Zum ersten Mal seit mehreren Jahren senkt die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins. WeltSparen, die Plattform für Spar- und Investmentprodukte, hat die Entwicklung der Kontoguthaben analysiert. Während das Wachstum der Festgelder insgesamt nachlässt, liegt der Fokus der Verbraucherinnen und Verbraucher wieder stärker auf kurzfristigen Sparprodukten.
Top-Zinsen weiter konstant
Die Zinswende seitens der EZB gilt schon seit einiger Zeit als relativ sicher – viele Banken haben die Erwartungen daher bereits eingepreist. Dementsprechend waren die Zinsen in der Spitze zuletzt auch weitestgehend stabil.
Aktuell liegen die Top-Tagesgelder unverändert im Bereich von 4 Prozent – und das schon seit Anfang Dezember. Das umfasst aber auch die Lockangebote, deren Zinssätze zumeist an bestimmte Bedingungen geknüpft sind. Die Zinsen der besten Festgelder verzeichneten in letzter Zeit kaum noch spürbare Veränderungen. Lediglich die Produkte mit einer Laufzeit von sechs Monaten ließen wieder etwas stärker nach. Im Moment liegen die besten Zinsen unabhängig von den Laufzeiten zwischen 3,6 und 3,8 Prozent.
Nach der EZB-Entscheidung könnten die Zinsen für Tagesgelder und kurzfristige Festgelder nun schneller nachgeben als die Zinsen für langfristige. Denn diese orientieren sich in aller Regel an den langfristigen Erwartungen, dementsprechend sind sie bereits früher und stärker gefallen.
Festgeldvolumen in Deutschland wachsen deutlich langsamer
Die Festgeldvolumen in Deutschland nahmen in den letzten Monaten weiter zu. Allerdings sind die Zeiten des Rekordwachstums derzeit vorbei. Laut neuester Daten der Europäischen Zentralbank flossen hierzulande im März und April jeweils nur noch rund 15 Milliarden Euro in Festgelder. So niedrig war der Wert zuletzt im November 2022. Im Durchschnitt betrug das monatliche Wachstum der Festgelder seitdem bis Februar 2024 rund 22 Milliarden Euro.
Insgesamt zahlten die Deutschen jeweils im März und April rund 11 Milliarden auf ihre Konten ein, auf Girokonten, Tagesgelder, Festgelder und Sparbücher. Im letzten Jahr lag dieser Wert mehrfach spürbar niedriger, dennoch fiel der Zuwachs bei den Festgeldern stets viel größer als jetzt. In diesen Fällen verschoben die Deutschen dann entsprechend mehr Geld von den Sichteinlagen, also Girokonten und Tagesgelder, auf Festgelder. Das aktuell langsamere Festgeldwachstum liegt daher zumindest nicht ausschließlich daran, dass die Deutschen insgesamt wenig sparen. Vielmehr blieben gleichzeitig auch die Sichteinlagen in den letzten beiden Monaten weitestgehend konstant – es fand in Summe offenbar kein nennenswerter Transfer mehr zu Festgeldern statt.
Fokus bei Festgeldern zunehmend auf kurzfristigen Produkten
Insgesamt scheint der Fokus der Sparerinnen und Sparer hierzulande auf kürzeren Laufzeiten zu liegen. So machen Festgelder mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr mittlerweile wieder 80 Prozent der Festgeldzuflüsse aus. Noch vor einigen Monaten hatte der Wert gut 10 Prozentpunkte niedriger gelegen. Dementsprechend scheinen sowohl Festgelder mit einer Laufzeit von ein bis zwei Jahren als auch jene mit mehr als zwei Jahren Laufzeit ihre Höhepunkte hinter sich zu haben.
Katharina Lüth, Finanzexpertin bei WeltSparen, analysiert: „Sparerinnen und Sparer setzen derzeit insgesamt weniger auf langfristige Produkte. Zum einen hat das Festgeldwachstum insgesamt deutlich nachgelassen. Zum anderen liegt der Fokus bei den Festgeldprodukten wieder zunehmend auf kurzen Laufzeiten. Das Gegenteil wäre allerdings gerade besser, denn während Tagesgelder und kurzfristige Sparprodukte hohe Zinsen nur für kurze Zeit sichern, garantiert ein langjähriges Festgeld auch auf Dauer hohe Erträge.”
Methodik: Die Angaben zu den besten Zinsen beruhen auf kritische-anleger.de. Die Werte beziehen sich auf den Durchschnitt der zehn besten Tagesgeld- und fünf besten Festgeldangebote. Die Angaben zur Entwicklung der Kontoguthaben bzw. -volumen beruhen auf den Balance Sheet Items (BSI) Statistiken der Europäischen Zentralbank.
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