Nachhaltigkeitsreporting: Die CSRD wirkt bereits

Bei einer Mehrheit der Unternehmen beeinflussen die CSRD-Vorgaben bereits heute operative Entscheidungen. Rund 60 Prozent erheben dazu bereits KPIs. Doch 15 Prozent haben überhaupt noch nicht damit begonnen, die CSRD zu implementieren, was vor allem technischer Komplexität, fehlenden Ressourcen und Zeitdruck geschuldet ist.

(PDF)
multiethnic businessmen discussing new business strategy on meetmultiethnic businessmen discussing new business strategy on meetLIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

Anfang des Jahres 2023 ist die europäische Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Kraft getreten. Ihr zufolge müssen Unternehmen in den kommenden Jahren deutlich ausführlicher als bisher über Nachhaltigkeitsthemen berichten. Und es müssen auch zahlreiche Unternehmen Bericht erstatten, die dazu bisher nicht verpflichtet waren: EU-weit wird die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen von etwa 11.600 auf rund 49.000 steigen. 

PwC Deutschland wollte daher wissen, wie weit Unternehmen mit der CSRD-Umsetzung sind. Für die Studie 'Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) 2023 – eine Analyse' wurden 170 Unternehmen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden intensiv befragt. Ein Kernergebnis: Obwohl die neuen Berichtspflichten für viele Unternehmen erst in den kommenden Jahren greifen werden, wirkt die CSRD bereits.

So erklärten 59 Prozent der befragten Unternehmen, die CSRD beeinflusse schon heute operative Entscheidungen. Nur bei einem knappen Viertel der Unternehmen (24 Prozent) ist dies nicht der Fall, gut jedes siebte Unternehmen (15 Prozent) ist bei dieser Frage noch unsicher.

Nachhaltigkeitsstrategie ist meist Kernbestandteil der Gesamtstrategie

Die Studie verdeutlicht außerdem, dass Nachhaltigkeit für die meisten Unternehmen immer stärker Bestandteil des eigenen Handelns wird: Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen (72 Prozent) verfügen bereits über eine Nachhaltigkeitsstrategie – und ist eine solche vorhanden, ist sie bei 81 Prozent in die Gesamtstrategie integriert.

Demgegenüber verfügte vor 2021 erst knapp jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) über eine Nachhaltigkeitsstrategie. Auch das spricht dafür, dass die CSRD – und andere Regulierungen wie die EU-Taxonomie – die beabsichtigte Wirkung entfalten.

„Dieses Ergebnis beeindruckt, weil es zeigt, wie stark Nachhaltigkeitsthemen die Unternehmen inzwischen prägen. Allerdings haben 26 Prozent der Befragten bisher noch keine Nachhaltigkeitsstrategie. Das sollten sie dringend nachholen – und diese in die Unternehmensstrategie einbetten“, erklärt Nadja Picard, Partnerin und Global Reporting Leader bei PwC Deutschland.

Denn die Änderungen, die sich aus umfassenden und stetig steigenden Sustainability-Anforderungen ergeben, seien sehr vielfältig, weshalb Unternehmen sie keinesfalls von ihrer grundsätzlichen Ausrichtung getrennt betrachten sollten.

61 Prozent der Unternehmen erheben bereits KPIs

Wie steht es nun um die Umsetzung der CSRD? Immerhin 61 Prozent der befragten Unternehmen haben schon damit begonnen, für die CSRD relevante KPIs zu erheben. Der Anteil der Unternehmen, die eine Scope-Analyse durchgeführt haben, ist ähnlich hoch (58 Prozent). Gut die Hälfte der Befragten (52 Prozent) hat schon eine integrierte Nachhaltigkeitsstrategie erstellt.

Aber: 15 Prozent haben überhaupt noch nicht damit begonnen, die CSRD zu implementieren. Am häufigsten dafür zuständig, die neuen Berichtspflichten umzusetzen, sind die Nachhaltigkeitsabteilungen (42 Prozent). Die Accounting-Abteilung ist bei 30 Prozent der Unternehmen zuständig, die Controlling-Abteilung bei 21 Prozent. Die doch hohen Anteile verschiedener Abteilungen zeigt, dass keine „beste Lösung“ gibt und suggeriert, dass eine Zusammenarbeit verschiedener Kompetenzen zielführend ist.

Die PwC-Studie verdeutlicht auch, dass die CSRD-Umsetzung herausfordernd ist: Jeweils knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) nennen die technische Komplexität und Ressourcenengpässe als Hürden. Die Hälfte der Befragten beklagt zudem den enormen Zeitdruck. Fehlende Unterstützung durch das Management spielt dagegen nur bei 14 Prozent der Befragten eine Rolle.

„Dass technische Komplexität, knappe Ressourcen und Zeitdruck für viele Unternehmen herausfordernd sind, passt zu unseren Beobachtungen in der Praxis – zumal die Unternehmen mehrere Hürden gleichzeitig nehmen müssen. Positiv ist, dass das Management die Umsetzungsverantwortlichen ganz überwiegend unterstützt. Das zeigt, dass das Thema CSRD auch auf der Führungsebene angekommen ist“, so Picard.

Bei Reporting-Softwarelösungen herrscht noch viel Unklarheit

Ein weiteres Studienergebnis lautet: Gut die Hälfte der Unternehmen will Reporting-Softwarelösungen einsetzen, um die CSRD-Berichtspflichten zu erfüllen. 20 Prozent wollen dies nicht tun. Bei mehr als jedem vierten Unternehmen (28 Prozent) ist noch nicht entschieden, ob solche Softwarelösungen zum Einsatz kommen sollen.

Am häufigsten geplant ist der Excel-Einsatz (27 Prozent); jeweils ein knappes Fünftel (19 Prozent) will eine dezidierte Sustainability-Softwarelösung oder das ERP-System nutzen. Nur etwas mehr als jeder zehnte Befragte (12 Prozent) plant, für die Nachhaltigkeitsberichterstattung ausschließlich die Software einzusetzen, die das Unternehmen auch bei der finanziellen Berichterstattung einsetzt. 

Auffällig: Nur 14 Prozent der Befragten fühlen sich gut über die verfügbaren Softwarelösungen informiert, während gut die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) sich die Unterschiede zwischen den Softwarelösungen erst noch erarbeiten muss. Ein knappes Drittel (31 Prozent) hat sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt.

Die vielfach vorhandene Unklarheit über CSRD-Softwarelösungen sei im Grunde nicht überraschend, befindet Picard. Denn parallel zu den regulatorischen Anforderungen entwickeln sich die Softwarelösungen momentan noch sehr schnell weiter. Umso wichtiger sei es, sich frühzeitig damit zu beschäftigen.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Mental healthMental healthSergey Nivens – stock.adobe.com
Assekuranz

So wichtig ist Künstliche Intelligenz für grüne Versicherungen

Soll die Welt ‚grüner‘ werden, gilt das auch für Versicherungen. Sie sind aufgefordert mit ihren Produkten und Angeboten umweltbewusstes Handeln zu fördern und selbst in nachhaltige Projekte zu investieren. André Disselkamp, Gründer und CEO von Insurancy, setzt von Anfang an auf Nachhaltigkeit im Unternehmen und erklärt welche Rolle KI vor allem im Versicherungssektor spielt.

ESG-Wuerfel-536141194-DP-stockwerk-fotodesignESG-Wuerfel-536141194-DP-stockwerk-fotodesign
Nachhaltigkeit

MORGEN & MORGEN kündigt neues Nachhaltigkeits-Rating an

In dem neuen Analyseformat wird untersucht, inwieweit die Unternehmen bereits ihr Engagement zum Thema Nachhaltigkeit wirksam in ihre Unternehmensprozesse implementiert haben. Ein erstes Rating will M&M noch in diesem Jahr veröffentlichen.

Computer, stress burnout or business man with anxiety from bad investment, stock market crash or financial crisis mockup. Problem, headache or crypto trader with forex, bitcoin or NFT trading mistakeComputer, stress burnout or business man with anxiety from bad investment, stock market crash or financial crisis mockup. Problem, headache or crypto trader with forex, bitcoin or NFT trading mistakepeopleimages.com – stock.adobe.com
Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsreporting setzt Mittelstand massiv unter Druck

60 Prozent der Unternehmen haben erkannt, dass sie sich der grünen Transformation in den kommenden Jahren noch mehr als in der Vergangenheit stellen müssen. Aber sie gehen diese noch nicht ganzheitlich an und können die gesetzlichen Anforderungen deshalb kaum erfüllen.

greengreenvegefox.com
Nachhaltigkeit

CSR-Berichte der Versicherer im ESG-Unternehmensranking

Der ESG-Unternehmensranking-Jahrgang 2022 bewertet die CSR-Berichte 2021 von 50 Gesellschaften. Obwohl die Bewertungskriterien verschärft wurden und mehr in die Tiefe geschaut wurde, ist die Entwicklung insgesamt positiv. Nichtsdestotrotz ist das Potenzial noch nicht ausgeschöpft.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”
Ausgabe 03/25

„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”

Dr. Florian Sallmann
"Schema F gibt es nicht mehr"
Ausgabe 10/24

"Schema F gibt es nicht mehr"

Michael Schillinger & Andreas Bahr
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht