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Am 15. Februar 2024 fand das 9. Treffen der Brancheninitiative GREENtable statt. Fester Agenda-Punkt jeder Sitzung ist der Austausch zu aktuellen marktrelevanten Themen speziell im Bereich Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche, zusätzlich gibt es jeweils ein Schwerpunktthema.
Beim letzten Treffen sprachen die Teilnehmer intensiv über die Einigung von Rat und Parlament der EU hinsichtlich der Regeln für ESG-Ratings. Die Europäische Kommission plant, den Markt für ESG-Ratings zu regulieren, um damit das sogenannte Greenwashing zu verhindern. Mit einer entsprechenden Verordnung sollen die Anbieter von ESG-Ratings direkt von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) überwacht werden. „Eine Regulierung der ESG-Ratings ist längst überfällig und der GREENtable unterstützt diesen Schritt ausdrücklich“, so Julia-Maria Voeste, Nachhaltigkeitsbeauftragte der germanBroker.net AG. „Nur so können Vermittler in der Beratung belastbare Empfehlungen aussprechen und wieder mehr Vertrauen der Kunden in nachhaltige Produkte gewinnen.“
Der GREENtable thematisierte auch den Punkt, dass die EU die ausstehenden Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von ursprünglich 2024 nun auf das Jahr 2026 verschoben hat. Die Kommission plant, die Berichtspflichten um 25 Prozent zu reduzieren, um Unternehmen zu entlasten. Ein erstes Maßnahmenpaket zur Rationalisierung der Berichtsanforderungen sowie das KMU-Entlastungspaket wurden auf den Weg gebracht.
Zentrales Thema im Austausch war zudem „Nachhaltigkeit als Problem im Vertrieb“. Der GREENtable begrüßte hierzu Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung e.V., der das aktuelle AfW-Vermittlerbarometer 2023 näher vorstellte.
Seit dem 20. April 2023 sind – zusätzlich zu den Versicherungsvermittlern – auch Finanzanlagenvermittler dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abzufragen. Beim 16. AfW-Vermittlerbarometer wurden mehr als 1.000 Vermittler per umfassender Online-Umfrage zu dieser Thematik befragt. Lediglich 22 Prozent der Kunden sind laut der befragten Vermittler daran interessiert, über ihre Nachhaltigkeitspräferenzen zu sprechen. Der Mehrheit (62 Prozent) ist das Thema „egal“ und 16 Prozent der Kunden lehnen das Thema ganz ab.
Dieselben Fragen wurden auch im Jahr 2022 über das Vermittlerbarometer gestellt. Dort waren die Ergebnisse anders ausgefallen. In 2022 war die Mehrheit der Kunden (52 Prozent) bereit, über ihre Nachhaltigkeitspräferenzen zu sprechen, 22 Prozent lehnten das Thema komplett ab und 25 Prozent der Kunden war das Thema egal. „Seit der letzten Umfrage ist viel passiert. Möglicherweise ist vielen Kunden das Thema Nachhaltigkeit nicht mehr so präsent. Andere Themen wie zum Beispiel die Preissteigerungen oder die aktuelle politische Weltlage sind gefühlt in der öffentlichen Diskussion in den Vordergrund getreten“, so Norman Wirth. „Nichtsdestotrotz setzt sich der AfW weiterhin in Brüssel für ein einfacheres Prozedere bei der Nachhaltigkeitsabfrage ein.“
Die germanBroker.net AG, Maklerverbund mit Sitz in Hagen, hat den GREENtable Ende 2021 ins Leben gerufen. Der GREENtable ist eine Initiative aus Versicherungsmaklern, Berufsverbänden, Nachhaltigkeitsexperten, Versicherungsgesellschaften, Vermittlerorganisationen sowie Ratingagenturen. Die Brancheninitiative tauscht sich regelmäßig zu relevanten Nachhaltigkeitsthemen speziell in der Versicherungsbranche aus, gibt Impulse und entwickelt Lösungsansätze für eine nachhaltigere Versicherungsbranche.
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