Realität und Erwartungshaltung an ESG und Cyber Security in einem Sanierungskonzept klaffen zwischen Unternehmen und Banken weit auseinander. Auch im Bereich Markt & Vertrieb werden diese Themen sehr unterschiedlich bewertet.
Dies zeigt eine Umfrage der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH (W&P) unter rund 70 Sanierungsbankern. Diese Diskrepanz birgt erhebliche Risiken mit negativen Auswirkungen bis hin zur Ablehnung neuer Finanzierungsanfragen.
ESG im Sanierungskonzept: Künftig ein Muss
Während ESG aktuell weder deskriptiv noch in den Financials von Sanierungskonzepten priorisiert wird, erwarten 57 Prozent der befragten Banken künftig verbale Beschreibung von Risiken, ihre Abbildung in der Planung sowie die Definition konkreter ESG-Maßnahmen. Die Gefährdung einer positiven Sanierungsaussage bei Nichtberücksichtigung von ESG-Aspekten beurteilen die Befragten unterschiedlicher: Nur rund die Hälfte stuft diesen Fall als kritisch ein, wodurch erhebliches Konfliktpotential in Finanziererkreisen möglich ist.
Cyber Security im Sanierungskonzept: Bedeutung nimmt zu
Banken stufen künftig den Stellenwert von Cyber Security deutlich höher ein als bisher. Da es sich um eine reale und konstante Bedrohung handelt, gaben 75 Prozent der Befragten an, dass ein Sanierungskonzept zukünftig konkrete Maßnahmen zur Risikoreduzierung enthalten muss – hinsichtlich der Finanzierung sind die Banken auch überwiegend (73 Prozent) gewillt, diese zu übernehmen.
W&P-Partner und Studienleiter Daniel Emmrich: „Die Botschaften der Sanierungsbanken sind klar: Sanierungsberater kommen künftig in Sanierungskonzepten an den Themen ESG und Cyber Security nicht vorbei – Unternehmen müssen sich diesen Herausforderungen auch in Krisenzeiten stellen“.
ESG im Markt & Vertrieb: Fokus auf „E“ & „S“
Das Thema ESG gewinnt auch im Reporting zunehmend an Bedeutung. Parallel wird das Risiko, dass sich durch Stapelkrisen ein deutlicher, gegebenenfalls nicht finanzierbarer, Investitionsstau gebildet hat, erkannt. Aus Sicht von Markt & Vertrieb kommen laut der Befragten höhere Risiken auf die Unternehmen zu: Insbesondere Umsatzentwicklung, Finanzierungsfähigkeit und Kostenstruktur werden genannt.
Cyber Security im Markt & Vertrieb: Geringe Bedeutung
Cyber Security erfährt im Rahmen der Kreditvergabe eine untergeordnete Priorität und wird aus der Marktperspektive als „versicherbares Risiko“ betrachtet. Folgerichtig wird es bei der Kreditvergabe nicht priorisiert, die Dokumentationsanforderungen sind gering.
Fazit
„ESG-Aspekte werden den Prozess der Kreditvergabe maßgeblich mitbestimmen“, so Eva Ringelspacher, Mitglied der Geschäftsleitung bei W&P. „Cyber Security-Risiken hingegen können durch Versicherungen abgedeckt werden und haben somit keinen entscheidenden Einfluss auf die Kreditvergabe“.
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Weitere Verschärfung bei der Vergabe von Krediten
Während Banken weiter ihre Kreditvergabebedingungen verschärfen, sinkt kontinuierlich die Kreditnachfrage von Unternehmen und Verbrauchern. Dies deutet darauf hin, dass die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung noch nicht in vollem Umfang im System angekommen sind.
Geplante Gesetzesnovelle schwächt Aktionäre
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