Das deutsche Bildungssystem – Grundstruktur, Stärken und Schwächen

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Bildung ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen, erfüllten Berufsleben und gleichzeitig eine wichtige Basis für die Wirtschaft eines Landes. In der Bundesrepublik gibt es immer wieder Kritik an der Bildung.

Aber wie funktioniert das Schulsystem eigentlich, welche Stärken und Schwächen hat es tatsächlich und wie können Defizite behoben werden?

Die Grundstruktur des deutschen Bildungssystems

Das Bildungssystem in der Bundesrepublik gliedert sich in mehrere Bereiche bzw. Stufen. Der Elementarbereich umfasst dabei die frühkindliche Bildung. Hierbei sind allen voran relevant:

  • Kinderkrippen,
  • Kindergärten
  • sowie die Vorschulklassen.

Primarbereich und Sekundarbereich I

Anders als in späteren Phasen besteht hier keinerlei Pflicht einer Teilnahme. Das ändert sich im Primarbereich, also mit dem Eintritt in die Grundschule. Diese umfasst je nach Bundesland die Klassenstufen 1 bis 4 oder 1 bis 6.

Am Ende dieser Phase wird eine Empfehlung für die weiterführende Schulart im Sekundarbereich I ausgesprochen. Zwar gibt es keine Pflicht, diesem Rat nachzukommen, allerdings kann je nach gewünschter Schulart daraus die Notwendigkeit einer Aufnahmeprüfung resultieren.

Die Sekundarstufe I beinhaltet dann die weiterführenden Schulen, d.h. Teile der Zeit am Gymnasium, die Realschule und je nach Bundesland die Hauptschule oder Realschule Plus. Am Ende dieser Stufe steht ein allgemeinbildender Schulabschluss, der als Basis für eine Berufsausbildung dient.

Sekundarbereich II und Tertiärbereich

Der Sekundarbereich II wiederum umfasst die Berufsschulen und die dualen Berufsausbildungen. Gleichzeitig gehört die gymnasiale Oberstufe, die mit dem Abitur beendet wird, zu diesem Bereich.
Welche Klassenstufen Teil der Oberstufe sind, hängt von der Art des gymnasialen Systems ab. Letzteres ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Im G9-System gehören die Klassen 11 bis 13 zur Oberstufe, bei G8 wiederum die Klassen 10 bis 12. Hinsichtlich der Leistung der Schüler gibt es laut einer Studie aus dem Jahr 2017 zwischen den beiden Varianten nur geringe Unterschiede.

Der Tertiärbereich ist die höchste Stufe des deutschen Bildungssystems. Hierzu gehören die Universitäten sowie die Fachhochschulen – also alle Schulen, die als Ziel einen akademischen Abschluss haben. Zusätzlich sind Akademien, die eine berufliche Weiterbildung ermöglichen, ein Teil dieses Bereichs.

Stärken und Schwächen der deutschen Bildung

So viel zu den Basics. Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick auf die Fragestellung, welche Stärken und Schwächen das deutsche Bildungssystem hat.

Stärken des deutschen Bildungssystems

Einige der positiven Seiten gehen aus dem jährlichen Vergleich der OECD zwischen den Bildungssystemen verschiedener Länder aus dem Jahr 2019 hervor. Die Untersuchung lobt die Vorschulbildung, die Kitas sowie die Bildung für höhere Abschlüsse (also der Elementar- und Tertiärbereich). Vor allem bei den Investitionen in frühkindliche Bildung lag Deutschland zu diesem Zeitpunkt über dem Schnitt.

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Ebenfalls positiv wird die Qualifikation in den MINT-Fächern hervorgehoben. Diese sind:

  • Mathematik,
  • Informatik,
  • Naturwissenschaften
  • und Technik.

Die Zahl von Abschlüssen in diesen Bereichen lag in Deutschland über dem Schnitt. Der Vergleich aus dem Jahr 2022 bestätigte die Stärke in den MINT-Fächern. Offensichtlich sind die deutschen Hochschulen in diesen Fachbereichen gut aufgestellt und daher beliebt.

So gab es 2022 kein Land in der Untersuchung, in dem sich ein höherer Prozentsatz der Studienanfänger (in Deutschland waren es 38 Prozent) für eines dieser Fächer entschied. Wichtig ist das vor allem, um eine personelle Basis zur Bewältigung der Klimakrise und der Energiewende zu schaffen.

Der Bildungsmonitor 2022 des Instituts der Deutschen Wirtschaft zeigt allerdings auf, dass das Interesse seit 2013 stark gesunden ist, was in der Zukunft einige Probleme mit sich bringen könnte.

Die Schwächen

In der gleichen Untersuchung werden darüber hinaus verschiedene Schwächen des deutschen Bildungssystems sichtbar. Dazu gehört unter anderem die Qualität der Bildung. Die Kenntnisse, die Viertklässler in den Fächern Deutsch und Mathematik mitbrachten, sind sichtbar gesunken.
Zusätzlich nimmt der Anteil der Schüler mit großen Lernlücken zu. Hinsichtlich der Ganztagsbetreuung von Grundschülern gibt es zwar eine Verbesserung, allerdings besteht hier nach wie vor einiges an Nachholbedarf.

Bei der Digitalisierung der Schulen zeigen sich ebenfalls Schwächen. Besonders sichtbar wurden diese Defizite im Rahmen der Corona-Pandemie. Ausschlaggebend für die Probleme sind verschiedene Faktoren.

Zum einen ist die Versorgung von Schulen mit schnellem Internet ausbaufähig. In Sachsen verfügen laut der Studie nur etwas mehr als die Hälfte der Schulen über eine solche Leitung. Gleichzeitig gibt es bei der Nutzung von digitalen Medien in den Schulen Nachholbedarf.

Laut einer Untersuchung der Deutsche Telekom Stiftung nutzen nur 39 Prozent der Lehrer diese Mittel täglich in ihrem Unterricht. Im Bundesland mit der umfangreichsten Verwendung (Bayern) liegt der Wert bei 68 Prozent, was auch nur etwas mehr als zwei Drittel der Kräfte entspricht. Gerade vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung der Digitalisierung der Arbeitswelt sind diese Zahlen besorgniserregend.

Ein weiteres Problem ist der Lehrermangel. Laut einer Prognose der Kultusministerkonferenz werden im Jahr 2025 25.000 Lehrkräfte an deutschen Schulen fehlen. Andere Einschätzungen gehen davon aus, dass der Mangel deutlich höher sein könnte. Daraus resultieren Unterrichtsausfälle und eine geringere Qualität der Bildung.

Maßnahmen zur Verbesserung

Bei diesen Defiziten stellt sich die Frage, wie eine Verbesserung der Leistungen der Schüler sowie des Bildungssystems erreicht werden kann. Dabei spielen individuelle Maßnahmen sowie allgemeine Verbesserungen in den Schulen eine Rolle.

Angebote zur individuellen Verbesserung für Schüler

Für eine individuelle Förderung der Schüler können Schulen AGs in verschiedenen Bereichen einführen. Gleichzeitig ist die Teilnahme an Wettbewerben wie Jugend forscht je nach Fach sicherlich attraktiv.
Darüber hinaus sind Angebote außerhalb der Schulen, bei denen die Kinder und Jugendlichen eine Unterstützung erhalten, eine Hilfe. Einige dieser Optionen können die Schüler mittlerweile online wahrnehmen.

Der Studienkreis bietet entsprechende Möglichkeiten. Dazu gehören eine Online-Lernbibliothek sowie die Hausausgaben-Soforthilfe. Nachhilfe gibt es dort ebenfalls auf virtuellem Wege. Die Schüler profitieren doppelt: Zum einen hinsichtlich des Lernstoffes, zum anderen werden sie ganz praktisch mit virtuellen Medien sowie der Online-Kommunikation vertraut gemacht.

Verbesserungen im System

Zur Verbesserung der Bildungsqualität haben Maßnahmen gegen den Lehrermangel eine hohe Relevanz. Die Gewerkschaft Erziehung und Wirtschaft macht auf ihrer Webseite einige Vorschläge, wie das gelingen kann. Hierzu gehören:

  • Unterstützung im Bereich der Verwaltung,
  • bessere Gehälter,
  • Anerkennung ausländischer Abschlüsse,
  • Verbesserung des Lehramtsstudiums,
  • sowie bessere Chancen für Quereinsteiger.

Mit einem Blick auf die Digitalisierung sind ebenfalls Verbesserungen notwendig. Daher wurde bereits im Jahr 2019 der DigitalPakt Schule beschlossen, der ein Investitionsvolumen von 5 Milliarden Euro bis Ende 2024 beinhaltet.

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2020 wurde diese Summe noch einmal um 1,5 Milliarden Euro erweitert. Das Geld soll genutzt werden, um Schulen mit wichtigen Geräten wie Whiteboards auszustatten und die digitale Bildung der Lehrkräfte voranzutreiben. Inwieweit sich diese Investitionen tatsächlich durch eine sichtbare Verbesserung bemerkbar machen werden, bleibt abzuwarten.

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