Bleiben oder wechseln? Diese schwierige Frage stellen sich Investoren meist dann, wenn der Manager eines ihrer Fonds den bisherigen Anbieter verlässt, um entweder zu einem Konkurrenten zu gehen oder eine eigene Fondsgesellschaft zu gründen. Morningstar hat mit Hilfe historischer Daten untersucht, inwieweit die Manager europäischer und US-amerikanischer Fonds in den letzten 30 Jahren in der Lage waren, ihre Investmentfähigkeiten und ihr "Alpha"-Potenzial von ihrer alten Firma auf ihre neue zu übertragen.
Meist werden Fondsmanager dann von einem Konkurrenten abgeworben oder starten ihre eigene Firma, wenn sie eine attraktive Erfolgsbilanz aufgebaut haben. Daher ist es für Anleger verlockend, ihnen zu folgen. „Tatsächlich zeigt unsere Studie, dass Fondsmanager in den ersten Jahren nach einem Wechsel kurzfristige Erfolge aufweisen“, sagt Mathieu Caquineau, Director of Equity Research bei Morningstar.
"Das liegt vermutlich daran, dass sie weiter auf dem bewährten Anlagestil surfen, der sie für die neue Aufgabe empfohlen hat", so Caquineau weiter. Außerdem profitieren sie in vielen Fällen davon, dass sie in den ersten Jahren in ihrem neuen Job weniger Geld verwalten, was es ihnen leichter mache, eine Outperformance zu erzielen.
Anleger sollten jedoch bezweifeln, dass sich vergangene Erfolge auf lange Sicht einfach wiederholen lassen, so der Experte. Portfoliomanager erzielen bei ihrem neuen Unternehmen langfristig weniger Alpha als bei ihrem früheren Arbeitgeber. Dennoch scheinen Investoren mit dem neuen Fonds ein besseres Ergebnis zu erzielen, als wenn sie bei ihrem alten Fonds bleiben. Denn nach dem Weggang des bisherigen Managers ist das Alpha seines alten Fonds niedriger als seine Leistung beim neuen Fonds.
„Das Generieren von Alpha ist eine Mischung aus Glück und Fähigkeiten“, so Caquineau. „Daher überrascht es nicht, dass wir keine starke Beziehung sehen zwischen dem Alpha bei der alten Firma und dem bei der neuen.“ Vielmehr zeigten die Daten eine große Schwankungsbreite um den Mittelwert.
Das bedeutet: „Manager mit einer großartigen Erfolgsbilanz bei ihrem ersten Arbeitgeber können bei der neuen Firma Werte vernichten. Umgekehrt können sich Fondsmanager mit einer anfänglich schlechten Erfolgsbilanz bei einem neuen Arbeitgeber erheblich verbessern“, so der Experte.
Seiner Ansicht nach schaffen es zwar einige Manager, erfolgreich zu ihrem neuen Unternehmen zu wechseln und weiterhin Überschussrenditen für die Anleger zu erwirtschaften, aber wer sich nur auf die anfängliche Erfolgsbilanz verlässt, verliert. „Andere Faktoren verbessern dagegen die Erfolgschancen für Investoren – so etwa gleichgerichtete Interessen in der neuen Firma, die Übereinstimmung von Unternehmenskultur und Investmentphilosophie, der Umfang der Ressourcen, die Teamdynamik und die Gebühren“, erklärt Caquineau.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Die Rede vom ESG-Sterben ist stark übertrieben
Die ESG-Landschaft hat sich in den letzten 20 Jahren erheblich entwickelt. Anstatt zu verenden, ist sie vielmehr „gut gereift“. Investitionen sollten also immer aus dem Blickwinkel betrachtet werden, dass es um langfristige Lösungen für strukturelle Probleme geht.
Aktive Fondsmanager beeindrucken nicht
In dem für Investoren schwierigen Jahr 2022 hätte man erwarten können, dass aktive Manager ihre passiven Konkurrenten leicht schlagen, da diese in der Regel den gesamten Abwärtstrend der Marktbewertungen mitnehmen. Doch konnte ihre Erfolgsquote in den EAA-Kategorien nicht beeindrucken.
Kaum ein Fondsmanager schlägt den Markt
Themenfonds und aktives Investieren erfreuten sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Doch die Performance beider Ansätze unterlag bisher in der Regel den Weltaktienindizes. Selbst Fondsmanagern gelingt es nicht mehrheitlich, den Markt zu schlagen.
Aktienfonds haben deutlich an Mittel verloren
Gedrückte Anlegerstimmung im Juli: Alle wichtigen Anlageklassen, mit Ausnahme von Geldmarktfonds, verzeichneten Nettomittelabflüsse. Aktien und Rohstoffe waren am stärksten betroffen. Nur ETFs auf festverzinsliche Wertpapiere verzeichneten geringe Zuflüsse.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Zwischen Zauber und Zahlen: Warum deutsche Aktien wieder Chancen bieten
Trotz Konjunktursorgen, geopolitischer Spannungen und struktureller Probleme sehen viele Anleger wieder Potenzial im deutschen Aktienmarkt. Portfoliomanager Olgerd Eichler von MainFirst nennt sechs gute Gründe – mit überraschend positiven Langfristaussichten.
Höhere Pfändungsfreigrenzen ab 1. Juli 2025: Was das für Gläubiger bedeutet
Zum 1. Juli 2025 steigen die Pfändungsfreigrenzen – für Schuldner:innen bedeutet das mehr finanzieller Spielraum, für Gläubiger hingegen weniger pfändbare Beträge und längere Rückzahlungszeiträume. Was das konkret heißt und worauf Gläubiger jetzt achten müssen.
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.