Managementberatung: Hohe Nachfrage trifft auf Stellenabbau

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Nachfrage-Boom trifft auf Fachkräftemangel. Das war eine der Kernaussagen für den deutschen Consulting-Markt nach der Covid-19-Pandemie. Die Folgen: Stärkere Recruiting-Anstrengungen, höhere Gehälter und attraktivere Benefits, steigende Honorare und mitunter Ablehnung von Projekten. Und in diese Richtung sollte es angesichts der hohen Nachfrage und der entsprechenden Umsatzerwartungen der Consultants auch weitergehen, besonders im Hinblick auf die Wachstums­themen ESG, digitale Transformation und Krisenresilienz.

Jedoch lassen angekündigte Stellenabbau-Programme von globalen Managementberatungen ebenso aufhorchen wie die sinkende Auslastungsquote bei deutschen Consultants. Überkapazitäten auf der einen und die Möglich­keiten der Künstlichen Intelligenz (KI) auf der anderen Seite tragen zu dieser Entwicklung bei. Auf dieses Spannungsfeld geht die neue Lünendonk-Studie 2023 „Managementberatung in Deutschland“ ein.

Die wichtigsten globalen Trends in der Managementberatung 2023
© Lünendonk

Überkapazitäten

Zum Ende des 1. Quartals und im 2. Quartal 2023 häuften sich Meldungen von großen internationalen Professional-Services-Anbietern über geplante Stellenabbau-Programme. So reagierte beispielsweise EY in den USA eigenen Angaben zufolge auf Überkapazitäten und streicht 3.000 Stellen. Auch KPMG teilte einen Abbau von 5 Prozent der Belegschaft in den USA mit. Gründe seien der konjunkturelle Gegenwind sowie eine überdurch­schnittlich niedrige Fluktuation. McKinsey plant eine Umstrukturierung des Backoffice und baut 1.400 Arbeitsplätze ab. Und das weltweit größte Beratungsunternehmen Accenture will sich von 19.000 Mitarbeitern trennen.

Studienautor und Lünendonk-Geschäftsführer Jörg Hosenfelder stellt fest: „Kunden weltweit reagieren auf die aktuelle Konjunkturlage. Zudem führen die Multikrisen zu Unsicherheit und entsprechender Zurückhaltung. Auch die Managementberatungen selbst zeigen sich zu Beginn des 2. Halbjahres 2023 zurückhaltender im Hinblick auf Rekrutierung und Investitionen.“

Erste Sparprogramme treffen vor allem Mitarbeitende im Backoffice. Auf die internen Support Services – also Funktionsbereiche wie Research und Analyse, Teamassistenz und Design – entfällt der Großteil des Stellenabbaus. „Zudem haben die Beratungsunternehmen in der Post-Corona-Phase überdurchschnittlich viel in neue Mitarbeitende investiert, um der starken Nachfrage zu begegnen“, so Hossenfelder.

Möglichkeiten der KI

Dass weitere Beratungshäuser dem Beispiel von Accenture sowie McKinsey folgen und ein personeller Abbau droht, ist wahrscheinlich. Neben den starken Rekrutierungs-Anstrengungen der Vergangenheit spielen auch die mannigfaltigen Möglichkeiten von KI-Tools eine relevante Rolle im Hinblick auf die Neuaufstellungen.

Mit Blick auf die Zukunft sollen sowohl die Resilienz als auch Transformationskraft der Unternehmen gestärkt werden. Hierbei kommen die zahlreichen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz bei White Collar Workern – also auch den Consultants – zur Geltung.

Abkühlung des Beratungsgeschäfts?

Diese Faktoren könnten als Frühindikator einer Abkühlung des Beratungs­geschäfts wahrgenommen werden. Studienautor Hossenfelder ordnet ein: „Diese Befürchtungen haben sich bisher nicht bewahrheitet, und mit etwas zeitlicher Distanz lassen sich die Stellenkürzungen auch etwas klarer einordnen. Unsere neue Studie belegt indes: Der Ausbildungshintergrund der Consultants hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verändert. In interdisziplinären Teams und durch die omnipräsente Forderung nach Digitalisierungs- und IT-Know-how werden vielfältige Skills benötigt.“ Im Jahr der Pandemie kamen die Topics Remote Consulting und Selbst­organisation dazu. Nun gewinnt die Digitalkompetenz rapide an Bedeutung.

Über die Lünendonk-Studie

Die umfassende Lünendonk-Studie ist Ende Juli 2023 erschienen und kann unter www.luenendonk.de zum Preis von 2.400 Euro zzgl. MwSt. bestellt werden. Für die Studie sind in diesem Jahr 71 in Deutschland aktive Managementberatungen im Zeitraum Februar bis Mai 2023 befragt worden. Diese Studienreihe wird seit über 30 Jahren bei Lünendonk & Hossenfelder jährlich umgesetzt.

Bild (2): Lünendonk