist das Gemeinsame zu finden, das mit Digitalisierung in Verbindung steht?

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”
Ausgabe 03/25

„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”

Dr. Florian Sallmann
"Schema F gibt es nicht mehr"
Ausgabe 10/24

"Schema F gibt es nicht mehr"

Michael Schillinger & Andreas Bahr
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht