Steigende Interdependenzen im Bereich der Krankenversicherungen

Der Markt der Krankenversicherungen hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Hierbei spielt es keine Rolle, ob man die Seite der gesetzlichen Krankenversicherungen oder die Seite der privaten Krankenversicherungen betrachtet. Die digitale Transformation hat viele Erleichterungen im Konsumverhalten ermöglicht und dadurch neue Kundenerwartungen geschaffen. Das führt dazu, dass gerade jene Krankenversicherungen immer beliebter werden, die den Ansprüchen an digitale Verfügbarkeit gerecht werden.

(PDF)
Kabel-210053853-FO-lassedesignenKabel-210053853-FO-lassedesignenlassedesignen / fotolia.com (2) © ottonova Holding AG

In der Branche befindet sich bereits eine Reihe von Digitalprojekten in den Startlöchern. Dennoch ist der deutsche Markt im Vergleich zu Ländern wie Island rückständig.

Man mag argumentieren, dass dieser Vergleich bei einer Einwohnerzahl von knapp 340.000 nicht aussagekräftig sei, dennoch wird ersichtlich, was erreichbar wäre, wenn man sich nicht ausschließlich an gewachsenen Hierarchien und komplexen Strukturen orientiert.

Daniel Deutsch, Entrepreneur in Residence, ottonova Holding AG

Genau hier liegt auch der Schlüssel zum Erfolg. Denn heutzutage bietet sich durch die Zusammenarbeit mit Start-ups und Technologieunternehmen eine Chance, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen und die Krankenversicherung radikal anders, nämlich aus Sicht der Customer Usability, zu gestalten.

Prinzipiell wird bei der Zusammenarbeit von Konzernen mit Start-ups zwischen zwei wesentlichen Formen unterschieden: dem Corporate Entrepreneurship und dem Acqui-Hiring. Wir möchten jedoch betonen, dass es sich bei den nachfolgenden Ausführungen um Beispiele aus dem Ausland oder anderen Industrien handelt. Unter welchen Bedingungen und in welchem Kontext diese Konzepte greifen beziehungsweise sich integrieren lassen, ist stets individuell zu evaluieren.

Corporate Entrepreneurship

Andere Märkte machen es vor. So ist es im Silicon Valley heutzutage Routine, in Start- ups zu investieren, die in das eigene Geschäftsmodell passen.

Dies hat zwei Vorteile. Zum einen können diese Start-ups entlang der Investorenbedürfnisse wachsen und somit das Geschäftsmodell optimal ergänzen und zum anderen bieten diese Investments Aussicht auf eine hohe Rendite.

Diese Art der Investition wird häufig als Corporate Entrepreneurship bezeichnet, da die Start-ups mit Unternehmen zusammenarbeiten und sich optimal in bestehende Geschäftsprozesse integrieren lassen. Dass hierdurch eine Vielzahl von Möglichkeiten entsteht, haben auch schon viele deutsche Unternehmen erkannt. Sie haben ganze Abteilungen für ihr eigenes Corporate Entrepreneurship etabliert, die sich um die Akquise und Betreuung solcher Start-ups kümmern.

Gerade Industrien wie das Verlagswesen, die durch die Digitalisierung stark betroffen waren, haben sich dem Corporate Entrepreneurship verschrieben. Die Vorteile der Zusammenarbeit liegen auf der Hand: Während ein Verlag durch die Diversifizierung des Produktportfolios weitere Standbeine aufbauen kann, profitiert das Start-up nicht nur vom Kapital, sondern auch von der Reichweite, die ein Verlag besitzt.

Acqui-Hiring

Einen weiteren wichtigen Aspekt sollte man nicht außer Acht lassen. Denn selbst wenn diese Investments nicht die erwarteten Ergebnisse liefern, bleibt noch immer die Möglichkeit, die Gründer und frühen Mitarbeiter in das eigene Unternehmen zu integrieren und sie hausintern weiter zu fördern. Hierdurch werden kreative Ressourcen früh an ein Unternehmen gebunden und ermöglichen eine Veränderung der etablierten Unternehmenskultur hin zum unternehmerischen Denken und einer ebenfalls gesteigerten Agilität.

Dieses sogenannte „Intrapreneurship“, welches durch die Akquise von jungen, dynamischen Talenten, das Acqui-Hiring, ermöglicht wird, ist ein wesentliches Instrument der Wachstumsstrategie von ausländischen Internetunternehmen. Gerade Großkonzerne wie Google und Apple sind bekannt dafür, junge, vielversprechende Entrepreneure und ihre gesamten Teams in ihre Strukturen zu integrieren, um somit hausinterne Innovationen zu entwickeln und voranzutreiben.

Austausch unter den Versicherungen

Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, sollten diese neuen Modelle mit einem zu hohen Aufwand und Risiko verbunden sein. Viele Versicherungen sind verstärkt auf der Suche nach starken strategischen Partnern. Häufig fällt die Wahl auf Unternehmen, die ein gewisses Know-how in der Versicherungsbranche besitzen, sich aber überwiegend auf die Entwicklung der notwendigen Technologie spezialisiert haben.

So wurde ottonova schon mehrfach angesprochen, ob wir dazu bereit wären, anderen Versicherungen unsere Technologie zur Verfügung zu stellen. Man könnte vermuten, dass es dem eigenen Wachstum schadet, wenn die vermeintliche Konkurrenz Teile der eigenen Technologie nutzt. Aber das wäre zu eindimensional gedacht.

Für ottonova ist klar, dass der Markt in ein paar Jahren auf einem gewissen technischen Stand angelangt sein wird. Daher hat sich das Unternehmen dafür entschieden, einzelne Komponenten der App, wie das eigenentwickelte Chatsystem oder auch die Online-Antragsstrecke, nach Einigung anderen Versicherungen anzubieten.

Diese modulare Herangehensweise ermöglicht eine schnelle Integration in bereits bestehende Systeme und ist daher mit weit weniger Aufwand verbunden, als ganze IT-Strukturen neu aufzubauen. Gerade ein frühzeitiger Austausch von Branchenteilnehmern ermöglicht eine schnelle Entwicklung interessanter Konzepte, die über das Potenzial verfügen, nicht nur einzelne Versicherer, sondern die gesamte Branche in Zukunft zu stärken und insgesamt leistungsfähiger zu machen.

Fazit

Krankenversicherungen müssen sich darauf einstellen, eines der genannten Konzepte anzuwenden, um auf die veränderten Kundenerwartungen des heutigen Marktes zu reagieren. Während hierarchische Strukturen und veraltete IT-Systeme die schnelle Anpassung an die neue digitale Realität lähmen, wächst der Druck durch den Wettbewerb. Somit sind Kooperationen, in welcher Form auch immer, ein vielversprechender Weg, um weiterhin am Markt bestehen zu können.

Dies spielt eine fundamentale Rolle beim Vertrieb: Merken Kunden, dass eine Krankenversicherung diese neuen Trends verschläft und die angebotenen Services sich nicht kontinuierlich verbessern, werden moderne, zukunftsfähige Produkte immer attraktiver.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Anzugtraeger-Avatar-Icon-315598973-AS-sdecoretAnzugtraeger-Avatar-Icon-315598973-AS-sdecoretsdecoret – stock.adobe.comAnzugtraeger-Avatar-Icon-315598973-AS-sdecoretsdecoret – stock.adobe.com
Marketing & Vertrieb

Vertriebschancen durch Embedded Insurance

Die digitale Transformation der deutschen Finanzbranche schafft gerade für Versicherungsanbieter neue Vertriebsmöglichkeiten in nahezu allen Geschäftsmodellen und Branchen. Dabei sieht das Rostocker InsurTech hepster die größten Erfolgschancen durch den Ansatz von Embedded-Insurance-Lösungen. 
entspannter geschäftsmann liest am laptopentspannter geschäftsmann liest am laptopcontrastwerkstatt – stock.adobe.comentspannter geschäftsmann liest am laptopcontrastwerkstatt – stock.adobe.com
Marketing & Vertrieb

Wie Branded Content Marken helfen kann, Vertrauen aufzubauen und Kunden zu binden

Insbesondere im Finanzsektor steht Sponsored Content vielfach noch am Anfang. Dabei bietet Branded Content viel Potential und kann helfen, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Wie das gelingen kann.

Wegweiser mit privat und gesetzlichWegweiser mit privat und gesetzlichStockwerk-Fotodesign – stock.adobe.comWegweiser mit privat und gesetzlichStockwerk-Fotodesign – stock.adobe.com
Marketing & Vertrieb

Werbemarktanalyse: Krankenversicherungen im Fokus

Krankenversicherungen dominieren den Werbemarkt für Versicherungen und machen bei 300 erfassten Anbietern ein Drittel des jährlichen Werbevolumens von rund 657 Millionen Euro im Versicherungsmarkt aus. Top-Werber in dieser Produktkategorie sind Ergo, Maxcare und der AOK Bundesverband.

Lupe-Laptop-10525934-DP-nazarenkoLupe-Laptop-10525934-DP-nazarenkoLupe-Laptop-10525934-DP-nazarenko
Marketing & Vertrieb

Beste Experten für Google Werbung finden

Um das Potenzial von Google Werbung auszuschöpfen, ist es entscheidend, auf die richtigen Experten zu setzen. Eine Anleitung zeigt, wie Spezialisten gefunden werden, um das Online-Marketing auf das nächste Level zu heben.

Kamera-Influencerin-333847918-DP-AndrewLozovyiKamera-Influencerin-333847918-DP-AndrewLozovyiKamera-Influencerin-333847918-DP-AndrewLozovyi
Marketing & Vertrieb

Durch Influencer-Marketing die richtige Zielgruppe erreichen

Creators können mit Persönlichkeit und Authentizität Kaufentscheidungen und Meinungen prägen und somit Reichweite bieten. Andreas Bock, CEO Famez – Marketing & Management, geht darauf ein, worauf es ankommt.

SEO-152308054-DP-VariantSEO-152308054-DP-VariantSEO-152308054-DP-Variant
Marketing & Vertrieb

Suchmaschinenoptimierung (SEO) – So gewinnen Anwälte, Steuerberater und Co. mehr Mandanten

Die Sichtbarkeit im Internet wird für Anwälte, Steuerberater und Co. immer wichtiger. Viele Kanzleien investieren deshalb in Suchmaschinenoptimierung (SEO), um sich bei Google und Co. der vorderen Position zu sichern und im Internet mehr Mandanten zu gewinnen.

Mehr zum Thema

Michael Schillinger (l.), Vertriebsvorstand, und Andreas Bahr, Bereichsleiter Maklerorganisation, INTER VersicherungsgruppeMichael Schillinger (l.), Vertriebsvorstand, und Andreas Bahr, Bereichsleiter Maklerorganisation, INTER Versicherungsgruppe
Marketing & Vertrieb

INTER: „Makler müssen die Lebenswelt ihrer Zielgruppe verstehen.“

Michael Schillinger und Andreas Bahr von der INTER erklären, wie wichtig Zielgruppenspezialisierung für Makler ist und wie die INTER ihre Partner dabei unterstützt – von maßgeschneiderten Produkten bis hin zu persönlicher Beratung vor Ort. Es ist der zweite Teil eines Interviews, das zuerst im expertenReport 10/24 erschien.

Michael Schillinger (l.), Vertriebsvorstand, und Andreas Bahr, Bereichsleiter Maklerorganisation, INTER VersicherungsgruppeMichael Schillinger (l.), Vertriebsvorstand, und Andreas Bahr, Bereichsleiter Maklerorganisation, INTER Versicherungsgruppe
Marketing & Vertrieb

INTER: „Schema F gibt es nicht mehr.“

Der Maklermarkt befindet sich in einem stetigen Wandel. Das fordert nicht nur die freien Vermittlerinnen und Vermittler selbst, sondern auch die Versicherer. Vertriebsvorstand Michael Schillinger und Bereichsleiter Maklerorganisation Andreas Bahr erzählen im Interview mit expertenReport, wie die INTER auf die Entwicklungen reagiert und welche eigenen Akzente sie setzen will.

DALL-EDALL-E
Marketing & Vertrieb

Maklermedien auf dem Prüfstand: Die MRTK Media-Analyse 2024

Welche Medien erreichen Makler wirklich? Die „MRTK Media-Analyse 2024“ zeigt: Print und Newsletter sind für Makler gleichermaßen wichtig.

Dirk Schmidt-Gallas, Senior-Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-KucherSimon-KucherDirk Schmidt-Gallas, Senior-Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-KucherSimon-Kucher
Marketing & Vertrieb

Rabatte in der Assekuranz: Vom Rendite-Killer zum Vertriebs-Turbo

Rabatte sind ein wichtiger Hebel im Wettbewerb, doch zu oft fehlen klare Strategien. Experte Dirk Schmidt-Gallas (Simon-Kucher) zeigt, wie Versicherer mit smarter Rabattsteuerung Profitabilität und Kundenzufriedenheit steigern können.

Mehr oder weniger zaghaft öffnen Versicherer ihren Ausschließlichkeits-Vertrieb, zeigen Beispiele von ALH-Gruppe und Zurich (Symbolbild).DALL-EMehr oder weniger zaghaft öffnen Versicherer ihren Ausschließlichkeits-Vertrieb, zeigen Beispiele von ALH-Gruppe und Zurich (Symbolbild).DALL-E
Marketing & Vertrieb

Vertrieb im Wandel: Öffne dich, Ausschließlichkeit

Versicherer öffnen ihren Ausschließlichkeits-Vertrieb für Mehrfachagenten, um Produktlücken zu schließen und den Vermittlerschwund zu bekämpfen. Wie ALH und Zurich unterschiedliche Ansätze verfolgen.

Fast ComputerFast Computerlassedesignen – stock.adobe.comFast Computerlassedesignen – stock.adobe.com
Marketing & Vertrieb

Digitale Transformation definiert Customer Experience und Sales-Prozesse neu

Das Whitepaper des InsurLab Germany analysiert Einflüsse der Digitalisierung, Daten und Demografie auf den Versicherungsvertrieb und betont, die Vertriebsstrategien sind an die Bedürfnisse der Kund*innen anzupassen.