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Aktive ETFs vereinen die Vorteile einer automatisierten Aktienauswahl mit denen eines aktiven Portfolio-Managements. Die Abbildung über einen eigens kreierten Index bietet zudem größere Flexibilität bei geringeren Kosten.
Ein Marktkommentar von Markus Fehn, Managing Director bei Chartered Investment und verantwortlich für das Index-Geschäft rund um die eigene Index-Plattform LIXX
Haben Sie sich schonmal gefragt, wo der deutsche Börsenleitindex DAX heute stehen könnte, wenn ihm jene Branchen fehlten, die besonders unter Druck stehen? Was, wenn zum Beispiel zu Beginn des Ukraine-Krieges statt der klassischen Energieversorger und energieintensiven Unternehmen der Chemiebranche vielleicht die Rohstoffproduzenten, erneuerbare Energien oder Rüstungsunternehmen stärker im DAX vertreten gewesen wären? Oder wenn angesichts steigender Zinsen die Banken wieder stärker in den Fokus gerückt und dafür Immobilienaktien aus dem DAX geflogen wären? Ein so optimierter DAX hätte Anlegern sicher eine deutlich höhere Rendite beschert.
Wer mit einem börsengehandelten Fonds (ETF) auf einen marktbreiten Index wie den DAX oder den Dow Jones setzt, macht jedoch nichts falsch: Die Gebühren sind niedrig, das Investment läuft automatisiert und erfordert kaum Eingriffe, und langfristig gelingt es kaum einem Fondsmanager, mittels gezielter Wertpapierauswahl den Index zu schlagen. Zudem sind ETF durch ihre Börsennotierung auch jederzeit handelbar. All diese Vorteile haben dazu geführt, dass 2021 bereits mehr als 10.000 Milliarden US-Dollar in ETF-Investments lagen.
Automatisierte Auswahl plus aktives Management
Doch ein Investment könnte sich besser entwickeln, wenn so ein passiver Indexfonds zumindest die Top-Performer unter den Aktien höher gewichten, sich dafür aber von gebeutelten Branchen vorübergehend trennen könnte. Genau das versuchen die neuen aktiven ETF, indem sie das Beste aus zwei Welten vereinen: Eine weitgehend automatisierte Aktienauswahl anhand eines Indizes bei gleichzeitig aktivem Management des Portfolios durch einen Fondsmanager, der Trends verstärkt und schwache Papiere untergewichtet.
Aktive ETF gehen in der Regel auf zwei verschiedene Arten vor: Entweder die Fondsgesellschaft orientiert ihr Portfolio an einem bereits bestehenden Index und passt die Zusammensetzung sowie Gewichtung innerhalb festgelegter Grenzen immer wieder an. Dann entspricht das Fondsportfolio zwar immer noch im Wesentlichen dem zugrunde gelegten Index, aber eben in optimierter Zusammensetzung und Gewichtung. Oder aber die Fondsgesellschaft lässt sich einen Index mit den gewünschten Optimierungen hinsichtlich Aktienauswahl und Gewichtung maßschneidern, wie sie zum Beispiel LIXX Index Innovation im Kundenauftrag umsetzt und fortlaufend berechnet.
Das einfache Prinzip der Indexberechnung
Der Wert des Index wird anhand der Kurse und Gewichtungen der enthaltenen Basiswerte berechnet. Die zu einem festgelegten Zeitpunkt geltenden Kurse der zugrundliegenden Werte multipliziert mit den Stücken im Index ergeben den Wert und damit die Gewichtung jedes Basiswertes. Der Indexwert entspricht der Summe dieser Werte.
Zudem können weitere Faktoren, beispielsweise zur Risikobegrenzung, in die Indexberechnung eingebaut werden. LIXX hat so bereits Indizes auf Basis von Krypto-Assets realisiert, bei denen entsprechend den Kursentwicklungen automatische Anpassungen der Gewichtungen vorgenommen werden. In dem für das Anlegermagazin Börse Online realisierten Krypto-Index sind immer nur die zehn Kryptowährungen mit der höchsten Marktkapitalisierung enthalten, der Top-Coin wird mit 19 Prozent mehr als doppelt so stark gewichtet wie die neun weiteren Krypto-Assets. Die Verteilung auf zehn Werte senkt gegenüber Einzelinvestments die Verlustrisiken für den Anleger deutlich, gleichzeitig erhöht die Übergewichtung des Top-Coins die Renditechancen.
Ein auf solche Art konstruierter Index kann dann als Basis für einen ETF dienen, der den Index mit realen Investments nachbildet. Der Vorteil: Die Fondsgesellschaft kann die Indexzusammensetzung regelmäßig anpassen, der Investor muss dafür nichts tun. Er profitiert aber von immer noch niedrigen Gebühren, die nur geringfügig über den Kosten für ein rein passives ETF-Investment liegen.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat festgestellt, dass die Gebühren für circa 50 in Deutschland handelbare, aktive ETF in einer Bandbreite von jährlich 0,05 bis 0,85 Prozent liegen. Klassische, aktive Fonds kosten hingegen häufig zwischen 1,5 und 2,5 Prozent. Für Langfristanleger ist das ein immenser Kostenunterschied.
Einen Index eigens für das Anlageziel zu kreieren, hat einen weiteren gewichtigen Vorteil für Anleger: Themen wie Nachhaltigkeit, hohe Dividenden oder Schutz vor hoher Inflation lassen sich viel passgenauer und auch jenseits der gängigen Anlagekriterien umsetzen. So haben Anleger immer die optimierte Auswahl an Aktien in ihrem Indexfonds. Das wirkt sich positiv auf die Rendite aus. Eine Untersuchung aktiver ETF hat bereits nach wenigen Jahren gezeigt, dass auf diese Weise überdurchschnittliche Gewinne möglich sind.
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